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Parkour

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wird Parkour Earth in Reaktion auf die Aktivitäten der Federation International de Gymnastique (FIG) und der Internatoinal Parkour Federation (IPF) gegründet.
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beginnt die Entwicklung der "méthode naturelle" durch George Hérbert, eine militärische Trainingsmethode, die als historische Grundlage der Bewegungsform Parkour gilt.
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wurde die International Parcour Federation (IPF) gegründet.
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wurde die Ausübung von Parkour wegen zu vieler Beschwerden im Zusammenhang mit der Sportart in Horsham, UK, verboten. Die Stadt war wegen ihrer vielen flachen Häuser so etwas wie ein Parkour-Hotspot in Großbritannien.
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gründete sich die Parkour Trainingsgruppe Yamakasí.

Die folgenden Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem DTB erstellt.

Parkour (PK) ist eine Art der Fortbewegung, die sich ausschließlich der Fähigkeiten des eigenen Körpers bedient, um effizient von einem Punkt zum nächsten zu gelangen. Die Parkourläufer*innen, auch Traceur*innen genannt, bestimmen ihren eigenen Weg durch den urbanen oder natürlichen Raum. Durch die Kombination verschiedener Bewegungen gilt es, konstruierte oder natürliche Hindernisse bestimmter Spots möglichst effizient zu überwinden, wobei Bewegungsfluss und -kontrolle im Vordergrund stehen. Aus diesem Grund wird Parkour auch häufig als „Kunst der effizienten Fortbewegung“ bezeichnet. Parkour fördert die Selbstverbesserung auf allen Ebenen, kann körperliche und geistige Grenzen offenbaren und bietet Wege, diese zu überwinden. FreeRunning und L’Art du Deplacement (ADD) unterscheiden sich in einigen Facetten vom ursprünglichen Parkour und können nicht mit diesem gleichgesetzt werden. Dennoch wird der Begriff Parkour häufig als Sammelbegriff für alle Ausprägungen der Sportart verwendet (1, 2, 3).

(1) Krick, F., Walther, C. (2014). Parkoursport. Le parkour und Freerunning für Schule und Verein. Wiebelsheim: Limpert Verlag GmbH.

(2) Hesse, G. (o.J.). PKM – Parkour Spirit. Zugriff am 19.10.2020 unter: http://parkour-movement.com/team/trainings-philosophie-werte/

(3) Witfeld, J., Gerling, I. E., Pach, A. (2010). Parkour und Freerunning. Entdecke deine Möglichkeiten. Aachen: Meyer und Meyer.

Wichtige Verhaltensregeln beim Parkour sind vor allem die Rücksichtnahme auf andere sowie die ehrliche Selbsteinschätzung, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden (4). Häufig wird Parkour in urbanen Räumen durchgeführt, weshalb kaum umweltspezifische Verhaltensregeln existieren. Grundsätzlich gilt es jedoch, wie bei jeder anderen Natursportart, die Umwelt zu respektieren. Traceur*innen sollten bei der Ausübung ihres Sportes, sei es in natürlichen oder urbanen Räumen, nichts zerstören oder markieren und keinen Müll hinterlassen. Diese „Leave no Trace“-Philosophie wird im Zusammenhang mit dem Parkoursport häufig erwähnt (5).

Zusätzlich werden folgende Verhaltensregeln formuliert:

