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Orientierungslauf

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dauert ein Orientierungslauf (OL).
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ist der am häufigsten verwendete Maßstab von Orientierungssportkarten. Sie haben einen hohen Detailgrad und zeigen kleine Geländekuppen, Mulden, Steine und große markante Wurzelstöcke ebenso wie die Belaufbarkeit des Geländes und die Dichte der Vegetation.
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Orientierungsläufer*innen sind in Deutschland in Vereinen, die dem DTB oder dem DOSV angehören, organisiert.
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wurde der Dachverband für alle nationalen Verbände des OL, die International Orienteering Federation, gegründet.
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Läufer*innen treten bei der weltweit größten OL-Veranstaltung, dem schwedischen O-Ringen, an.

Die folgenden Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem DTB erstellt.

Laufen ist die natürlichste menschliche Bewegungsform, ohne die kaum ein Sport möglich wäre. Der Laufsport beruht wie das Wandern auf der Fortbewegung zu Fuß. Laufen an sich kann in weitere Arten unterteilt werden wie beispielsweise Gehen, Joggen, Sprinten oder Traben. Zudem werden mit dieser Sportart auch immer die konditionellen Fähigkeiten wie Ausdauer, Schnelligkeit und Kraft assoziiert (1).

Orientierungslauf (OL) ist eine Laufsportart, bei der mit Hilfe von Karte und Kompass im Gelände temporär markierte Postenstandorte bzw. Kontrollpunkte auf schnellstem Weg durchlaufen werden. Die Läufer*innen selbst müssen dabei die für sie optimale Route finden. Es handelt sich somit um eine Sportart, die neben körperlicher Fitness ein hohes Maß an Orientierungsleistung (kognitive Fähigkeiten) und vielfältige, schnelle Entscheidungsfähigkeiten erfordert.

Der klassische OL ist der Einzellauf im Wald, der je nach Altersklasse zwischen 15 - 90 min dauert. Beim OL ist die Routenwahl zwischen den Posten in der Regel völlig frei, etwaige Sperrgebiete sind auf der Karte markiert. Das Geschick guter Orientierungsläufer*innen besteht darin, ihre Routenwahlfindungen und -entscheide optimal auf ihre physischen Voraussetzungen abzustimmen. Das Lauftempo muss ständig der erforderlichen Kartenarbeit angepasst werden, um zwar immer möglichst schnell zu laufen, aber dabei möglichst keine Zeit durch Orientierungsfehler einzubüßen.

(1) Martin, K., Mauritz, M. (2011). Laufen in Schule und Verein – Die Grundlage des Sporttreibens. Schorndorf: Hofmann-Verlag.

OL ist eine „Querfeldeinsportart“, die in der freien Natur ausgeübt wird. Es liegt daher im ureigenen Interesse der OL-Läufer*innen, die Natur in ihrer Vielfalt zu erhalten, zu schonen und zu schützen. Das Betreten eines Waldes ist grundsätzlich jedem zum Zwecke der Erholung gestattet. Orientierungsläufer*innen haben jedoch gelernt, beim Laufen im Wald auf vielfältige Regeln zu achten, um Waldbewohner nicht zu stören. Verstöße werden in der Regel mit einem Ausschluss sanktioniert. Grundlegende Regeln sind:

  1. Respektieren Sie Tabuzonen, bspw. Lebensräume bedrohter Arten (2).
  2. Halten Sie sich an Betretungsverbote, welche z.B. in der Brut- und Setzzeit zum Schutze der Jung- und Elterntiere verhängt werden.
  3. Hinterlassen Sie keinen Abfall im Wald.
  4. Vermeiden Sie es, bei Nacht im Wald zu laufen, da die Wildtiere Erholung und Ruhe benötigen (3).

Anders als andere Aktivitäten im freien Wald werden Orientierungsläufe praktisch ausschließlich in organisierter Form durchgeführt. Sie sind somit plan- und lenkbar. Die Route für einen Orientierungslauf sollte beispielsweise nicht das Vorkommen von trittempfindlichen, geschützten Pflanzen oder wichtige Habitate störungsempfindlicher Tiere (z.B. Schwarzstorch, Raufußhühner) queren.

