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Skitourengehen

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Paar Tourenski, Felle und Tourenbindungen wurden weltweit in der Saison 2014/15 verkauft.
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Anteil am Skitouren-Weltmarkt hat Deutschland und liegt damit auf dem 3. Platz.
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der deutschen Wintersportler*innen betreiben Skitourengehen als Hauptsportart.
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liegt die Erfindung des Skis zurück.
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konkrete Tipps zum naturverträglichen Skitourengehen hat der DAV erarbeitet.

Die folgenden Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem DAV erstellt.

Unter Skitourengehen versteht man das Aufsteigen und anschließende Abfahren mittels spezieller Tourenausrüstung, im freien Skiraum oder auf Skipisten. Teilweise umfasst das Skitourengehen auch Kletterpassagen an Fels und Eis (1).

Für den Aufstieg wird die Tourenbindung so eingestellt, dass die Ferse frei beweglich ist, ähnlich wie beim Langlauf. Steigfelle, welche auf den Belag geklebt werden, ermöglichen das Bergaufsteigen und verhindern das Rückwärtsrutschen. Bei besonders harten oder eisigen Schneeverhältnissen kommen Harscheisen (eine Art Steigeisen) zum Einsatz. Wer häufig auf Skitouren geht, verwendet spezielle Skitourenschuhe, die für den Aufstieg beweglicher eingestellt werden können und leichter sind. Außerdem sind sie mit einer Profilsohle ausgestattet, welche leichte Kletterpartien ermöglicht. Lässt sich der Gipfel nicht mit Ski besteigen, werden diese am Fuße des Gipfels am Skidepot zurückgelassen und der Gipfel zu Fuß erklommen. Je nach Geländebeschaffenheit kommen dabei zusätzlich Steigeisen und Pickel, evtl. sogar das Seil zum Einsatz. Bei Hochgebirgstouren über Gletscher muss je nach Schneeverhältnissen angeseilt werden.

Für die Abfahrt werden die Bindungen fixiert, die Felle entfernt und die Schuhe auf Abfahrtsposition fixiert. Dann steht dem Abfahrtsvergnügen nichts mehr im Wege.

Kürzere Skitouren im Mittelgebirge oder in den Voralpen werden meistens an einem (halben) Tag (inkl. An- und Abreise) durchgeführt. Hochalpine Touren bedingen oft die Übernachtung in einer Berghütte mit dem frühmorgendlichen Aufstieg am nächsten Tag.

(1) Geyer, P., Mersch, J., Salger, R., Semmel, C. (2016). Vorwort und Einführende Gedanken. In DAV, VDBS, AVS (Hrsg.), Skibergsteigen – Freeriding. Alpin-Lehrplan 4 (S. 6–7). München: BLV Buchverlag.

Generell sollten die allgemeinen Verhaltensregeln für Wintersportler*innen beachtet werden. Jede*r Wintersportler*in hat die Möglichkeit, durch verantwortungsbewusstes Handeln die Eingriffe in das Ökosystem zu minimieren, sei es durch die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Auswahl umweltfreundlicher Unterkünfte oder durch die Wahl naturverträglicher Skirouten. Den ersten Aufstiegsspuren durch den Schnee kommt diesbezüglich besondere Bedeutung zu, denn häufig folgen ihnen die nachfolgenden Skitourengeher*innen. Schneesportler*innen sollten sich also bei der Spurwahl ihrer Verantwortung bewusst sein.

Der DAV hat 10 Empfehlungen zum Skibergsteigen ausgesprochen. Eine darunter appelliert an den Respekt für die Natur (2):

Das Gebirge bietet einen wertvollen Freiraum zum Bewegen in einzigartiger Wildnis. Genieße diese Freiheit! Nimm Rücksicht auf Wildtiere, respektiere Schutzgebiete und betrete keine Aufforstungsflächen. Zur Anreise Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel verwenden.

