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Windsurfen

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wurde der Verband Deutscher Windsurfing Schulen e.V. (VDWS) gegründet mit dem Ziel der Aus- und Weiterbildung von Windsurflehrer*innen.
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kann der CO2-Ausstoß reduziert werden, wenn Neoprenanzüge aus Naturkautschuk benutzt werden.
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Mitglieder insgesamt zählt der Deutsche Seglerverband im Jahr 2017.
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der Bevölkerung sind der Meinung, dass Windsurfen gleichermaßen für Männer und Frauen geeignet ist.
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Mindestabstand sollten Wassersportler*innen zu Vogelansammlungen auf dem Wasser halten.

Die folgenden Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem VDWS erstellt.

Mittels eines Windsurfbretts, welches aus Surfbrett und einem Segel besteht, zaubern Windsurfer ähnlich wie Skateboarder verschiedenste Drehungen und Trickkombinationen auf dem Wasser. Die größte Herausforderung, besonders am Anfang, besteht darin, das Gleichgewicht des eigenen Körpers mit der Segelstellung zum Wind zu kontrollieren und wie ein Segler die Windrichtung strategisch zu nutzen. Geschwindigkeit und Richtung werden durch die Stellung des Segels zur Windrichtung sowie die Position und Belastung der Füße kontrolliert. Sicheres Stehen, das ständige Halten des Segels sowie schnelle Wendemanöver erfordern ein sehr gutes Koordinationsvermögen und Kraftausdauer. Um aufwendigere Windsurfmanöver oder sogar Tricks und Sprünge durchführen zu können, ist viel Übung notwendig. Grundlegende Techniken des Surfens können oftmals innerhalb weniger Tage von Surfschulen vermittelt werden, so dass das Brett bei leichtem Wind steuerbar ist (1).

(1) VDWS (Hrsg.). (o.J.). Windsurfing. Workbook für Einsteiger. Weilheim: VDWS.

Auf folgende Verhaltensregeln sollten die Wassersportler*innen besonders achten:

  • Halte Abstand von Röhrichtbeständen, Schilfgürteln, Ufergehölzen und dichtbewachsenen Uferpartien.
  • Halte einen ausreichenden Mindestabstand (150 m) zu Vogelansammlungen auf dem Wasser.
  • Starten und anlanden nur an den dafür vorgesehenen Plätzen.
  • Vermeide es gerade im Winter, Vögel von der Wasserfläche zu vertreiben.
  • Halte im Bereich der Wattenmeere mindestens 300 - 500 m Abstand zu Seehundliegeplätzen und Vogelansammlungen.
  • Beachte in Naturschutzgebieten die geltenden Regeln.
  • Nimm in "Feuchtgebieten" besondere Rücksicht.
  • Halte das Wasser und seine Ufer sauber.
  • Entsorge Abfälle und Fäkalien ordnungsgemäß.
  • Vermeide unnötigen Lärm (2).

 

Das Explore Magazin verweist darüber hinaus auf wertvolle Tipps, wie man auch beim Equipment etc. auf ein umweltbewusstes Verhalten achten kann:

  • Plastik vermeiden: Greift lieber zu Stoffbeuteln und wiederverwendbaren Behältern aus Glas oder Plastik.
  • Auch bei der Sonnencreme stellen umweltfreundliche Produkte eine echte Option dar.
  • Boardbags gibt es mittlerweile auch aus Pandan-Blättern, handgefertigt und kompostierbar.
  • Neoprenanzüge aus Naturkautschuk reduzieren den CO2-Ausstoß bei der Produktion um 80%.
  • Und auch Finnen gibt es mittlerweile in ressourcenschonender Version: Recyceltes Polypropylen und Glasfasern (3).

(2) VDWS International (Hrsg.). (2016). Naturschutz. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.vdws.de/world-of-surf-kite-sail-sup/world-of-windsurfing/naturschutz/

(3) Zollner, M. (2017). Surfen – Tipps für einen nachhaltigen Surf-Lifestyle. In: Explore Magazin. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://explore-magazine.de/articles/surfen-wie-man-zu-einem-umweltbewussten-surfer-wird.html

Die große Mehrheit der Windsurfer*innen übt den Sport unorganisiert aus. Surfschulen werden überwiegend von Anfängern besucht, wohingegen Fortgeschrittene oft autodidaktisch lernen oder sich ihre Technik von anderen Sportler*innen abschauen. Oft werden Trainingsgruppen auch spontan vor Ort gebildet (4).