Die Verwendung von Schuhen mit Spikes kann eingeschränkt oder verboten werden. Regelungen und Empfehlungen zu Umweltbelangen werden von der Umweltkommission der IOF (International Orienteering Federation) erarbeitet. In Deutschland wird derzeit auf Verbandsebene eine Selbstverpflichtungserklärung erarbeitet, die einem Code of Conduct bezüglich der Vorbereitung und Durchführung von OL-Veranstaltungen und des individuellen Verhaltens im Rahmen eines Wettkampfes entspricht.

Um OL-Veranstaltungen umweltverträglich durchzuführen, hat die Kommission „OL und Umwelt“ des Schweizerischen OL-Verbands schon früh Richtlinien zur Schonung von Flora und Fauna erlassen. Sie basieren auf einer in den 90er-Jahren durchgeführten Studie über die Belastung des Waldes durch OL-Veranstaltungen (OEKOGEO-Studie). Diese Richtlinien betreffen Absprachen und Vereinbarungen mit Behörden, die Bahnlegung mit Anweisungen zur Schonung von Wild und Forst sowie die allgemeine Organisation des Wettkampfes (Infrastruktur, Verkehr etc).

(2) Schemel, H.-J., Erbguth, W. (2000). Handbuch Sport und Umwelt. Aachen: Meyer & Meyer Verlag.

(3) Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz. (o.J.).Regeln für naturverträgliches Geocaching in Rheinland-Pfalz – insbesondre zum Verhalten im Wald. Zugriff am 06.08.2020 unter: https://mueef.rlp.de/fileadmin/mulewf/Themen/Naturschutz/Regeln_fuer_naturvertraegliches_Geocaching_in_RLP.pdf

Nahezu alle Orientierungsläufer*innen, die bei Wettkämpfen laufen, schließen sich einem Verein an. Dementsprechend kann von einem hohen Organisationsgrad ausgegangen werden.

Die International Orienteering Federation (IOF) ist der Dachverband für alle nationalen Verbände im Orientierungslauf. Er wurde 1961 gegründet, hat 72 Mitgliedsstaaten und eine eigene Umweltkommission.

In Deutschland sind ca. 4.000 Orientierungsläufer*innen in Vereinen organisiert, die dem Deutschen Turner-Bund e.V. (DTB) angehören. 1975 wechselten die westdeutschen Orientierungsläufer*innen vom Skiverband zum DTB, 1990 trat der ostdeutsche Orientierungslauf-Verband dem DTB bei. In der DDR waren die ostdeutschen Orientierungsläufer*innen im Deutschen Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf (DWBO) organisiert. 2014 wurde der Deutsche Orientierungssport-Verband gegründet, um die gemeinsamen Interessen der Sportler*innen der verschiedenen Orientierungssportarten zu vertreten und den Orientierungssport zu fördern. Der DOSV hat im Mai 2018 eine Vereinbarung mit dem DTB abgeschlossen, in dem die gemeinsame Förderung des Orientierungssports und eine Aufgabenteilung festgelegt wurden.

Es werden ganzjährig Wettkämpfe unterschiedlichster Größenordnung veranstaltet. An nationalen Wettkämpfen nehmen regelmäßig 500 - 1.000 Läufer*innen teil. International werden Läufe zum Weltcup, Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen. Die weltweit größte OL-Veranstaltung ist das schwedische O-Ringen mit oft mehr als 20.000 Läufer*innen (4).

(4) Bratt, I. (2004). Orientierunglauf. Stuttgart: Pietsch.

In Kapitel 7 (Erholung in Natur und Landschaft) des BNatSchG ist in § 59 zum Betreten der freien Landschaft Folgendes festgehalten:

  1. Das Betreten der freien Landschaft auf Straßen und Wegen sowie auf ungenutzten Grundflächen zum Zweck der Erholung ist allen gestattet (allgemeiner Grundsatz).
  2. Das Betreten des Waldes richtet sich nach dem Bundeswaldgesetz und den Waldgesetzen der Länder sowie im Übrigen nach dem sonstigen Landesrecht. Es kann insbesondere andere Benutzungsarten ganz oder teilweise dem Betreten gleichstellen sowie das Betreten aus wichtigen Gründen, insbesondere aus solchen des Naturschutzes und der Landschaftspflege, des Feldschutzes und der land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung, zum Schutz der Erholungsuchenden, zur Vermeidung erheblicher Schäden oder zur Wahrung anderer schutzwürdiger Interessen des Grundstücksbesitzers einschränken (5).