Des Weiteren hat der DAV im Zuge der Kampagne „Natürlich auf Tour“ 10 konkrete Tipps für ein naturverträgliches Skitourengehen erarbeitet (3):

  1. Routenempfehlungen, Markierungen und Hinweise der DAV-Kampagne „Natürlich auf Tour“ beachten.
  2. Schutz- und Schongebiete für Pflanzen und Tiere respektieren, Lärm vermeiden.
  3. Lebensräume erkennen: Wildtieren möglichst ausweichen, sie nur aus der Distanz beobachten, Futterstellen umgehen, Hunde anleinen.
  4. Zeit: Im Hochwinter Gipfel, Rücken und Grate vor 10 Uhr und nach 16 Uhr meiden.
  5. In Waldgebieten und an der Waldgrenze auf üblichen Skirouten, Forst- und Wanderwegen bleiben, Abstand zu Baum- und Strauchgruppen halten.
  6. Vegetation: Aufforstungen und Jungwald schonen.
  7. Umweltschonend anreisen: öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften nutzen; ausgewiesene Parkplätze anfahren, keine Zufahrten blockieren.
  8. Eher mehrtägige Aufenthalte statt vieler Tagestouren planen, das gastronomische Angebot vor Ort nutzen.
  9. Planung: Touren mit Führern und Karten planen, die das DAV-Gütesiegel „Natürlich auf Tour“ tragen.
  10. Pistenregeln: Die Regeln für Skitouren auf Pisten beachten.

Skipisten stehen in erster Linie den Nutzer*innen der Seilbahnen und Lifte zur Verfügung. Um den Konflikt mit den Pistennutzer*innen und Seilbahnbetreiber*innen zu verringern, gibt es auch hierfür Regeln, die zu befolgen sind (s. Konfliktpotenziale) (4).

Aufgrund der hohen Frequentierung und lokaler Gegebenheiten sind Informationen vor Ort unbedingt einzuholen und die entsprechenden Regelungen zu beachten.

(2) DAV e.V. (2015). Skibergsteigen – 10 DAV-Empfehlungen. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://services.alpenverein.de/chameleon/public/1f22a434-dff9-1f46-8695-4c68b587fb75/Die-10-DAV-Empfehlungen-zum-Hochtourengehen_24935.pdf

(3) DAV e.V. (2014). Natürlich auf Tour. Was du auf Tour beachten solltest. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.alpenverein.de/natur/naturvertraeglicher-bergsport/natuerlich-auf-tour/natuerlich-auf-tour-was-du-auf-tour-beachten-solltest_aid_14586.html

(4) DAV e.V. (2013). 10 DAV-Regeln für Skitouren auf Pisten. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.alpenverein.de/artikel/skitouren-auf-pisten-10-dav-regeln_41991bba-f613-42ac-8fde-133a8d928fc2

In Deutschland ist der Deutsche Alpenverein (DAV) eine kompetente Adresse rund um den Bergsport. Der Bergsport- und Naturschutzverband wurde 1869 gegründet und ist mit rund 1,3 Mio. Mitgliedern in mehr als 350 rechtlich selbstständigen Sektionen die weltweit größte Vereinigung von Alpinist*innen. Der DAV vertritt den Bergsport, das Bergsteigen und den Alpinismus im Breiten-, Leistungs- und Wettkampfsport und bietet qualitativ hochwertige Aus- und Fortbildungen an. Zudem fördert er als Naturschutzverband den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und setzt sich für den Erhalt der einzigartigen Natur- und Kulturräume der Alpen und Mittelgebirge ein (5).

Laut der Grundlagenstudie zum Wintersport in Deutschland betrieben 27,7 Mio. der Deutschen Wintersport, ca. ein Viertel davon haben Skitourenerfahrung (6). Nach DAV-Schätzungen auf Grundlage von Mitgliederbefragungen gibt es derzeit in Deutschland ca. 500.000 Menschen, die regelmäßig Skitouren unternehmen. Vor 10 Jahren waren es nur etwa halb so viele und die Zahl der aktiven Skitourengeher*innen wächst weiter (7).

Skitourengeher*innen sind überwiegend autark organisiert und es gibt lediglich Schätzungen zu den Zahlen der aktiven Skitourengeher*innen. Im Jahr 2004 gingen schätzungsweise 250.000-300.000 Deutsche dem Tourengehen nach, im Jahr 2012 bereits 300.000 allein aus dem Großraum München (7).