Im organisierten Bereich sind neben den vielen ortsansässigen Vereinen, drei Vereine in Deutschland von übergeordneter Bedeutung:

1. Der Deutscher Seglerverband (DSV) : Er wurde 1988 gegründet (5) und stellt den Dachverband für Deutsche Surfer*innen und Segler*innen dar. Er umfasst insgesamt rund 1.300  Segel-, Surf- und Kiteboardvereine (6), in denen 193.751 Mitglieder organisiert sind (Stand: 2023) (7).

2. Die Deutsche Windsurfer Vereinigung e. V. (DWSV): Seit ihrer Gründung im Jahre 2003, sind erstmals alle bundesdeutschen Regattasurfer*innen in einem Verein organisiert (8).

Vor allem junge Sportler*innen, die an Wettkampfserien teilnehmen möchten, sind in einem der beiden Vereine organisiert, da die Mitgliedschaft eine Voraussetzung für die Teilnahme an Wettkämpfen ist.

3. Der Verband Deutscher Wassersport Schulen e.V. (VDWS) konzentriert sich weitestgehend auf die Betreuung, Pflege und Weiterentwicklung von Wassersportschulen und die Ausbildung von Wassersportinstruktoren. Der Verband zählt über 4.500 Mitglieder und betreut mehr als 540 Wassersportstationen in mehr als 35 Ländern (9).

(4) Krombholz, A. (2009). Strukturen sportlicher Techniken im Windsurfen. Theoretische Überlegungen und empirische Studien zur Bestimmung von Technikleitbildern.

(5) DSV (Hrsg.). (o.J.). Der Verband. Zugriff am 01.10.2023 unter: https://www.dsv.org/dsv/verband/

(6) DSV (Hrsg.). (o.J.). DSV Mitgliederservice. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.dsv.org/service/mitgliederservice/

(7) DOSB (Hrsg.). (o.J.). Mitgliederzahl des Deutschen Segler-Verbandes von 2002 bis 2023. In Statista - Das Statistik-Portal. Zugriff am 01.10.2023 unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/216156/umfrage/mitgliederzahl-des-deutschen-segler-verbandes/

(8) DWSV (Hrsg.). (o.J.). Was ist die DWSV? Zugriff am 01.09.2020 unter: https://dwsv.net/dwsv-info/

(9) VDWS (Hrsg.). (o.J.). Internationaler Ausbildungs-/ Schulverband. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.vdws.de/der-verband/

Grundlegend ist das Windsurfen im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) verankert. § 25 regelt den Gemeingebrauch von Gewässern und erlaubt die Nutzung der oberirdischen Gewässer grundsätzlich, solange Rechte, Befugnisse oder der Eigentümer- oder Anliegergebrauch anderer nicht eingeschränkt werden (10).

Das Landeswassergesetz regelt Bestimmungen innerhalb jedes Bundeslandes. In der Regel ist die Nutzung der Gewässer mit kleinen Fahrzeugen ohne eigene Triebkraft, also auch mit Surfbrettern, grundsätzlich erlaubt. Explizit ausgeschlossen sind in den meisten Fällen Talsperren und Wasserspeicher (11). Das Brandenburgische Wassergesetz (BbgWG) sieht außerdem vor, dass im Einzelfall oder durch Allgemeinverfügung einzelne Teilbereiche oder gesamte Bereiche beschränkt oder verboten werden können, wenn dies zum Zwecke des Naturschutzes erfolgt oder Beeinträchtigungen, Belästigungen und Gefahren für die Allgemeinheit oder für Einzelne durch das Windsurfen entstehen (12).

Verordnungen über das Befahren der Bundeswasserstraßen in Nationalparken im Bereich der Nordsee (NPNordSBefV) regelt das Befahrungsrecht gesondert. Zum Schutz der Tierwelt bestehen Schutzzonen und Schutzzeiten. Grenzen und Schutzzonen können den amtlichen Seekarten entnommen werden (13).