Dies bedeutet, dass sie Ihr individuelles OL-Training auf Straßen, Wegen und ungenutzten Grundflächen ausüben dürfen, sofern dies nicht ausdrücklich untersagt ist. Betretverboten, die bspw. aufgrund von Naturschutzmaßnahmen verhängt werden, muss Folge geleistet werden. Für OL-Veranstaltungen, bei denen abseits von Wegen gelaufen wird, ist eine Genehmigung einzuholen.

(5) Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 15. September 2017 (BGBl. I S. 3434) geändert worden ist.

OL-Veranstaltungen finden in allen zugänglichen Geländetypen statt: Vom Stadtpark über Wälder und Weiden bis hin zu alpinem Gelände oberhalb der Baumgrenze. Besonders interessant für den OL sind Geländetypen mit abwechslungsreicher Topografie und unterschiedlich guter Belaufbarkeit, z.B. abwechslungsreicher, naturnaher Wald mit geringer Erschließung. Eine OL-Bahn kann aus Wegen, felsigem Gelände, offenem Moorland, Wald und dichtem Unterholz bestehen (6). Oft sind solche Gelände aber auch naturschutzfachlich von großem Interesse. Die Nutzung des Waldes für Orientierungsläufe ist daher umstritten und kann an gewissen Orten zu Konflikten mit dem Wild- und Forstschutz führen, zumal die Sportart auch abseits von Wegen stattfindet.

(6) Bratt, I. (2004). Orientierunglauf. Stuttgart: Pietsch.

OL versteht sich selbst als umweltfreundliche Sportart, da Flora und Fauna nicht langfristig geschädigt werden, sofern sich alle Teilnehmer*innen daran halten, dass sie „nur Gedanken mitnehmen und nur Fußabdrücke hinterlassen“. Teilnehmer*innen von Orientierungsläufen werden dazu angehalten, sich rücksichtsvoll zu verhalten und jeden unbeabsichtigt angerichteten Schaden den Veranstalter*innen zu melden (7).

Einerseits birgt der Orientierungslauf ein Konfliktpotenzial, das sich aus der Nutzung entlegener, gewöhnlich wenig gestörter, naturnaher Flächen ergibt. Die Sportler*innen verlassen markierte Wege, können Pflanzen beschädigen und empfindliche Tierarten stören. Diese Tiere könnten eventuell fortan wegnahe Bereiche meiden und Brutplätze aufgeben. Ein solches Verhalten wird zwar durch wissenschaftliche Untersuchungen weitgehend widerlegt, ist dennoch nicht zu unterschätzen.

Insbesondere bei Großveranstaltungen können zudem die An- und Abreise der Sportler*innen und die mit dem Wettkampf verbundene temporäre Infrastruktur mit Störungen von Tieren und Schädigungen der Vegetation verbunden sein. Andererseits dauert der mit einer OL-Veranstaltung verbundene Eingriff typischerweise nur kurze Zeit an. Auswirkungen lassen sich vermeiden, indem sichergestellt wird, dass keine besonders störungsempfindlichen Artenvorkommen betroffen werden.

Einige Studien zur Naturverträglichkeit des Orientierungslaufs belegen, dass die Natur selbst durch größere OL-Wettkämpfe nicht nachwirkend beschädigt wird, obgleich die Randsportart als problematisch angesehen wurde, weil die Läufer nicht ganz genau lenkbar sind (8).

