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Watvögel & Möwen

Watvögel werden auch Limikolen genannt, was soviel bedeutet wie „Sumpfbewohner“. Die meisten Watvogelarten leben demzufolge in feuchten Gebieten an Flachküsten, an Ufern von Binnengewässern, in Tundren, Mooren, feuchten Wäldern oder verschiedenen nassen Wiesen. Watvögel sind, wie nur wenige andere Vogelgruppen, weltweit verbreitet und kommen in allen Erdteilen vor. Sie bewohnen alle Klimazonen der Erde.

Zugvögel

In Europa sind fast alle Watvögel Zugvögel, die sich nach der Brutsaison für den Zug in die Überwinterungsgebiete in Scharen zusammenschließen. Auf ihrer Route machen sie, wenn es die Witterung erfordert oder das Nahrungsangebot gut ist, an günstigen Plätzen Rast. Einige Arten überwintern in Westeuropa oder ziehen nur bis zum Mittelmeerraum. Die Mehrzahl fliegt jedoch nach Afrika, in das südliche Asien oder selbst nach Australien.

Der Kleine Goldregenpfeifer beispielsweise zieht von Nordamerika über den Stillen Ozean bis zu den Hawaii-Inseln, während der Küstenstrandläufer von Grönland quer über die Kontinente nach Australien fliegt. Watvögel sind ausdauernde Flieger, einige von ihnen legen den langen Zugweg von mehreren tausend Kilometern im Nonstop-Flug zurück. In der Brutzeit konzentrieren sich viele Arten auf die Küsten Nordeuropas und auf das Wattenmeer.

Watvögel werden auf dem Zug in diversen Biotopen und weit von ihren Brutorten entfernt angetroffen. Auch tauchen immer wieder Irrgäste auf, die normalerweise nicht in unseren Breiten vorkommen. Sie werden mit starken Luftströmungen verdriftet oder auf dem Zug durch verschiedene Ursachen fehlgeleitet.

Systematik

Die Limikolen werden in 8 Familien unterteilt. Einige Familien beinhalten nur wenige Arten wie beispielsweise Austernfischer, Stelzenläufer, Triele, Brachschwalbenartige, Goldschnepfen und Reiherläufer. Eine große Familie bilden die Regenpfeifer, die größte Familie bilden die Schnepfen mit 51 Arten.

Körperbau

Die Größe der Watvogelarten variiert stark, manche sind so klein wie Singvögel (Temnickstrandläufer), andere so groß wie Bussarde (Großer Brachvogel). Die Schnabelformen (von kurz und gerade bis lang und gebogen) sind genauso vielfältig wie die verschiedenen Ernährungsweisen der Vögel. Alle Schnäbel sind ideale Werkzeuge für die Nahrungssuche im weichen Boden. An der Schnabelspitze befindet sich ein sehr feines Tastsinnesorgan. Deswegen dient der Schnabel sowohl als Sonde wie auch als Greiforgan.

Männchen und Weibchen sind bei den meisten Arten vor allem im Schlichtkleid gleich gefärbt. Zur Brutzeit sind die Männchen aber deutlich von den Weibchen unterscheidbar, weil sie dann auffällige Gefiedermerkmale ausbilden. Beispiele hierfür sind das Kampfläufer-Männchen, das einen bunten Kragen und eine Halskrause ausbildet, das Kiebitzmännchen mit seinen längeren Scheitelfedern und das Säbelschnäbler-Männchen, welches einen längeren, weniger aufwärts gebogenen Schnabel besitzt. Meistens sind die Männchen größer als die Weibchen. Das Bestimmen von Watvögeln ist nicht einfach, da sie die meiste Zeit des Jahres das sogenannte Schlichtkleid tragen, bei dem typische Gefiedermerkmale, die zur Brutzeit klar erkennbar sind, fehlen oder stark verschwimmen.

Fortpflanzung

Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Watvögel Bodenbrüter. Unter den europäischen Vertretern legen der Waldwasserläufer und gelegentlich der Bruchwasserläufer ihre Eier in verlassene Nester von Drosseln und anderen Vögeln, gelegentlich auch in Eichhörnchennester (Kobel), die in Bäumen oder Büschen zu finden sind.

Watvögel geben sich mit dem Bau des Nestes keine große Mühe. Die flache Nestmulde wird dürftig mit dem in der Umgebung vorhandenen Material (Grashalme, Blätter, Moos, Flechten, Federn) ausgekleidet. Die Gelege des Austernfischers und des Sandregenpfeifers liegen oft auf einer Unterlage zusammengetragener Muschelschalen-Bruchstücke. Die Eier mancher Arten, wie z.B. des Seeregenpfeifers, werden in das Material, welches die Nestmulde ausfüllt, komplett eingehüllt. Innerhalb einer Art kann sich dabei die Ausstattung des Nestes von Gelege zu Gelege individuell stark unterscheiden. Die meisten Arten formen nur eine kleine Mulde, welche die Gelege am besten tarnt.