Auch für Mecklenburg-Vorpommern besteht eine gesonderte Regelung (NPBefVMVK) im Bereich der Schutzgebiete. Bspw. ist in den Nationalparken und den Schutzzonen I und II des Biosphärenreservats "Südost-Rügen" das Befahren mit Wasserfahrzeugen, Sportfahrzeugen oder Wassersportgeräten unter Beachtung der, für die Verkehrsteilnehmer festgelegten, Verhaltensgrundsätze gestattet. Regeln betreffen bspw. einen Mindestabstand zu Schilfkanten im Uferbereich (14). Auch das Befahren der weiteren Naturschutzgebiete im Bereich der Ostsee wird durch jeweils verschiedene Verordnungen geregelt (OstseeSHNSGBefV). In den Lageplänen sind Sperrzonen, in denen das Fahren mit Wasserfahrzeugen verboten ist, gekennzeichnet (15).

Während das WHG und das WaStrG die Nutzung der Gewässer für Surfer*innen generell erlauben, müssen je nach Surfspot jedoch die örtlichen Gesetze beachtet werden. Jedes Bundesland besitzt ein eigenes Landeswassergesetz, welches die allgemeinen Regelungen des Bundes ggf. weiter einschränken kann. Hinzukommen spezifische Gesetze und Verordnungen für ausgewählte Gewässer. Besonders Naturschutzgebiete und Nationalparke können von entsprechend strengen Regelungen betroffen sein. Oft sind Windsurfer*innen dabei inkludiert in allgemeine Kategorien wie Wasserfahrzeuge ohne Motorantrieb/ eigene Triebkraft oder unter der Bezeichnung (Wasser-) Sportgeräte. Auf den Bundeswasserstraßen im Bereich der SeeSchStrO (16) an der deutschen Küste gelten Windsurfer wiederum als Sportgeräte und nicht als Segelfahrzeuge, was Auswirkungen auf Vorfahrtsregeln und dem Verbot des Surfens im Fahrwasser hat. Man sollte sich also vor dem Antritt eines Ausflugs erkundigen, welche Regelungen allgemein vorliegen, ob der favorisierte Surfspot im oder in der Nähe eines Schutzgebiets liegt oder ob andere Einschränkungen zur Befahrensregelung vorliegen (17).

(10) Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz). (2009). Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.gesetze-im-internet.de/whg_2009/__25.html

(11) Bekanntmachung der Neufassung des Wassergesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen. (1995). Zugriff am 01.09.2020 unter: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id=3920070525140450679#NORM

(12) Brandenburgisches Wassergesetz (2012). Zugriff am 01.09.2020 unter: http://bravors.brandenburg.de/gesetze/bbgwg

(13) Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen in Nationalparken im Bereich der Nordsee in der Fassung der Bekanntmachung vom 27. April 2023 (BGBI. Nr. 113). Zugriff am 05.11.2023 unter: https://www.gesetze-im-internet.de/nordsbefv/BJNR0710A0023.html

(14) Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen in Nationalparken und Naturschutzgebieten im Bereich der Küste von Mecklenburg-Vorpommern. (1997). NPBefVMVK, 1997; zuletzt geändert durch Artikel 30 der Verordnung vom 2. Juni 2016. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.gesetze-im-internet.de/npbefvmvk/BJNR154200997.html

(15) Verordnung über das Befahren von Bundeswasserstraßen in bestimmten schleswig-holsteinischen Naturschutzgebieten im Bereich der Ostsee. (2016). Zugriff am 01.09.2020 unter: http://www.gesetze-im-internet.de/ostseeshnsgbefv/OstseeSHNSGBefV.pdf

(16) Seeschiffahrtsstraßen-Ordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. Oktober 1998 (BGBl. I S. 3209; 1999 I S. 193), die zuletzt durch Artikel 2 § 12 der Verordnung vom 21. September 2018 (BGBl. I S. 1398) geändert worden ist.

(17) Vogel, M. (2016). Game Over im Watt? Surf, 3/2016, S. 66-69.