Die OEKOGEO-Studie aus der Schweiz, die 1991 veröffentlicht wurde, hat bei 16 OL-Wettkämpfen Erhebungen zu Boden- und Pflanzenbeeinträchtigungen sowie Beobachtungen des Wildfluchtverhaltens vorgenommen. Bei den Wettkämpfen traten 299 bis 1.793 Sportler*innen an. Während Begehungen zu späteren Zeitpunkten konnte festgestellt werden, dass ein großer Teil der Vegetation schnelle Regenerationszeiten aufweist. An etwa 8 % der beobachteten Posten konnten mehr als zehn seltene Pflanzen registriert werden, die beschädigt wurden, sich jedoch vor allem im Mischwald schnell wieder regenerierten. Bodenschäden traten nur bei einem einzigen der 123 Postenstandorte auf. Die Beobachtungen des Wildfluchtverhaltens zeigten, dass Rehe direkt nach Wettkampfbeginn in nahe Dickichte flüchteten und Erschöpfungsanzeichen aufwiesen. Insgesamt wirkt sich OL jedoch nicht bestandsgefährdend auf Wild aus und es wurden alle festgestellten Schäden als generell unbedeutend bewertet. Ihre Auswirkungen sind dabei stark vom Biotoptyp abhängig. Langwierige Auswirkungen waren nur in sehr trittempfindlichen Biotoptypen zu finden. Stark frequentierte oder empfindliche Gebiete in Postennähe sowie der jeweilige Start- und Zielbereich brauchten etwas länger zur Regeneration (8).

(7) Bratt, I. (2004). Orientierunglauf. Stuttgart: Pietsch.

(8) Döllgast, N. J. (2014). Entwicklung von Leitlinien für eine naturbewusste Ausübung der Sportart Orientierungslauf. Zugriff am 05.09.2023 unter: https://o-sport.de/assets/dokumente/allgemein/umwelt/bachelorarbeitn-ninadoellgast2014.pdf

Da in Deutschland über 30 % der Landesfläche von Wald bedeckt sind, bieten sich grundsätzlich genügend Gebiete, die für den OL genutzt werden können. Das Einholen von Genehmigungen, um Zutritt zu weiten Teilen eines zusammenhängenden Geländes zu haben, gestaltet sich dennoch teilweise schwierig. Diskussionspunkte sind hauptsächlich befürchtete Trittschäden an Boden und Vegetation sowie die Störung des Wildes. Die Erteilung der Genehmigung hängt teils von einzelnen Entscheidungsträgern ab, die durch Unklarheiten in der Gesetzgebung verunsichert werden können (9).

Konflikte der Orientierungsläufer*innen mit anderen natursportausübenden Gruppen (z. B. Reiter*innen, Kletterer*innen, Ski- und Mountainbike-Fahrer*innen) sind bisher nicht bekannt (9).

(9) Döllgast, N. J. (2014). Entwicklung von Leitlinien für eine naturbewusste Ausübung der Sportart Orientierungslauf. Zugriff am 0.08.2020 unter: http://www.orientierungslauf.de/dokumente/umwelt/2014_Bachelorarbeit_Nina.pdf

Manchmal assoziiert man mit dem OL noch immer den Militärdienst. Tatsächlich hat der Sport seinen Ursprung in militärischen Übungen. Bereits ab 1800 gab es in Skandinavien Urformen der heutigen Sportart. Es galt, sich möglichst schnell und sicher in den Weiten der Wälder zurechtzufinden – auch als Vorbereitung auf die Verteidigung im Kriegsfall. Um 1850 führten nordische Offiziersvereine „Spähübungen“ für ihre Mitglieder durch. 1897 fand in Bergen einer der ersten offiziellen „Orientierungsläufe“ statt. Der OL ist auch heute noch besonders in Skandinavien beliebt und weit verbreitet, hat aber eine weltweite Anhängerschaft. 1985 fand die OL-Weltmeisterschaft erstmals außerhalb Europas, in Australien, statt. Seit 1963 gibt es Deutsche Meisterschaften im OL.

OL hat sich vom Mannschaftssport zum Einzelsport entwickelt und die militärische Bedeutung rückte immer stärker in den Hintergrund. Vermehrt beteiligten sich auch Frauen, Jugendliche und Kinder an Wettkämpfen. OL ist inzwischen zu einem Breitensport für alle Alters- und Fitnessklassen – v.a. in Mitteleuropa – geworden. In Skandinavien und der Schweiz ist der OL ein populärer Volkssport, der wegen seiner variantenreichen Lernpotenziale (Training von physischen, kognitiven, koordinativen und sozialen Fertigkeiten) zum schulischen Sportangebot gehört.