(5) DAV e.V. (2012). Deutscher Alpenverein: Leitbild des DAV. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.alpenverein.de/der-dav/leitbild-des-dav_aid_12051.html

(6) Roth, R., Krämer, A., Severiens, J. (2018). Zweite Nationale Grundlagenstudie Wintersport Deutschland 2018. Schriftenreihe SIS.

(7) Naturfreunde. (2014). Der ökologische Schatten von Skitouren. Zugriff am 22.10.2019 unter: https://www.naturfreunde.de/der-oekologische-schatten-von-skitouren

Das Grundrecht zum Betreten der freien Landschaft nach § 59 Abs. 1 BNatSchG und § 14 Abs. 1 BWaldG ist allgemein auch für Schneesportler*innen gültig. Einzelheiten sind länderspezifisch in ihren jeweiligen Landschaftsgesetzen geregelt.

Für den organisierten Skiraum gelten bestimmte Regeln und Pflichten. Grundsätzlich steht der Pistenbereich in erster Linie den Abfahrtsskiläufer*innen zur Verfügung. Zur Lösung der Konflikte mit Alpinskifahrer*innen und Pistenbetreiber*innen hat der DAV in Zusammenarbeit mit den weiteren betroffenen Verbänden zehn deutschlandweit gültige Regeln für Skitouren auf Pisten herausgegeben (s. Konfliktpotenziale). Pistenbetreiber*innen sind im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht rechtlich dazu verpflichtet, die Sicherheit der Pistennutzer*innen zu gewährleisten. Um den Sicherungspflichten nachzukommen, kann es vorkommen, dass Teile des organisierten Skiraums geschlossen oder gesperrt werden. In Bayern sind entsprechende Sperrungsmaßnahmen jedoch nur bei konkreten Gefahren (wie Pistenpräparierung mit Seilwinden, Lawinensprengung, Vereisung etc.) möglich und nur, solange die Gefahrenlage besteht. Bei abstrakten Gefahren (z.B. Gegenverkehr) sind keine Pistensperrungen möglich. Eine geschlossene Strecke, z.B. nach der letzten Kontrollfahrt des Pistendienstes, kann zwar genutzt werden – jedoch auf eigene Gefahr. Sperrungen hingegen werden durch die Verwaltungsbehörde ausgesprochen. Diesem Verbot ist unbedingt Folge zu leisten, da man sonst andere gefährdet. Im Falle der Nichtbeachtung ist mit gesetzlichen Strafen zu rechnen.

Aufgrund des reizvollen Landschaftserlebnisses halten sich die meisten Skitourengeher*innen jedoch im freien Skiraum auf. In diesem bewegen sich die Skisportler*innen ausschließlich auf eigene Gefahr, da diese Gebiete weder kontrolliert noch gesichert sind. Dies trifft nicht zu, wenn sich die Skitourengeher*innen einer geführten Gruppe mit einem/einer zertifizierten Bergführer*in anschließt. Grundsätzlich darf der Schneesport überall in der freien Natur betrieben werden, es sind jedoch lokale Einschränkungen durch behördliche Anordnung zulässig. Das Einholen von Informationen vor Ort ist unbedingt zu empfehlen. Ebenso sollten Regelungen zum Schutz der Natur respektiert werden.

(8) DSV e.V. (2013). Schneesport und Recht. In DSV e.V. (Hrsg.), DSV-Theorielehrbuch (S. 98–137). Planegg: DSV e.V.

Skitouren verlaufen im unvergletscherten, winterlichen Gebirge. Die leichten Skitouren lassen sich meist unterhalb der Baumgrenze verorten und verlassen diesen Bereich nur für den finalen Gipfelanstieg. Die schweren Skirouten sind jedoch auch im hochalpinen und vergletscherten Gebirge oberhalb der Waldgrenze angesiedelt und bergen eine erhöhte Lawinen- und Absturzgefahr (9).