  1. Zeige Respekt vor deiner Umwelt und deinen Mitmenschen!
    Halte dich von sensiblen Gebieten wie Kirchen, Gedenkstätten oder Polizeistationen fern. Sprich zudem andere Nutzer der Flächen an, ob es in Ordnung für sie ist, wenn du dort trainierst, und erkläre ihnen notfalls, was du tust.
  2. Leave no Trace!
    Orte, an denen du trainiert hast, solltest du genauso zurücklassen wie du sie vorgefunden hast. Hinterlasse keinen Müll oder sonstige Spuren, die darauf hinweisen, dass du dagewesen bist. Im Optimalfall räumst du den Spot sogar auf!
  3. Kenne deine Grenzen!
    Wenn du weißt, dass du für eine bestimmte Bewegung noch nicht bereit bist, führe sie nicht durch, um Gefahren für dich und andere zu vermeiden.
  4. Es gibt immer mehr als einen Weg!
    Wenn du an einer Stelle nicht weiterkommst, konzentriere dich auf das, was du kannst, und setzte dort an.
  5. Erst denken, dann handeln!
    Bevor du eine Bewegung ausführst, gehe sie im Kopf genau durch und beginne nur, wenn du die richtige Einstellung hast und dich wohlfühlst.
  6. Respektiere andere!
    Jeder darf trainieren, was er möchte, ohne dafür verurteilt zu werden. Parkour ist kein Wettkampf: Ihr trainiert alle zusammen.
  7. Unterstütze andere!
    Erfahrene Athleten sollten Anfänger immer unterstützen. Schon in der „méthode naturelle“ ging es darum, athletische Fähigkeiten mit Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit und Tapferkeit zu vereinbaren.
  8. Sei bescheiden!
    Gib nicht mit deinen Fähigkeiten an, sondern hilf anderen, diese selbst zu erlernen (4, 6, 7).

(4) Witfeld, J., Gerling, I. E., Pach, A. (2010). Parkour und Freerunning. Entdecke deine Möglichkeiten. Aachen: Meyer und Meyer.

(5) Raymen, T. (2019). Parkour, Deviance and Leisure in the Late-Capitalist City: An Ethnography. Bingley: Emerald Publishing Limited.

(6) o.A. (2014). The Rules of Parkour. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.reddit.com/r/Parkour/comments/1zhx7t/the_rules_of_parkour/

(7) Widmer, R. (2016). Burner: Parkour.Schorndorf. Hofmann Verlag.

Da es sich bei der Sportart Parkour im Vergleich zu den traditionellen Sportarten um eine relativ junge Sportart handelt, ist der Organisationsgrad sehr niedrig. Vor allem auf regionaler und lokaler Ebene gibt es selten Vereinsstrukturen. In vielen größeren Städten gibt es jedoch mittlerweile kommerzielle Anbieter oder informelle Gruppen, die Parkourkurse und -trainings anbieten und so den Sport fördern. 2005 gründete David Belle die Parkour World Wide Association (PAWA), von der er sich jedoch kurz darauf wieder distanzierte (8). Auf internationaler Ebene existieren die World Freerunnning Parkour Federation (WFPF) sowie die International Parkour Federation (IPF) und Parkour Earth. Die WFPF setzt sich mit der sicheren und verantwortungsbewussten Weiterentwicklung des Parkour und des FreeRunnings auseinander. Die WFPF ist eine Organisation aus den USA mit Athlet*innen aus der ganzen Welt, die sich zusammengeschlossen haben, um den Sport und die Philosophie von Parkour dem Mainstreampublikum zugänglich zu machen (9). Jedoch werden sie international innerhalb der Szene nicht als Dachverband anerkannt oder wahrgenommen.

Die International Parkour Federation wurde 2014 gegründet, um einen Weltverband zu schaffen und abzuwenden, dass Parkour unter die Federation International de Gymnastique (FIG) fällt. Die IPF möchte Parkour und ähnliche Disziplinen durch weltweite, aber auch lokale Wettbewerbe, gemeinnützige Initiativen, Gemeinschaftsbildung und die Schaffung von nationalen Parkour-Verbänden auf der ganzen Welt fördern. In Deutschland gibt es bislang keinen von der IPF anerkannten nationalen Parkour-Verband (10).

In Antwort auf den Vorstoß der FIG und der IPF, die szeneintern meist eher als amerikanisches Unternehmen und weniger als Verband wahrgenommen wird, gründete sich 2018 Parkour Earth. Darunter haben sich die größten bisher existierenden nationalen Dachverbände zusammengeschlossen. Auch ihr Ziel ist der Schutz der Disziplinen Parkour/FreeRunning/ADD und ihrer Werte sowie die Wahrung ihrer Interessen gegenüber Externen (11). Seither befinden sich Parkour Earth und die IPF im Kampf um die Anerkennung der Szene und der internationalen Institutionen.