OL-Wettkämpfe werden in verschiedenen Disziplinen ausgetragen:

Klassischer Einzel-OL
Hier laufen die Sportler*innen einzeln alle Posten in vorgegebener Reihenfolge ab. Je nach Altersklasse variieren Distanz und Schwierigkeitsgrad der OL-Bahnen. Die Läufer*innen starten im Abstand von drei Minuten. In den letzten Jahren haben sich insbesondere auf Elite-Niveau die Disziplinen Lang-, Mittel-, Kurz- und Sprintdistanz entwickelt. Die Unterschiede liegen dabei insbesondere in der Laufintensität, -distanz und -anlage und damit in der Intensität der Kartenarbeit während des Rennens. Um die Sportart medienattraktiver zu machen, werden immer mehr Sonderformen wie Wettkämpfe mit Massenstart oder Rennen mit mehreren Schlaufen (Wettkämpfer kommen immer wieder am selben Ort vorbei) ausprobiert. Dabei ist durch die Bahnanlage und technologisch moderne Kontrollmechanismen der faire Wettkampf sichergestellt, d. h. die Läufer*innen können bspw. nicht einfach alle den in Führung liegenden Athleten*innen folgen.

Sprint-OL
Eine Spezialform des Einzel-OL ist der Sprint-OL. Hier laufen die Wettkämpfer*innen meist in technisch eher einfachem Gelände (urbanes Gebiet, Stadtparks usw.) sehr kurze Strecken. Dabei geht es darum, unter sehr großer körperlicher Belastung rasch und richtig zu entscheiden. Sprint-OL ist sehr publikums- und medienattraktiv, nicht zuletzt weil das Wettkampfgelände meist gut überblickbar ist. Hier entscheiden Sekunden(-bruchteile) über Sieg und Niederlage.

Nacht-OL
OL kann auch in der Nacht gelaufen werden. Er ist wegen der dort langen winterlichen Nachtphasen insbesondere in Skandinavien verbreitet, in Deutschland jedoch kaum. Die Wettkämpfer*innen tragen dabei eine Stirnlampe, die Posten sind mit Reflektoren versehen. Ansonsten entspricht diese Disziplin, die aber orientierungstechnisch anspruchsvoller ist, im Wesentlichen dem Einzel-OL.

Staffel-OL
Im Regelfall laufen drei Läufer*innen (bei großen und traditionellen Staffel-Wettkämpfen können es auch mehr sein) eine Stafette, wobei alle einen Einzellauf absolvieren. Der Start zur ersten Strecke erfolgt per Massenstart, alle weiteren Läufer*innen einer Staffel beginnen ihren Lauf nach der Übergabe „ihrer“ Vorläufer.

Team-OL
Hiervon gibt es zwei Formen. Der klassische, früher übliche Mannschafts-OL (wobei alle Mannschaftsmitglieder als Patrouille geschlossen einen OL absolvieren) und der moderne, heute immer mehr verbreitete Team-OL. Bei Letzterem werden den Teams ein oder mehrere Sammelposten vorgegeben, die das Team geschlossen passieren muss. Für den Rest des Rennens können die Wettkämpfer*innen sich völlig frei aufteilen.

 

Andere OL-Formen werden kaum mehr wettkampfmäßig betrieben. Sie sind allenfalls noch in Klub-Trainings oder Militär- und Pfadfinder-Übungen anzutreffen. Beim Skore-OL bspw. müssen in einer vorgegebenen Zeit möglichst viele Posten in beliebiger Reihenfolge gesammelt werden. In Europa wird diese Form oft als Trainingsform durchgeführt.