Auf vielen bundesdeutschen und vielen ausländischen Gewässern gilt: Eintritt frei. Vor allem im nord- und mitteldeutschen Raum wird jedoch auf einigen Landes- und Kommunalgewässern ein Befähigungsnachweis verlangt, wie ihn z. B. der VDWS mit dem Windsurfing-Grundschein ausstellt (18).

Welche Anforderungen an den Naturraum gestellt werden, hängt zum großen Teil vom Stand des Könnens der Sportler*innen ab. Anfänger*innen suchen sich meist Spots, die einen mäßigen, konstanten und kalkulierbaren Wind mit niedrigen Wellen garantieren. Ruhige, nicht allzu große Seen, bei denen ein weites Abtreiben vom Land unwahrscheinlich ist, sind hier beliebte Gebiete. Erfahrene Windsurfer*innen hingegen suchen eher nach Brandungsrevieren. Hohe Wellen, hohe Windgeschwindigkeiten und ein gewisses Risiko, was die Beständigkeit des Windes angeht, sind hier von großer Bedeutung (19).

(18) VDWS International (Hrsg.). (2016). Tipps für Einsteiger. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.vdws.de/world-of-surf-kite-sail-sup/world-of-windsurfing/tipps-fuer-einsteiger/

(19) SpotNetz. (o.J.). Windsurfen. Zugriff am 01.09.2020 unter: http://www.spotnetz.de/Windsurfen

Häufig sind Windsurfer*innen in der Kritik, wenn es um die Störung der Tier- und Pflanzenwelt geht. Besonders das Befahren von Flachwasserzonen kann bedeutende Auswirkungen mit sich bringen. Gleiches gilt für sämtliche Wasserflächen, die einen Lebensraum für Wasservögel darstellen. Häufige Eingriffe in Flora und Fauna sind Beunruhigung, Störung und Vertreibung von schützenswerten und störanfälligen Vogelarten sowie mechanische Schädigung und Sedimentaufwirbelung durch Belastung von Flachwasser und Ufervegetation.

Ein besonders starkes Problem ist die Beunruhigung von Wat- und Wasservögeln. Windsurfer*innen können in die Rückzugs- und Ruheräume dieser Vögel eindringen. Die Fluchtdistanzen der Tiere werden oftmals nicht richtig eingeschätzt, was tiefgreifende Konsequenzen mit sich bringen kann. Unter Umständen kann es zur Verhinderung des Brutversuchs kommen oder der Störung des begonnenen Brutgeschäfts und der Aufzucht. Blockierung von Mauserplätzen und Störungen an den Sammelstellen zu Beginn der Zugzeit können weitere fatale Auswirkungen auf die Tiere haben. Störungen bei der Nahrungsaufnahme, besonders auf dem Herbst- und Frühjahreszug sowie im Winterquartier, sind ebenfalls möglich. Die daraus resultierenden Folgen können der Ausfall von Bruterfolg, erhöhte Infektionsgefahr, überbelegte Mauserplätze sowie Unterernährung, Parasitenbefall und/oder Energieverlust durch Stress sein. Besonders störanfällig sind die See- und Lappentaucher, Reiher, Störche, Kormorane, Schwäne, Gänse, Enten und Säger, einige Rallen, Möwen und Seeschwalben, Watvögel und einige Arten der Greifvögel (20). Auch die Seehunde an den deutschen Küsten können stark durch Windsurfer*innen beeinträchtigt werden. Sie führen im Wattenmeer auf Sandbänken ihre Paarung sowie Geburt und Aufzucht ihrer Jungtiere durch. Häufige Störungen können dazu führen, dass die Jungtiere nicht ausreichend gesäugt werden können. Unterbrechungen der Ruhe- und Liegezeiten erhöhen außerdem die Krankheitsanfälligkeit und führen zu einer allgemeinen Schwächung der Tiere (21).

(20) Schemel, H. J., Erbgut, W. (2000). Sport und Umwelt. Aachen: Meyer & Meyer.

(21) Verband deutscher Wassersportschulen e.V. (o.J.). Naturschutz. Weilheim: VDWS. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.vdws.de/world-of-surf-kite-sail-sup/world-of-windsurfing/naturschutz/

Neben den Auseinandersetzungen mit Naturschützer*innen bestehen oft Konflikte mit anderen Nutzergruppen.