In der Höhenstufe des Waldes nutzen Tourengeher*innen zumeist Forst- und Wanderwege, Wiesen und Alm-/Alpflächen. Oberhalb der Waldgrenze orientiert sich die Routenwahl an unterschiedlichen Faktoren. Einschätzung von Lawinengefahr, Wetter, Geländeeignung, Schneeverhältnisse etc. sind bei Skitouren wichtige Planungs- und Entscheidungsgrößen.

(9) Geyer, P., Mersch, J., Salger, R., Semmel, C. (2016). Spielformen des Skibergsteigens und Freeridens. In DAV, VDBS, AVS (Hrsg.), Skibergsteigen – Freeriding. Alpin-Lehrplan 4 (S. 10–15). München: BLV Buchverlag.

Skitourengeher*innen bewegen sich oft in weitgehend störungsfreien und unerschlossenen Gebirgsregionen, die zugleich Lebensraum von Wildtieren sind. Der Aufstieg erfolgt – auch bei großen Gruppen – in der Regel geordnet, ruhig und entlang einer einzigen Spur. Die Abfahrt hingegen birgt Störungspotenzial: Skitourengeher*innen suchen nach Neuschnee oder Firn, was dazu führen kann, dass weite Geländeteile bis hin zu ganzen Geländekammern befahren werden. Auch Tempo und Geräuschpegel sind bei der Abfahrt deutlich höher. Eine Lenkung wird beim Aufstieg in den meisten Fällen eingehalten, bei der Abfahrt mangelt es jedoch häufiger an Akzeptanz.

Das größte Konfliktpotenzial liegt in der Störung der Wildtiere. Dabei gibt es verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Wildtiere können durch Skitourengeher*innen zur Flucht veranlasst werden. Dies führt einerseits zu einem erhöhten Energieverbrauch, andererseits zum Verlassen geeigneter Überwinterungsgebiete bis hin zur Aufgabe von Futterplätzen und Nahrungsquellen und somit zur Reduzierung der Energiezufuhr. Weil Nahrung im Winter nur spärlich vorhanden ist und die Fett- und Energiereserven der Tiere knapp sind, kann dies fatale Folgen haben. Störungen können zu einem erhöhten Mortalitätsrisiko führen.

Besonders sensibel reagieren dabei die Schalenwildarten und die Raufußhühner. Die Raufußhühner (Auerhuhn, Birkhuhn, Schneehuhn) können im Winter nur in den Stunden unmittelbar vor und nach der Dämmerung ihre Nahrung aufnehmen. Da sie keine Fettreserven anlegen, führt der erhörte Energieverbrauch bei Beunruhigung ebenfalls zu einem raschen Ansteigen des Mortalitätsrisikos, bei Störungen während der Balzzeit zur Schwächung der Population.

Wird das Schalenwild (Hirsch, Reh, Gams, Steinbock) von den Futterplätzen vertrieben, flüchtet es und richtet im Bergwald Verbissschäden besonders an Jungbäumen an. Dies kann langfristig zur Beeinträchtigung der Schutzfunktionen des Bergwaldes führen. Des Weiteren können Vegetationsschäden auch durch scharfe Skikanten bei unvorsichtigem Abfahren entstehen.

Die Auswirkungen von Skitouren auf den Naturraum sind stark von der Höhenlage abhängig. Störempfindliche Wildtiere haben ihre Lebens- bzw. Überwinterungsräume vor allem in der Höhenstufe des Waldes sowie im Bereich der Wald- und Baumgrenze. Bei Skitouren in diesen Höhenlagen kann es zu Störungen kommen, seltener sind Konflikte in den höheren Lagen. Außerdem ist die Tageszeit ein entscheidender Faktor: Problematisch sind die Dämmerungszeiten und die Stunden unmittelbar davor und danach.

(10) Geyer, P., Mersch, J., Salger, R., Semmel, C. (2016). Natur- und Umweltschutz. In DAV, VDBS, AVS (Hrsg.), Skibergsteigen – Freeriding. Alpin-Lehrplan 4 (S. 206–217). München: BLV Buchverlag.