Seit Kurzem ist der Parkoursport auch eine anerkannte Disziplin der Federation Internationale de Gymnastique (FIG) und entsprechend des Deutschen Turner-Bundes e.V. Die FIG ist auch Veranstalterin des Parkour World Cup.

(8) Krick, F., Walther, C. (2014). Parkoursport. Le parkour und Freerunning für Schule und Verein. Wiebelsheim: Limpert Verlag GmbH.

(9) World Freerunning Parkour Federation (Hrsg.). (o.J.). World Freerunning Parkour Federation. Know Obstacles, Know Freedom. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://wfpf.com/

(10) International Parkour Federation (Hrsg.). (o.J.). International Parkour Federation. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://internationalparkourfederation.com/

(11) Parkour Earth (Hrsg.). (o.J.). Parkour Earth. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.parkour.earth/

Wenn Parkour in urbanen Räumen durchgeführt wird, bestehen kaum Reglements, an die sich die Traceur*innen halten müssen, solange sie nichts beschädigen und niemanden gefährden. An Geländern, Bänken und Mauern, die Teil des öffentlichen Raumes sind, dürfen Traceur*innen also ihre Bewegungen trainieren. Jedoch kommt es immer wieder zu Diskussionen über Versicherungsschutz und die Verkehrssicherungspflicht.

Dem öffentlichen Raum steht der private Raum gegenüber. Auf privatem Gelände muss zunächst eine Genehmigung des Eigentümers eingeholt werden, um die Hindernisse dieses Raums für den Parkoursport nutzen zu dürfen. Entsprechend kann Parkour in jedem öffentlichen Raum ausgeübt werden. Problematisch ist oftmals, dass nicht genau zugeordnet werden kann, wo ein öffentlicher Raum endet und ein privater beginnt. Parkoursportler*innen müssen besonders achtsam sein, um private Räume zu erkennen und bestmöglich zu vermeiden.

Weiterhin sollten keine Trittspuren und Fußabdrücke an Mauern oder ähnlichem zurückbleiben, um Konflikten oder gar einer Anzeige wegen Sachbeschädigung aus dem Weg zu gehen.

Auch Wälder eignen sich für das Parkourtraining. Allgemein wird durch § 14 Abs. 1 des BWaldG geregelt, dass die Betretung des Waldes zum Zwecke der Erholung gestattet ist, jedoch auf eigene Gefahr – besonders in Bezug auf die waldtypischen Gefahren – erfolgt (12). Zu waldtypischen Gefahren zählen unter anderem abbrechende Äste, umstürzende Bäume, Schlaglöcher, hervorstehende Steine auf Feld- und Waldwegen, Steinschlag, Glatteis, Schneeverwehungen und Lawinen. Der § 59 Abs. 1 BNatSchG schließt zudem das Recht ein, die freie Landschaft auf Straßen und Wegen sowie auf ungenutzten Grundflächen zum Zwecke der Erholung betreten zu dürfen. Zum Betreten wird unter anderem Spazierengehen, Wandern und Nordic Walking gezählt (13).

(12) Bundeswaldgesetz vom 2. Mai 1975 (BGBl. I S. 1037), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 17. Januar 2017 (BGBl. I S. 75) geändert worden ist.

(13) Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15.September 2017 (BGBl. I S. 3434) geändert worden ist.

Parkour im urbanen Raum wird sowohl in klassischer urbaner Umgebung, wie beispielsweise Industriegebieten und Innenstädten, als auch in naturnaher Umgebung, wie städtischen Grünanlagen und Parks oder allgemein auf Freiflächen, ausgeübt. Zudem können sich Traceur*innen auch in der freien Landschaft bewegen. Dabei sind das Vorhandensein von Hindernissen, geeignete Untergründe und die Erreichbarkeit des Spots entscheidende Variablen. Soziale Faktoren wie das Treffen mit Freunden oder der Raum für Selbstdarstellung spielen ebenso wie psychische Faktoren der Entspannung und Privatsphäre bei der Wahl des Trainingsortes eine relevante Rolle.

