Logo Natursport
Skip to main content

Gewässer

Gewässer werden in Binnen- und Küstengewässer unterschieden. Ein Binnengewässer ist ein zum Festland gehörendes und davon umschlossenes stehendes (z.B. ein See) oder fließendes Gewässer (z.B. ein Bach). Ein Küstengewässer ist die Zone eines Meeres an einer Küste.
Ökologisch intakte Gewässer sind Lebensraum von zahlreichen schutzwürdigen Pflanzen und Tieren. Durch ihre natürliche Dynamik, eine hohe Artenvielfalt und wichtige ökologische Vorgänge (Wasserreinigung und Wasserrückhaltung, klimatische Einflüsse etc.) kommt den Gewässern mit ihren Ufern eine große Bedeutung im Naturhaushalt zu. 
Die hohe Attraktivität von Gewässern und ihren Einzugsgebieten für Erholungssuchende und Sporttreibende, sowie zahlreiche landwirtschaftliche und wirtschaftliche Belange sorgen für eine Gefährdung dieser Strukturen und beinhalten ein hohes Konfliktpotenzial.
Das Leben an und in einem Gewässer ist nicht gleichmäßig verteilt und unterliegt einem jahreszeitlichen Wandel. Das offene Wasser ist vor allem Nahrungsgebiet, seltener auch Rastplatz und Winterquartier. Bewachsene Uferbereiche (vor allem Schilf- und Röhrichtzonen, aber auch Kiesbänke und Ufergehölze) sind Brutplatz zahlreicher seltener Vogelarten. 
Besonders im Frühjahr und Frühsommer müssen diese Bereiche weitgehend ungestört bleiben. Scheue Vögel z.B. verlassen bei Störungen ihre Gelege, die Eier kühlen aus und sterben ab. In der Mauserzeit (jahreszeitlicher Wechsel des Federkleids) können einige Vogelarten nicht fliegen und verweilen deshalb an bestimmten Plätzen. Im Herbst und Winter sammeln sich Zugvögel aus den polaren Gebieten an den deutschen Küsten und Feuchtgebieten im Binnenland. Diese Gebiete sind bekannt, oft geschützt und bedürfen besonderer Rücksichtnahme (siehe Naturverträglicher Wassersport).
Im Folgenden wird der Lebensraum Binnengewässer in seinen beiden Erscheinungsformen näher vorgestellt.

 

Fließgewässer bilden ein Netz verschiedenster Bäche und Flüsse mit stärkerer oder schwächerer Strömung, die unsere Landschaft durchziehen und vernetzen. Alle Fließgewässer münden letzten Endes im Meer.

Strömung

Die kurze Verweilzeit des Wassers hat für die Lebensbedingungen der Organismen verschiedene Folgen. Zum einen werden alle Substanzen, Stoffe oder Materialien, die in ein Fließgewässer gelangen, stetig Richtung Meer transportiert. Das gilt für Steine (langsamer Transport) oder hineinfallende Laubblätter (schneller Transport) genauso wie für gelöste Stoffe (sehr schneller Transport). Daher sind Tiere und Pflanzen, die in einem Fließgewässer leben, auf ständigen Nährstoff-Nachschub aus dem Einzugsgebiet angewiesen. Besonders die Uferstrukturen und Uferbiotope (z.B. Krautsaum, Auwald) sind für die Nachlieferung von Nahrung sehr wichtig.

Verschmutzung

Neben natürlichen (ungefährlichen) Stoffen und Substanzen breiten sich durch die Strömung auch punktuelle Verschmutzungen (Eintrag von Dünger, Pestiziden und Schlamm durch große, intensiv bewirtschaftete Ackerflächen) oder Vergiftungen (z.B. Einleitungen) stromabwärts aus und können die Organismen über weite Strecken eines Fließgewässers töten. Ganze Gewässerabschnitte können auf diese Weise veröden. Anders als bei Stillgewässern kann sich in einem Fließgewässer nach einer zeitlich begrenzten Verschmutzung wieder eine bessere Wasserqualität einstellen. Eine Neubesiedlung ist dann durch Tiere und Pflanzen aus dem Ober- oder Unterlauf bzw. aus benachbarten Gewässern möglich.

Ökologische Durchlässigkeit

Die so genannte „ökologische Durchlässigkeit“ eines Fließgewässers ist für die Wiederbesiedlung mit Organismen ganz wesentlich. Querbauwerke (z.B. Brücken, Rohre, Wehre, Staudämme) können eine Wanderung im Gewässer erschweren oder völlig verhindern. Wanderfischarten (wie der mittlerweile wieder heimische Lachs) z.B. müssen zwischen den Oberläufen der Süßgewässer und dem Meer wandern, um sich fortpflanzen zu können. 
Dieses Beispiel macht deutlich, dass Fließgewässer zusammenhängende Lebensräume bilden. Man kann einzelne Abschnitte (Quelle, Bach, Fluss) isoliert betrachten, jedoch sind alle Abschnitte eines Fließgewässers abhängig voneinander und von ihrem Einzugsgebiet. In der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist daher auch festgelegt, dass alle Fließgewässer, die in einen großen Fluss münden, zusammenhängend als „Flussgebiet“ bewirtschaftet werden müssen (z.B. Flussgebiet Rhein).