Windsurfen vs. Kitesurfen

Besonders in Surfer-Foren und -Blogs stößt man immer wieder auf Unmut gegenüber „den Anderen“. Bei Windsurfer*innen sind es besonders oft die Kiter*innen, die als Störenfriede wahrgenommen werden. Dies liegt oftmals in Vorurteilen sowie Unwissen begründet. Viele Windsufer*innen, die selber nicht Kitesurfen, fühlen sich von diesen oftmals in ihrem Bewegungsspielraum eingeschränkt, dies auch aufgrund der Leinenlänge der Kiteschirme. Sie fühlen sich durch das Kiten bedroht, weil sie das Fahrverhalten der Kitesurfer*innen selber nicht einschätzen können. Sie haben oft das Gefühl, dass die Kiter*innen ihre Schirme viel zu spät hochziehen und viel zu nah und zu schnell an den Windsurfer*innen vorbeifahren. Außerdem herrscht vielfach die Auffassung, dass sich besonders oft unerfahrene Kiter*innen überschätzen und damit andere Sportler*innen gefährden.

(23) Winstaerke 7. (o.J.). Kitesurfen vs. Windsurfen. Zugriff am 01.09.2020 unter: www.surfshop-w7.de/info/kriegsbeil-windsurfen-kitesurfen.html

Die „Mutter aller Trendsportarten“ ist kaum älter als 50 Jahre, hat aber einen sehr progressiven Verlauf. Urvater ist u.a. Jim Drake, der im Jahre 1967 das erste Windsurfbrett testete. Damit legte er den Grundstein für weitere Entwicklungen dieser Sportart. Bei diesem Versuch ging es zunächst nur darum geradeaus zu fahren, zu drehen und wieder zurückzufahren. Obwohl einige andere Sportler*innen, wie u.a. der Amerikaner Newman Darby zusammen mit Naomi Albrecht, schon vorher ähnliche Versuche starteten, konnten diese sich mit ihren Erfindungen nicht durchsetzen. Drake ließ sich einige Bauteile patentieren und verkaufte sein Patent kurze Zeit später an Hoyle Schweitzer, der mit Unterstützung des Kunststoff-Herstellers DuPont die ersten 1000 original Windsurfboards produzierte. Damit galten Drake und Schweitzer als Erfinder des ersten funktionierenden Surfbrett-Konzeptes (24).

Über die nächsten Jahre gewann das Windsurfen an Popularität und nachdem im September 1972 die erste Windsurfregatta auf der Insel Sylt stattfand, wurde 1973 schon die erste Europameisterschaft mit über 100 Teilnehmer*innen ausgetragen. Zunächst sollte sich der Wettkampfsport jedoch auf die Disziplinen Windsurfer und Windglider beschränken (25).

1974 wurde der Verband Deutscher Windsurfing Schulen e.V. (VDWS) gegründet mit dem Ziel der Aus- und Weiterbildung von Windsurflehrer*innen sowie der Implementierung eines Standards für Ausbildung und Schulen (26).

Da anfangs Wettkämpfe ähnlich der Segelregatten ausgetragen wurden, ging es in technisch-taktischer Hinsicht zunächst um die Erreichung der höchsten Geschwindigkeit, das optimale und zeitlich effizienteste Drehen des Surfbretts sowie das Nutzen optimaler Windverhältnisse. Die weitere Entwicklung wurde durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Zum einen wurde mehr und mehr auf unterschiedlichen Gewässern gesurft. Neben Flachwasser wurden auch Wellen und Brandungen genutzt - bei den verschiedensten Windbedingungen. Das verleitete auch viele Sportler*innen dazu, sich selbst auszuprobieren, sodass neue Bewegungsmöglichkeiten Einzug in die Sportart erhielten. Von da an ging es nicht mehr um die reine Geschwindigkeit (Speed), sondern auch um andere Zielsetzungen wie Freestyle oder Race. Neue Ausprägungsformen waren die Folge.