Mountainbike-Orienteering, Ski-Orienteering
Bei diesen Varianten ist neben der definierten Fortbewegung mittels Bike oder Ski auch die orientierungstechnische Aufgabe abgeändert: Die Athleten*innen nutzen Wege bzw. Langlaufloipen. Das Querfahren ist beim Bike-O explizit verboten, beim Ski-O in aller Regel nicht lohnenswert. Die Posten stehen bei diesen beiden Sportarten daher immer an Wegen bzw. Loipen, wodurch das Finden des Postens nicht die eigentliche Schwierigkeit ist. Die orientierungstechnische Herausforderung konzentriert sich auf die Routenwahl zwischen den Posten und auf die schnelle und konzentrierte Umsetzung der Routenentscheidung.

Trail-Orienteering
Trail-Orienteering, auch Trail-Orientierung oder kurz Trail-O, ist eine Variante der Sportart Orientierungslauf, die vor allem für Sportler*innen mit Behinderungen konzipiert ist. Da beim Trail-O nur die Orientierungsleistung zählt und die Bewegungsgeschwindigkeit keine Rolle spielt, kann der Sport aber auch von Nichtbehinderten ausgeübt werden. Trail-O entwickelt sich immer mehr als attraktiver inklusiver Natursport, der verstärkt auch im Rahmen von Großveranstaltungen ausgeübt wird.

Für die meisten Orientierungsläufer*innen steht der Spaß an erster Stelle. Das intensive Erleben der Natur beim Laufen durch Wälder und Felder stellt hierbei einen wichtigen Aspekt dar. Auch das Zusammenspiel aus mentaler und körperlicher Anstrengung übt einen besonderen Reiz auf die Sportler*innen aus.

Ein Vorteil dieser Sportart ist die Möglichkeit, ihn lebenslang und weltweit ausführen zu können, da die Läufer*innen in ihrem eigenen Tempo und mit eigener Strategie an den Läufen teilnehmen können. Es wird zudem wenig Material und nicht unbedingt eine spezifische Ausrüstung benötigt, um dieses Abenteuer anzugehen, und die eigene Fitness, das Selbstvertrauen und die Navigationsfähigkeit zu trainieren (10).

(10) Ferguson, C., Turbyfill, R. (2013). Discovering Orienteering: Skills, Techniques and Activities. Orienteering USA.

Es empfiehlt sich vor der Teilnahme an einem OL ein körperliches Training im Alltag zu etablieren. Beim Lauf muss ein raues Gelände mit möglichst hohem Tempo bewältigt werden, weshalb Ausdauer, Grundschnelligkeit und Konzentrationsvermögen geschult sein sollten (11).

Das Tempo der Läufer*innen muss an das Gelände angepasst werden, deshalb empfiehlt sich ein Training nach „Fartlek“ (schwedisch für „Spiel mit der Schnelligkeit“). Hinzu kommt das Training der Orientierung, da die Läufer*innen sonst schneller laufen als sie sich orientieren könnten und wodurch Fehler entstünden (11).

Zur Ausrüstung gehören ein Kompass, spezielle OL-Schuhe (mit ausgeprägtem Profil oder Noppen und speziellen Anti-Rutschhilfen) und OL-Kleidung aus reißfestem, leichtem Stoff, der möglichst den ganzen Körper bedeckt (Zeckenschutz). Bei Wettkämpfen wird ein kleiner elektronischer Chip (SPORTident-Badge) an der Hand mitgetragen. Damit bestätigen die Wettkämpfer*innen bei jedem Posten das Anlaufen, die Zwischenzeit wird gespeichert und nach Abschluss des Wettkampfes ausgelesen. Läufer*innen, die keinen eigenen Badge besitzen, bekommen einen von den Veranstalter*innen zur Verfügung gestellt.

Die für den OL verwendeten Karten weisen gut lesbare Maßstäbe von 1:10.000 oder 1:15.000 auf, in Stadtgebieten auch 1:4.000 bis 1:5.000 oder größer. Sie haben einen hohen Detailgrad und zeigen kleine Geländekuppen, Mulden, Steine und große markante Wurzelstöcke, ebenso wie die Belaufbarkeit des Geländes und die Dichte der Vegetation. Da Letztere sich mit den Jahren ändert, werden OL-Karten regelmäßig überarbeitet.

(11) Bratt, I. (2004). Orientierunglauf. Stuttgart: Pietsch.