Konflikte mit Pistenbenutzer*innen und Seilbahnbetreiber*innen

Skipisten stehen in erster Linie den Nutzer*innen der Seilbahnen und Lifte zur Verfügung. Mit dem Trend des Skitourengehens auf Pisten ist nicht nur die Unfallgefahr durch Gegenverkehr gestiegen, sondern auch die Lebensgefahr wegen Pistenpräparierungsmaßnahmen mithilfe von Seilwinden sowie Lawinensprengungen (11).

Um den Konflikt mit den Pistennutzer*innen und Seilbahnbetreiber*innen zu verringern, gibt es auch hierfür Regeln, die zu befolgen sind (12):

  1. Aufstieg und Abfahrt erfolgen auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung.
  2. Nur am Pistenrand aufsteigen (FIS-Regel Nr. 7). Dabei hintereinander, nicht nebeneinander gehen. Auf den Skibetrieb achten.
  3. Besondere Vorsicht an Kuppen, in Engpassagen, an Steilhängen und bei Vereisung der Piste. Bei Pistenquerung möglichst einzeln gehen bzw. Abstände zueinander halten. Keine Querung in unübersichtlichen Bereichen.
  4. Pistensperrungen, Warnhinweise und lokale Regelungen immer beachten.
  5. Bei Pistenarbeiten sind die Pisten aus Sicherheitsgründen gesperrt. Insbesondere bei Einsatz von Seilwinden besteht Lebensgefahr.
  6. Frisch präparierte Skipisten nur in den Randbereichen befahren. Bei Dunkelheit stets mit eingeschalteter Stirnlampe gehen, reflektierende Kleidung tragen.
  7. Auf alpine Gefahren, insbesondere Lawinengefahr, achten. Keine Skitouren durchführen, wenn Lawinensprengungen zu erwarten sind. Nur geöffnete Pisten sind vor Lawinen gesichert.
  8. Skitouren nur bei genügend Schnee unternehmen. Schäden an der Pflanzen- und Bodendecke vermeiden.
  9. Rücksicht auf Wildtiere nehmen. Bei Dämmerung und Dunkelheit werden Tiere empfindlich gestört. Hunde nicht auf Skipisten mitnehmen.
  10. Regelungen an den Parkplätzen beachten, Parkgebühren bezahlen, umweltfreundlich anreisen.

Aufgrund der teilweise hohen Frequentierung und lokaler Gegebenheiten sind Informationen vor Ort unbedingt einzuholen und die entsprechenden Regelungen zu beachten.

(11) Geyer, P., Mersch, J., Salger, R., Semmel, C. (2016). Natur- und Umweltschutz. In DAV, VDBS, AVS (Hrsg.), Skibergsteigen – Freeriding. Alpin-Lehrplan 4 (S. 206–217).München: BLV Buchverlag.

(12) DAV e.V. (2013). 10 DAV-Regeln für Skitouren auf Pisten. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.alpenverein.de/artikel/skitouren-auf-pisten-10-dav-regeln_41991bba-f613-42ac-8fde-133a8d928fc2

Der alpine Tourenskilauf gilt als Vorläufer für alle anderen Skisportarten. Heute finden wir eine breite Palette an Sportarten, die sich aus dem sogenannten „Skibergsteigen“ entwickelt haben. Die Erfindung des Skis liegt vermutlich mehr als 8.000 Jahre in der Vergangenheit. In der Frühzeit wurden Ski zur Fortbewegung, zur Jagd oder zu militärischen Zwecken genutzt. Die sportliche Komponente entwickelte sich erst viel später. Da es keine mechanischen Beförderungsanlagen gab, ähnelten sich das alpine Skifahren und das Skitourengehen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch sehr. Bis zum Bau von modernen Beförderungsanlagen wurde per Ski zu einer Hütte oder dem Gipfel aufgestiegen. Anschließend erfolgte die Abfahrt durch unpräpariertes Gelände. Die technische Entwicklung begünstigte dann die Entwicklung des alpinen Skifahrens gegenüber dem Skibergsteigen. Seit Ende des 20. Jahrhunderts erfolgt der rasante Aufschwung des Skibergsteigens zum Freizeittrend und Fitnessboom. Damit einhergehend sind auch große technische Entwicklungen hinsichtlich der Ausrüstung der Sportart.