Da Traceur*innen im urbanen Raum ausschließlich die vorhandene Infrastruktur nutzen, sind keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten. In der freien Landschaft bewegen sich Traceur*innen jedoch auch abseits gekennzeichneter Wege, um Hindernisse zu finden und zu bezwingen. Selbst bei höchster Achtsamkeit kann es, bspw. eine Landung nach einem Sprung, zu Störungen der Tierwelt und Zerstörung der Flora und Fauna führen. Dieser Fall ist jedoch sehr selten, da sich Parkoursportler*innen überwiegend auf die Ausübung im urbanen Raum beschränken. Eines der wichtigsten Gebote des Parkoursports ist dennoch die Rücksichtnahme. In vielen Büchern, aber auch in Internetforen, wird darauf hingewiesen, dass nichts beschädigt und kein Müll zurückgelassen werden sollte. Dies gilt sowohl für den urbanen als auch für den natürlichen Raum. In der Parkour-Community hat die „Leave no Trace“-Philosophie in jeder Umgebung höchsten Stellenwert (14, 15).

(14) Witfeld, J., Gerling, I. E., Pach, A. (2010). Parkour und Freerunning. Entdecke deine Möglichkeiten. Aachen: Meyer und Meyer.

(15) o.A. (2014). The Rules of Parkour. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.reddit.com/r/Parkour/comments/1zhx7t/the_rules_of_parkour/

Kritiker*innen der Sportart führen an, Parkour könne für die Sportler*innen gefährlich sein, fördere das unerlaubte Betreten von Privatgelände und ziehe häufig Sachbeschädigung nach sich. Im Laufe der Jahre sind mehrere Personen bei riskanten Stunts ums Leben gekommen, als sie bspw. von Dach zu Dach zu springen versuchten oder in großer Höhe an Vorsprüngen und Geländern kletterten (16). Erfahrene Parkoursportler*innen wiederum entgegnen, dass bei richtigem und vernünftigem Training weder für die Sportler*innen noch für Gebäude oder andere Hindernisse eine Gefahr bestehe. Durch das Fehlverhalten weniger wird die Sportart jedoch oft in ein schlechtes Licht gerückt. Vor allem, da moderne Trends wie das Roofing, Urbex oder Trainsurfing meist fälschlicherweise mit Parkour in Verbindung gebracht oder gar gleichgesetzt werden. Im Jahr 2016 wurde in Großbritannien die Ausübung des Parkoursports in der Stadt Horsham per Gesetz sogar verboten. Anwohner*innen und Geschäftsinhaber*innen hatten sich zuvor über die vielen Parkoursportler*innen in der Innenstadt, insbesondere auf Hausdächern und Privatgrund, beschwert (17). Jedoch heißt es aus der Szene, dass der Großteil der problematischen Auseinandersetzungen mit Nicht-Traceur*innen vorgefallen sein soll. Auch in Teilen New York Citys ist Parkour mittlerweile verboten (18).

(16) Smith, L. (2017). Die Stadt als Hindernis: Parkour aus aller Welt. National Geographic World. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.nationalgeographic.de/reise-und-abenteuer/2017/11/die-stadt-als-hindernis-parkour-aus-aller-welt

(17) Renhard, J. (2016). Horsham Has Become The First UK Town To Ban Parkour, But Will It Do More Harm Than Good?. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://mpora.com/parkour/uk-town-bans-parkour#cuvBVot31jIr4clF.97

(18) Waywell, D. (2018). Enter the thrilling and daring world of parkour. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.thenational.ae/lifestyle/enter-the-thrilling-and-daring-world-of-parkour-1.734003

Die „méthode naturelle“, entwickelt Anfang des 20. Jahrhunderts durch den französischen Marineoffizier Georges Hébert, gilt als historische und philosophische Grundlage der Bewegungsform Parkour. Ursprünglich handelte es sich um eine vor allem für Soldaten entwickelte Trainingsmethode, die jedoch von Hébert auch an Universitäten unterrichtet wurde. Raymond Belle, der Vater von David Belle, lernte die „méthode naturelle“ als Soldat kennen und nutzte sie, um sich selbst zu trainieren. David übernahm die Philosophie seines Vaters, dass Training und Bewegungen etwas Nützliches anhaften müsse. In den Wäldern der Normandie übte er Laufen, Springen, Klettern und Balancieren. Nachdem die Familie nach Lisses umgezogen war, übertrug er die in der Natur erworbenen Fähigkeiten in die urbane, städtische Umgebung. Gemeinsam mit Freunden, unter ihnen Sebastien Foucan, trainierte David Belle fortan den Sport, den sie selbst „le Parcours“ oder „l'Art de Déplacement“ nannten. Ihrer Trainingsgruppe gaben sie 1997 den Namen Yamakasí.