Hochwasser

Durch regelmäßige Überflutungen gestalten Hochwässer Auenbereiche in Ufernähe. Starke Wasserbewegungen verlagern große Mengen an Kies, Sand und Lehm. Ganze Uferbänke und Inseln mitsamt ihrer Vegetation können weggerissen werden (Erosion), die sich an anderer Stelle wieder ablagern (Sedimentation). Neue Schotterbänke entstehen, vorhandene Mulden und Tümpel werden zugeschüttet. Die Ablagerung grober Sedimente wie Sand und Kies geschieht meist in der Nähe des Flusses. Feinere Sedimente (Staubsand, Lehm, Ton) können hingegen als Suspension weit in die Aue hineingetragen werden und sorgen somit für regelmäßige Nährstoffzufuhr. Man kann daher Auenbereiche auch als natürlich gedüngte Flächen bezeichnen.

Da jedes Fließgewässer unterschiedliche Einzugsgebiete hat, ist auch die Hochwasserdynamik in jedem Gewässer anders. An steilen Flächen entstehen Hochwässer viel schneller als an sanft geneigten Flächen. In großen Waldgebieten wird Regenwasser viel länger festgehalten als in landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen. Auf versiegelten Flächen entstehen aufgrund der fehlenden Versickerungsmöglichkeiten viel schnellere und stärkere Hochwasserwellen als auf natürlichen Böden mit guter Wasserspeicherfähigkeit. Die „Jahrhunderthochwasser“, die in den letzten Jahren gehäuft vorkamen, zeigen dies sehr deutlich.
Ein wichtiger Faktor für die Entstehung der Hochwässer ist der Zeitpunkt der Schneeschmelze. Gewässer, die aus dem Gebirge kommen, haben regelmäßig im Juni Hochwasser (Sommerhochwasser). Gewässer, die aus den Mittelgebirgen gespeist werden, haben ihr Hochwasser bereits im Februar oder März (Winterhochwasser). Als Folge langandauernder Regenfälle kann es darüber hinaus jedoch auch zu jeder Jahreszeit zu großen Überschwemmungen kommen (z.B. Elbehochwasser im September 2002).

Eutrophierung

Das Wasser in Stillgewässern (stehenden Gewässern), das mit der Zeit verdunstet oder abläuft, erneuert sich durch Regen, oberirdische Zuflüsse oder Grundwasserzuflüsse. Die Erneuerungszeit – die Zeit, in der sich das Wasser einmal komplett erneuert – kann im Gegensatz zu Fließgewässern, die einen ständigen, schnellen Wasseraustausch haben, sehr lange dauern. Wenn Stoffe wie Düngemittel, Schlamm oder Pestizide in ein Stillgewässer gelangen, bleiben diese darin erhalten. Ist dieser Stoffeintrag regelmäßig (z.B. wenn stark gedüngte Felder den See umgeben), reichern sich die Stoffe im Wasser und am Gewässergrund an. Bei Anreicherung von Phosphor und Stickstoff, die als starker Pflanzendünger das Algenwachstum fördern, spricht man von der Eutrophierung (Überdüngung) eines Gewässers.

Lebensraum

Stillgewässer sind Lebensraum, Laich- und Brutplatz für etwa 2.000 Tierarten: Sumpf- und Wasservögel, etwa 50 Wasserschneckenarten, 28 verschiedene Muschelarten, über 60 Libellenarten und fast alle heimischen Amphibien. Hinzu kommen noch zahlreiche Insekten, Krebsarten, Würmer, Milben und Spinnen.

Seen, Weiher, Tümpel, Kleinstgewässer

Stillgewässer werden nach ihrer Größe in Seen, Weiher (Teiche), Tümpel und Kleinstgewässer unterschieden.
Seen sind tiefe Stillgewässer. Ihr Wasserkörper ist so groß, dass nicht überall die gleichen Bedingungen herrschen, sondern Zonen mit ganz unterschiedlichen Temperatur-, Licht- und Nährstoffverhältnissen.
Weiher oder Teiche sind kleine seichte Gewässer, die ständig mit Wasser gefüllt sind. Sie besitzen eine ausgeprägte Uferzonierung. Das Wasser ist jedoch gleichmäßig durchmischt. Das Sonnenlicht reicht bis zum Boden.
Tümpel sind sehr flache Gewässer (max. 50cm tief). Sie können in warmen Perioden trockenfallen (z.B. Wiesenmulden), sind von Binsen und anderen Sumpfpflanzen eingerahmt und können durchgehend von Wasserpflanzen bewachsen sein. Tümpel sind die ideale Kinderstube für Amphibien.
Kleinstgewässer sind in der Regel nur zeitweise mit Wasser gefüllt. Sie sind Lebensraum für einfache Lebensgemeinschaften mit Bakterien, Algen, Einzellern oder Mückenlarven. Beispiele sind Pfützen, Wagenspuren, Weihwasserbecken, Wasserkübel und -wannen für Vieh und wassergefüllte Baumhöhlen.
Alle Stillgewässer sind vergängliche Biotope. Ihr Schicksal ist die Verlandung.
Dies gilt für kleine Tümpel genauso wie für große Seen. Obwohl die Vorstellung schwerfällt, dass ein so großer See wie z.B. der Bodensee sich auffüllt und verlandet, ist jedoch genau dies im Laufe der Jahrtausende schon häufig geschehen und zahlreiche fruchtbare Ebenen finden sich heute dort, wo einstmals große Seen waren.