Seit 1983 führt die Professional Windsurfers Association (PWA) jährlich professionelle Wettkämpfe in den verschiedenen Disziplinen durch und seit 1984 ist das Windsurfen Bestandteil der Olympischen Spiele. Das jedoch hier zugelassene Material war das der Windglider und für eher schwachen Wind geeignet. Damit konnte die Olympische Variante der Sportart das breite Angebot der Disziplinen nur unzureichend widerspiegeln. Mit dem neuen Trend Foilen ist es gut möglich, dass die zukünftigen Olympischen Regatten auch im Foilsurfen ausgetragen werden.

(24) Lehmann, A., Körber, T. (2006). Windsurfing 2006/2007. Windsurfing Jahrbuch. O.O.: Terra Oceanis. In: A. Krombholz (2009). Strukturen sportlicher Techniken im Windsurfen. Theoretische Überlegungen und empirische Studien zur Bestimmung von Technikleitbildern.

(25) Krombholz, A. (2009). Strukturen sportlicher Techniken im Windsurfen. Theoretische Überlegungen und empirische Studien zur Bestimmung von Technikleitbildern.

(26) VDWS. (2016). Internationaler Ausbildungs- / Schulverband. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.vdws.de/der-verband/

Es gibt verschiedene Varianten des Windsurfens, die in unterschiedlichen Wettkämpfen und unter unterschiedlichen Bedingungen ausgetragen werden. Die Umweltauswirkungen sind bei den meisten Varianten jedoch dieselben. 

Racing

Beim Racing geht es rein um Geschwindigkeit. Ziel ist es, möglichst schnell über die Ziellinie zu kommen. Diese Art des Windsurfens ist direkt aus den früheren Kursrennen hervorgegangen und ist in verschiedenen Formen möglich. Typisch sind Long-Distance-Rennstrecken, Dreiecks- und Trapezkurse sowie extreme up-and-down-Kurse. Die Strecken werden hierbei vorab festgelegt und beinhalten immer ein Kreuz, bei dem gegen den Wind gekreuzt werden muss, sowie auch Raumschotschläge, bei denen schräg mit dem Wind gefahren werden muss.

Slalom

Einfachste und für Zuschauer am besten zu verfolgende Disziplin, die als Bindeglied zwischen Freestyler*innen und Racer*innen sowie Neueinsteiger*innen und erfahrenen Fahrer*innen gesehen werden kann.

Wave

„Der Tanz mit den Wellen“ - die Kombination aus Wellenritten und Sprüngen macht diese Disziplin zu einer der faszinierendsten. Die Bedingungen sind hierbei sehr anspruchsvoll mit Startwindstärken von 6 bis 7 Knoten und entsprechender Wellenhöhe.

Im K.O.-System treten jeweils Fahrer*innen unterschiedlicher Heats (Gruppen) gegeneinander an, bis im Finale der/die Sieger*in ermittelt wird.

Freestyle

Während beim Freestyle unter denselben Wind- und Wettkampfbedingungen gestartet wird wie bei Wave, geht es in dieser Disziplin darum, während einer Haltedauer von ca. 10 Minuten spektakuläre Tricks und Manöver zu demonstrieren. Gefahren wird im Flachwasser. Freestyle gehört zu den anspruchsvollsten Disziplinen des Windsurfens (27).

Foilen

Obwohl es Foilen schon sehr lange gibt, gilt es dennoch als neuer Trend unter den Windsurfer*innen. Der große Durchbruch gelang dieser Disziplin erst 2016. Foilen bedeutet nichts anderes als die Verwendung von Hydrofoils. Diese ermöglichen den Sportler*innen deutlich höhere Geschwindigkeiten auch bei geringer Windstärke zu erreichen. Als Hydrofoil bezeichnet man im Allgemeinen eine Konstruktion bei der am Ende einer langen Finne eine Tragfläche installiert ist, die der Form eines Flugzeugflügels ähnelt. Durch das drunter und drüber strömende Wasser entwickelt sich eine starke Antriebskraft, die den gesamten Rumpf aus dem Wasser drückt und so den Reibungswiderstand und die Verdrängung minimiert. Beim Windsurfen werden angepasste Hydrofoils mit veränderter Flügelgröße und veränderter Profildicke verwendet, die jedoch denselben Effekt haben (28).