Belle und Foucan trennten sich von der Gruppe Yamakasí. Belle entwickelte den Begriff Parkour, der als Kunst der effizienten Fortbewegung steht, während Foucan den Begriff FreeRunning unter dem Motto „Follow your way“ prägte. Belles Parkourbegriff verfolgte dabei vor allem den Gedanken der Effizienz und Zielstrebigkeit, während die Idee des FreeRunnings einen offeneren Ansatz verfolgte und beispielsweise kreative und akrobatische Bewegungen miteinschloss.

Parkour verbreitete sich, besonders unter der jungen Innenstadtbevölkerung, über informelle Netzwerke, Internetforen und insbesondere durch seine virtuelle Präsenz auf Websites wie YouTube. Zur Verbreitung trugen auch Parkourszenen in Hollywoodfilmen und Musikvideos sowie in Werbeclips bei (19, 20, 21).

Obwohl weder Belle noch Foucan Parkour oder FreeRunning als Wettkampfsport bezeichnen, gibt es mittlerweile einige Wettbewerbe wie bspw. die Red Bull „Art of Motion“ (seit 2007), die „AirWipp Challenge“, die „North American Parkour Championship“, den FIG World Cup oder die WFPF World Cup Series, um die Größten zu nennen.

In einigen Städten gibt es auch extra Trainingsparks für Parkour und FreeRunning im Freien und auch immer mehr kommerzielle Anbieter bauen Indoortrainingshallen (Bsp. Move Artistic Dome Köln) (22).

(19) Glichrist, P., Wheaton, B. (2011). Lifestyle sport, public policy and youth engagement: examining the emergence of parkour. International Journal of Sport Policy and Politics, Volume 3 issue 1, 109–131.

(20) Lenzenhofer, J. (2012). Eine didaktisch-methodische Evaluierungsstudie zum Stellenwert und zu den Vermittlungsstrategien von Trendsportarten (Parkoursport und Slacklinen) im Unterricht Bewegung und Sport. Wien: Universität Wien.

(21) Atkinson, M.(2009). Parkour, Anarcho-Environmentalism, and Poisies. Loughbourough University, UK. Journal of Sport & Social Issues, 33(2), 169.

(22) Witfeld, J., Gerling, I. E., Pach, A. (2010). Parkour und Freerunning. Entdecke deine Möglichkeiten. Aachen: Meyer und Meyer.

Parkour
Parkour ist eine Bewegungskunst, bei der die Traceur*innen einen anderen Weg wählen als die Architektur oder Kultur vorschlagen. Der eigene Weg durch den natürlichen und urbanen Raum steht im Mittelpunkt und Hindernisse auf diesem Weg werden möglichst schnell und effizient überwunden. Zusätzlich stehen Bewegungsausführung und Bewegungsfluss im Fokus. Parkour wird häufig als Kunst der effizienten Bewegung bezeichnet (23).

FreeRunning
FreeRunning wird als Abwandlung des ursprünglichen Parkour verstanden. Die grundlegenden Fortbewegungstechniken sind dieselben, die auch beim Parkour verwendet werden. Der Fokus des FreeRunnings liegt jedoch weniger auf der reinen Fortbewegung als eher auf dem kreativen und individuellen Umgang mit Körper und Umgebung (23).