Der Orientierungslauf zählt zu einer Variation des Laufsports. Eine Studie zeigt, dass im Jahr 2015 25 % der deutschen Bevölkerung aktiv Laufsport betrieben, davon 68 % mindestens einmal pro Woche. Die Ausübungsquote nimmt im Alter erheblich ab (12).

Durch die allgemeine Laufsportausübung wurden in Deutschland im Jahre 2015 rund 2,2 Mrd. € erwirtschaftet. Hiervon entfallen rund 65 % auf Laufschuhe und -bekleidung (12). Zu der Laufbekleidung und den speziellen Schuhen, die im Gelände besonders guten Grip aufweisen müssen, kommen beim OL weitere Ausrüstungsgegenstände hinzu. Das wichtigste Utensil für die Orientierungsläufer*innen ist die Karte, die von den Veranstalter*innen gestellt wird. Zudem benötigen die Läufer*innen einen Kompass und einen Chip zum Stempeln (der Chip kostet zwischen 30 und 60 € bzw. kann oft vor Ort gegen geringe Gebühr geliehen werden) (13).

(12) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bundesinstitut für Sportwissenschaft. (2017). Wirtschaftsfaktor Outdoorsport – aktuelle Daten zur Sportwirtschaft. Berlin: BMWi.

(13) T-Online (2014). Orientierungslauf: Wissen wo’s langgeht. Zugriff am 06.08.2020 unter: https://www.t-online.de/sport/id_67913456/orientierungslauf-was-es-ist-und-welche-ausruestung-man-braucht.html

Das Projekt „Orientierungslauf – im Einklang mit der Natur“ des Deutschen Turnerbundes wurde 2014 im Rahmen eines Förderwettbewerbs des DOSB umgesetzt. Die Hauptzielsetzung des Projektes war es, die Sportler*innen für die Notwendigkeit einer umweltbewussten Sportausübung zu sensibilisieren. Die Sportart ist darauf angewiesen, Zutritt zu weiten Teilen eines zusammenhängenden Geländes zu haben. Hierfür sind Genehmigungen erforderlich, die teils schwierig einzuholen sind. Dies hängt damit zusammen, dass verschiedene Parteien einen starken Eingriff in den Naturhaushalt befürchten. Dies wurde zwar durch Studien widerlegt, dennoch beherrscht dieses Vorurteil mancherorts das Bild des Orientierungslaufes.

In den konkreten Phasen des Projektes wurde zunächst ein Leitbild für den OL geschaffen, das die naturverträgliche Ausübung der Sportart fördert und die diesbezüglichen Wünsche aller beteiligten Akteure einbezieht. Es wurde eine Projektgruppe gegründet, die sich mit der Thematik auseinandersetzte und als Ausgangspunkt eine umfassende Zusammenstellung bestehender Literatur anfertigte. Folgende potenzielle Konfliktfelder wurden dabei herausgearbeitet:

  • Beunruhigung von Wild;
  • Trittschäden an Untergrund und Pflanzen;
  • Störung bodenbrütender Vogelarten;
  • Einflüsse auf Vegetation und Boden sowie deren Regenerationszeit.

Ein abschließender Schritt der grundlegenden Untersuchung war es, zu beurteilen, inwiefern die Veranstalter von OL-Wettkämpfen die Belange des Naturschutzes schon umsetzen und in welchen Bereichen noch Informations- und Handlungsbedarf besteht. Die letzte Phase sollten Beispiele von Maßnahmen beim OL sein, die die Umsetzung des Leitbildes in der Praxis aufzeigen und dokumentieren. Zusätzlich sollte eine Informationsbroschüre erstellt werden (14).

Eine ausführliche Dokumentation des Projektes finden Sie unter http://www.orientierungslauf.de/dokumente/umwelt/2014_Dokumentation_des_Projektes.pdf

(14) Deutscher Turnerbund, Döllgast, N. (2014). Orientierungslauf – Im Einklang mit der Natur. Zugriff am 05.09.2023 unter: https:// umwelt-sportstaettenNatursportartenProjektbericht_DTB_SSU_Nr112.pd