Indoor

Indoor-Windsurfen stellt keine eigene Disziplin des Windsurfens dar, sondern bietet schlichtweg eine Alternative zum traditionellen Windsurfen. Spezielle Indoor-Hallen mit riesigen Pool-Anlagen und ausgestattet mit Windmaschinen bieten die Möglichkeit wetterunabhängig dem Sport nachzugehen. Die ersten Worldcups wurden 1990 ausgetragen.

Nach einer Pause von acht Jahren, wurde das Indoor-Windsurfen 2014 durch den PWA World-Cup in Warschau wieder ins Leben gerufen (29). Die Disziplinen hierbei sind Slalom, Freestyle und Jump (30). Ergebnisse werden von den traditionellen Wettkämpfen separat gewertet.

(27) Choppy Water GmbH. (2017). Multivan Windsurf Cup. Disziplinen. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.windsurfcup.de/disciplines

(28) Lüders, F. (2017). R(e)volution Foil-Windsurfen: Die Zukunft des Sports? Zugriff am 01.09.2020 unter: http://www.windsurfers.de/special/revolution-foil-windsurfen-die-zukunft-des-sports_a-8009.html

(29) Meyer, I. (2014). PWA Indoor Windsurf World Cup Warschau 2014. In: Windsurfers.  Zugriff am 15.11.2023 unter: https://www.windsurfers.de/contests/pwa-indoor-windsurf-world-cup-warschau-2014_a-5117.html

(30) PWA. (o.J.). PWA Discipline: Indoor. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.pwaworldtour.com/index.php?id=130

In der bislang einzigen Marktstudie wurden im Jahr 2007 Daten erfasst, die unter anderem das Image des Windsurfens wiederspiegeln. Die Mehrheit der Bevölkerung ist demnach der Meinung: Windsurfen...

  • Sieht toll aus – 70%
  • Macht Spaß – 56%
  • Da denkt man an Urlaub - 54%
  • Ist für Männer wie Frauen gleichermaßen geeignet – 61%
  • Ist eine rasante, schnelle Sportart – 52%
  • Kann man überall machen, wo es Wind und Wasser gibt – vom deutschen Baggersee bis zur Atlantikküste – 50%

Auch Assoziationen wie...

  • Farbenfroh – 42%
  • Das Gefühl des Gleitens ist einzigartig – 40%
  • Man genießt Unabhängigkeit und Freiheit – 40%
  • Man ist eng mit der Natur verbunden – 37%
  • Glaubwürdige, saubere Sportart - 30%
  • Etwas Außergewöhnliches – 29%
  • Steht für einen ganz bestimmten Lebensstil – 28%

lassen erkennen, welche Beweggründe hinter der Ausübung vom Windsurfen stecken (31).

Für viele Windsurfer*innen ist der Freiheitsaspekt von besonderer Wichtigkeit. Die Sportart bietet individuelle Entscheidungsmöglichkeiten, die mit ständigen Herausforderungen verknüpft werden. So erleben Windsurfer*innen verschiedenen Arten von Freiheit. Zum einen erlebt man die Weite des Meeres, auf dem sie sich bewegen, zum anderen die individuellen Bewegungsausführungen sowie der Umgang mit den Elementen Wasser und Luft. Die Grenzenlosigkeit des Mediums, in dem sie sich aufhalten, nehmen viele Windsurfer*innen als besonderes Gefühl der Freiheit wahr. Gruppenerlebnisse sind ein weiterer Aspekt, der für die Windsurfer*innen von besonderer Bedeutung ist. Wird die Sportart in der Gruppe ausgeführt, so besteht die Möglichkeit, Momente miteinander zu teilen, sich aber auch gegenseitig zu motivieren und den eigenen Lernprozess voranzutreiben. So werden nicht nur gemeinsam neue Manöver gelernt, die Respekt und Überwindung fordern, sondern auch die darüber entstandene Freude wird gemeinsam geteilt (32).

(31) World of Windsurfing. (2007). Pressekonferenz. Sylt 2007.

(32) Brandau, M. (2007). Zur Lebensweltlichen Analyse des Windsurfings – eine qualitative Untersuchung. Hamburg: Diplomica Verlag GmbH.