Tricking
Tricking entstand in den 1990er-Jahren in den USA. Vor allem Kampfsportler*innen integrierten immer mehr spektakuläre Bewegungen, Breakdance-Moves und turnerische Elemente in ihre Runs. Das Tricking hat noch Gemeinsamkeiten mit dem FreeRunning, beim Tricking findet jedoch kein Run mehr statt. Zudem wird Tricking überwiegend auf Rasenflächen oder in Hallen und weniger im urbanen Gelände betrieben. In der Szene gilt Tricking nicht als Variante des Parkoursports. Aufgrund der Ähnlichkeit zum FreeRunning wird es an dieser Stelle dennoch erwähnt (22).

L’Art du Deplacement (ADD)
L’Art du Deplacement (ADD) ist eine besonders in Frankreich und Italien populäre Randerscheinung des Parkour. Ähnlich wie bei FreeRunning liegt auch hier der Ursprung in der Abtrennung weiterer Yamakasí-Mitglieder von David Belles Gedankengut und seiner Ursprungsdisziplin. ADD legt den Fokus dabei besonders auf das Zusammenspiel von natürlichen Bewegungen und persönlichem Ausdruck und wird bis heute von seinen Gründern vermittelt (25).

(23) Witfeld, J., Gerling, I. E., Pach, A. (2010). Parkour und Freerunning. Entdecke deine Möglichkeiten. Aachen: Meyer und Meyer.

(24) Krick, F., Walther, C. (2014). Parkoursport. Le parkour und Freerunning für Schule und Verein. Wiebelsheim: Limpert Verlag GmbH.

(25) Art du Déplacement Academy (Hrsg.). (o.J.). L’Art du Déplacement. Zugriff am 19.10.2020 unter: http://www.add-academy.com/en/club-history/

Ursprünglich wurde der Sport Parkour bzw. die „méthode naturelle“ ausschließlich betrieben und trainiert, um auf der Flucht möglichst schnell von A nach B zu gelangen. Heutzutage sind die motivationalen Hintergründe vielschichtiger.

Die fehlende Struktur der Sportart Parkour ermöglicht es den Akteur*innen, frei zu handeln, zu spielen, kreativ zu agieren, persönliche Grenzen auszutesten und zu verändern, und sich dabei körperlich zu betätigen. Parkour ermöglicht es Erwachsenen zu spielen, Abenteuer zu erleben und Spaß zu haben. Die Bewegung betreffend werden auch häufig Geschwindigkeitsgefühle und das Gefühl, zu fliegen und frei zu sein, als Motivationsgrund genannt. Zusätzlich tragen Risikomanagement und Risikobewältigung zur Motivation der Traceur*innen bei (26, 27, 28). Auf der interaktiven Ebene sind Zusammenhaltsgefühle und die Hilfsbereitschaft untereinander bedeutende Erlebnisse, derentwegen Personen Parkour betreiben. Es gibt eine spürbare Zusammenarbeit und Integration zwischen den Traceur*innen, die Parkour von anderen subkulturellen Gemeinschaften wie Skateboarding unterscheiden. Ein weniger hoher Stellenwert wird der Möglichkeit zur Selbstpräsentation im öffentlichen Raum eingeräumt. Traceur*innen sind davon überzeugt, dass die Beobachtung durch andere in verschiedenen Situationen als motivierend, aber auch als störend empfunden werden kann (29).

(26) Kelley, M. E. (2011). Moving like a kid again: an analysis of Parkour as free-form adult play. WWU Graduate School Collection.

(27) Clegg, J. L. & Butryn, T. M. (2012). An existential phenomenological examination of parkour and freerunning, Qualitative Research in Sport, Exercise and Health, 4(3), 320–340.

(28) Lemhöfer, P. (2008). Le Parkour- Entstehung und Entwicklung einer Trendsportart. Gießen: Justus-Liebig-Universität.

(29) Lenzenhofer, J. (2012). Eine didaktisch-methodische Evaluierungsstudie zum Stellenwert und zu den Vermittlungsstrategien von Trendsportarten (Parkoursport und Slacklinen) im Unterricht Bewegung und Sport. Wien: Universität Wien.

Es werden ausschließlich Sportbekleidung und Turnschuhe benötigt. Manche Traceur*innen sind sogar überwiegend barfuß unterwegs. Der Sport kann überall dort, wo Hindernisse vorhanden sind, ausgeführt werden. Zur Fortbewegung im Sinne des Parkoursports sollten zunächst einige Basisbewegungen erlernt und beherrscht werden (30).