Fast alle Watvögel legen regelmäßig 4 Eier, die bei optimaler Anordnung, d.h. mit dem spitzen Pol jeweils nach innen, am leichtesten zu bebrüten sind. Umfangreichere Gelege entstehen durch das Zusammenlegen der Eier von zwei Weibchen in einem Nest. Einige wenige Arten wie der Mornell- und Seeregenpfeifer sowie die Brachschwalben legen regelmäßig 3, der Triel immer nur 2 Eier.

Der Reiherläufer macht mit nur einem sehr großen Ei, das etwa 25 Prozent des Eigengewichts ausmacht, eine Ausnahme. Es wird in eine im Ufersand selbstgescharrte, etwa 1 m lange Erdröhre gelegt. Dies ist eine Anpassung an die extrem hohen Temperaturen in seinen Brutgebieten, die teilweise in den heißesten Zonen der Erde liegen.

Watvögel brüten in der Regel nur einmal im Jahr, außer, wenn sie ihr Erstgelege frühzeitig verlieren. In diesem Fall legen sie in kurzer Zeit ein zweites Gelege nach. Einige Arten brüten regulär zweimal im Jahr, zum Beispiel die Waldschnepfe, die Bekassine, die Zwergschnepfe und der Triel. Einige Arten, die in arktischen Gebieten brüten (Sanderling, Zwergstrandläufer), versuchen, hohe Tierverluste durch Witterungseinflüsse oder durch den langen Zugweg auszugleichen, in dem sie zwei Bruten gleichzeitig beginnen, die dann parallel von Männchen und Weibchen ausgebrütet werden.

Die Eier der Watvögel sind relativ groß. Kleinere Arten legen größere Eier als größere Arten. Der Große Brachvogel, der größte Watvogel, wiegt 900 g, sein Ei 72 g, das sind etwa 8 Prozent seiner Körpermasse. Der deutlich kleinere Flußuferläufer wiegt 45 g, sein Ei aber 12 g. Dies macht etwa 26 Prozent seines Eigengewichts aus. Die Eier sind durch ihre Färbung dem jeweiligen Untergrund des Neststandorts optimal angepasst und dadurch getarnt.

Meistens brüten die Partner abwechselnd. Bei Mornellregenpfeifern und Wassertretern brüten jedoch nur die Männchen, die sich auch um die anschließende Führung der Jungen alleine kümmern müssen. Bei Kampfläufer und Waldschnepfe übernimmt ausschließlich das Weibchen diese Aufgaben.

Die Watvogel-Jungen sind Nestflüchter. Nachdem ihr Gefieder nach dem Schlüpfen abgetrocknet ist, verlassen sie das Nest und lernen schnell, selbständig Nahrung aufzunehmen. Die Altvögel der Arten, deren Jungen sich erst bei Erreichen der Flugfähigkeit selbständig ernähren können, müssen ihre Jungen bis dahin füttern. Sie bleiben somit im Nest oder in dessen näherem Umfeld. Dies ist bei Brachschwalben, Seeschwalben und Möwen der Fall.

Nahrung

Der Watvogel ergreift seine Beute, ohne das mit dem Schnabel gestocherte Loch erweitern zu müssen, in dem er den vordersten Teil seines Oberschnabels leicht anhebt. So ernährt er sich auch nachts, was bedeutet, dass die Nahrungssuche der Wattbewohner eher durch die Gezeiten gesteuert wird als durch die Lichtverhältnisse. Säbelschnäbler nehmen, während sie in seichtem Wasser zügig voranschreiten, alle Beutetiere von der Wasseroberfläche auf. Steinwälzer drehen Steine und andere Materialien um. Sie haben sich so eine Nahrungsnische an den Küsten erschlossen.

Der Austernfischer, der übrigens keine Austern, sondern vor allem Krebse und Miesmuscheln frisst, öffnet diese mit einem eigens dafür geformten Meißelschnabel. Regenpfeifer haben kurze Schnäbel zum Aufpicken von Beutetieren, denen sie auch schnell hinterherrennen können. Gleich einer Amsel trippeln Regenpfeifer und Kiebitz auf dem Boden und bringen durch die dabei verursachten Erschütterungen Würmer an die Oberfläche.