Grundsätzlich kann "jede[*]r - von 7 bis 70 Jahren, [kann] Surfen lernen, step by step, völlig ungefährlich, mit viel Spannung und Spaß" – sichere Schwimmfähigkeiten vorausgesetzt (33). Jedoch stellt das Windsurfen hohe Anforderungen an die Kraftausdauer und das Koordinationsvermögen. Surfen ist hauptsächlich ein Sommersport, wird aber zunehmend auch in den Übergangszeiten bis in den Winter hinein ausgeübt. Neoprenanzüge schützen dabei vor Unterkühlung.

Das Surfbrett ist ein stromlinienförmiger Schwimmkörper, dessen Auftriebsvolumen sich nach dem Können und dem Gewicht der Sportler*innen richtet. Für Ungeübte sollte das Surfbrett möglichst viel Auftrieb und damit Volumen bieten, damit es relativ kippstabil ist. Für eine bessere Kippstabilität sorgt bei Anfängerbrettern ein Schwert, das gleichzeitig auch ein Abtreiben nach Lee (die dem Wind abgekehrte Seite) verhindert.

Da das Schwert beim Gleiten stört und die Geschwindigkeit verringert, haben kleinere Bretter nur noch eine Finne. Um eine höhere Drehfreudigkeit zu erreichen, surfen erfahrene Surfer*innen mit kleineren Boards. Bei der Wahl des Surfbretts spielt neben Gewicht und Können der Sportler*innen auch das Surfgebiet mit Faktoren wie Wind- und Wetterverhältnissen eine wichtige Rolle. Das Rigg besteht aus drei Elementen: Dem biegefähigen Mast, einem Gabelbaum zum Festhalten und dem Segeltuch.

Die Einlassstellen für Windsurfer*innen kommen mit einer vergleichsweise geringen technischen Ausstattung aus:

•           Liegeplätze für Bretter und Riggs;

•           Rigg- und Boardständer mit Schließfächern;

•           Liegewiese für Sportler*innen;

•           Toiletten und Abfallbehälter;

•           Parkplatz mit Zufahrt (34).

(33) VDWS. (2016). Tipps für Einsteiger. Zugriff am 01.09.2020 unter: https://www.vdws.de/world-of-surf-kite-sail-sup/world-of-windsurfing/tipps-fuer-einsteiger/

(34) Schemel, H. J., Erbgut, W. (2000). Sport und Umwelt. Aachen: Meyer & Meyer.

Immer wieder hört man von Gebieten, in denen es zu scheinbar unlösbaren Konflikten zwischen Surfer*innen und Naturschützer*innen kommt. Während die einen das Surfen am liebsten komplett verbieten würden, wollen die anderen keine Einschränkungen ihres Sportreviers hinnehmen. Dass es jedoch auch anders sein kann und ein Miteinander ohne Verbote möglich ist, zeigen diverse Beispiele.

So haben der Bayrische Seglerverband und der Bayrische Ruderverband bereits 1997 eine freiwillige Vereinbarung „Wassersport/Naturschutz“ mit dem Bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen als Oberste Naturschutzbehörde geschlossen, die nach wie vor im vollen Umfang gültig ist und sich eines großen Erfolgs erfreut. Dank dieser Vereinbarung konnte ein generelles Befahrungsverbot bisher vermieden werden. Sie betrifft vor allem die oberbayerischen Seen Starnberger See, Ammersee und Chiemsee als Lebensraum für eine besondere Pflanzen- und Tierwelt, insbesondere für Wat- und Wasservögel. In dieser Vereinbarung erklären sich die Verbände u.a. bereit, eine eingeschränkte Nutzung in der Zeit von Anfang November bis Ende März zu akzeptieren und im Hinblick auf ihre Mitglieder zu kontrollieren. Ebenfalls erklären sie sich einverstanden, auch dafür zu sorgen, die Sportler*innen, die nicht in Vereinen organisiert sind, auf Befahrensbeschränkungen hinzuweisen. Der Freistaat Bayern hingegen sorgt dafür, dass auch die Naturschutzwacht im Rahmen ihrer Aufgaben die Erreichung der Ziele der Vereinbarung unterstützt (35).

(35) Bayrischer Seglerverband, Bayrischer Ruderverband & der Bayrische Staatsminister für Landesentwicklung und Umweltfragen (Hrsg.) (1997). Vereinbarung „Wassersport/Naturschutz“.