Für fortgeschrittene Traceur*innen spielen jedoch körperliche Voraussetzungen wie ein gewisses Maß an Kraft, Körperspannung sowie eine ausgeprägte Koordination eine große Rolle (31). Zusätzlich müssen die Ausübenden in der Lage sein, Verantwortung für die eigene Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden zu übernehmen, Risiken in sportlichen Handlungssituationen zu beurteilen und entsprechend angemessen handeln zu können (31).

(30) Lenzenhofer, J. (2012). Eine didaktisch-methodische Evaluierungsstudie zum Stellenwert und zu den Vermittlungsstrategien von Trendsportarten (Parkoursport und Slacklinen) im Unterricht Bewegung und Sport. Wien: Universität Wien.

(31) Rom, K., Schichor, M. (2010). Das Phänomen „Le Parkour“. Bewegungserziehung 64 (3), 16–20.

Respekt für die Umwelt gilt als einer der wichtigsten Grundsätze des Parkours, denn der Sport benötigt Infrastruktur und Landschaft, um ausgeübt zu werden. „Leave No Trace(ur)“ ist das Versprechen von Parkour Visions, diese Umgebung zu schützen und Sportler*innen Verantwortungsbewusstsein und Eigenverantwortung zu vermitteln.

Die Verantwortlichen von Parkour Visions wählen alle drei Monate einen Park oder öffentlichen Raum aus, in dem Traceur*innen trainieren. Im Rahmen des Projektes wird dann in Zusammenarbeit mit anderen lokalen Organisationen eine Veranstaltung organisiert, bei der der gewählte Spot gemeinsam mit allen Teilnehmer*innen gesäubert und aufgeräumt wird. Lokale Freiwillige helfen bei der Koordination der Veranstaltung und alle, sowohl Traceur*innen als auch Anwohner*innen, werden ermutigt teilzunehmen und Bezug zu ihrem Wohnort zu zeigen (32).

(32) Parkour Visions (o.J.). Leave no Trace (UR). Zugriff am 19.10.2020 unter: https://parkourvisions.org/leave-no-trace-seattle

Mithilfe eines Videos, welches einen Parkoursportler in seinem Element zeigt, will die Initiative der Stadt Frankfurt „Sauberes Frankfurt“ die Bevölkerung ermuntern, ihren Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Der Film zeigt wie ein Sportler am Ende seines Runs einen zuvor fallengelassenen Pappbecher ordnungsgemäß entsorgt. Das Video sollte auf allen städtischen Kanälen in den sozialen Medien die Frankfurter dazu ermutigen, achtsamer mit Abfällen und mit ihrer Stadt umzugehen. Die Kampagne nutzte den Parkoursport, um Aufmerksamkeit für das Thema Müllentsorgung zu generieren, in der Hoffnung, vor allem junge Leute damit zu erreichen (33).

(33) Harting, M. (2015). Waghalsige Sprünge für eine saubere Stadt. Zugriff am 19.10.20 unter: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt-geht-gegen-muellproblem-in-der-stadt-vor-13932730.html 

In einigen Städten ist es Traceur*innen zudem gelungen, Spot-Partnerschaften – entweder mit der Stadt oder mit Privateigentümern – zu schließen. Dabei wird eine Win-Win-Situation angestrebt. Eine Möglichkeit ist beispielsweise, dass Traceur*innen eine private Anlage nutzen dürfen, sich an Ruhezeiten halten und für die allgemeine Ordnung mitverantwortlich sind (z.B. an der DKV Residenz am Tibusplatz in Münster oder am Raschplatz in Hannover). Eine andere Lösung gab es beispielsweise, als im Tausch für einen Spot vereinbart wurde, dass die lokale Szene einmal im Jahr hilft, die weißen Wände des Unternehmens wieder zu reinigen und ggf. mit der Hausverwaltung zusammen neu zu streichen.

(34) Le-Traceur.net. (o.J.). Parkour Spots. Zugriff am 19.10.2020 unter: http://www.le-traceur.net/parkour-spots.php