(13) Stadler, M. (2012). Geschichte des Skitourensports. In Skitouren. Ausrüstung – Technik – Sicherheit (S. 17–19). München: Bergverlag Rother GmbH.

Skitouren auf Pisten

In den letzten Jahren erfreuen sich Skitouren auf Skipisten immer größerer Beliebtheit, um sich sportlich fit zu halten, um für Skitouren-Wettkämpfe zu trainieren oder zum Üben für unerfahrene Tourengeher*innen. Von Vorteil sind die problemlose Orientierung, Sicherheit vor Lawinen, die Vermeidung anstrengender Spurarbeit und eine einfacher zu bewältigende Skiabfahrt. Dies führt jedoch zu Konfliktpotenzial mit Pistenbenutzer*innen und Bergbahnbetreiber*innen. Werden nach Betriebsschluss noch Touren auf den Pisten durchgeführt, kann dies zu Behinderungen von Pistenpräparierungen oder Lebensgefahr durch Seilwinden und/oder Lawinensprengungen führen. Hier sind unbedingt die Verhaltensregeln zu beachten (s. Konfliktpotenzial) (14).

Skihochtouren

Skihochtouren finden im vergletscherten, winterlichen Gebirge statt. Sie bedingen oft die Übernachtung in einer Berghütte mit dem frühmorgendlichen Aufstieg am nächsten Tag. Solche Unternehmungen bergen hochalpine Gefahren. Spaltensturzgefahr beim Aufstieg und bei der Abfahrt sowie absturzgefährdete Passagen beim Klettern in Fels und Eis erfordern entsprechendes Können und Erfahrung hinsichtlich des taktischen Verhaltens, des Bewegungsvermögens und der Sicherungstechniken. Bei Hochgebirgstouren über Gletscher muss je nach Schneeverhältnissen angeseilt werden, welche somit neben der Notfall-Grundausrüstung erweiterte alpintechnische Ausrüstung bedingen. Lässt sich der Gipfel nicht mit Ski besteigen, werden diese am Fuße des Gipfels am Skidepot zurückgelassen und der Gipfel zu Fuß erklommen. Je nach Geländebeschaffenheit kommen dabei zusätzlich Steigeisen sowie Pickel und evtl. auch das Seil zum Einsatz (14).

Skidurchquerungen

Skidurchquerungen ergeben sich aus einer mehrtägigen Tour durch ein Gebiet, welches zumeist einen hochalpinen Charakter aufweist. Aufgrund der wechselnden Gebietsabschnitte, der nicht identischen Aufstiegs- und Abfahrtsrouten und des Mehrgepäckes an Ausrüstung und täglichen Bedarfsgegenständen gelten Skidurchquerungen als Königsdisziplin im Skibergsteigen. Sie erfordern eine gute Kondition, entsprechendes technisches und taktisches Können für Auf- und Abstieg und Sicherheitsausrüstung (14).

Expeditionen mit Ski

Bei Expeditionen mit Ski werden Gipfel über 5.000 m Höhe erklommen. Auch manch lange Gebietsdurchquerungen haben Expeditionscharakter. Maximale Höhen bis 7.500 m lassen einen sinnvollen Einsatz von Ski unter der Voraussetzung einer guten Akklimatisation noch zu (14).

Freeriding

Beim Freeriden liegt der Fokus auf der Abfahrt im freien Skiraum. Ausgangspunkte sind Bergstationen von Liftanlagen oder Punkte, die von dort aus mit kurzen Anstiegen zu erreichen sind. Die Notfallausrüstung ist bei Freerideabfahrten genauso unabdingbar wie bei Touren mit vorangehenden Aufstiegen. Die Faszination des unberührten Schneeraums verlangt eine entsprechende Vorbereitung und technisches sowie taktisches Können hinsichtlich der Spurwahl. Die größte (Lebens-)Gefahr besteht in Lawinenabgängen und im Orientierungsverlust (14).

Snowboardtouren

Auch mit dem Snowboard lassen sich Touren durchführen. Für den Aufstieg werden meistens Schneeschuhe und manchmal auch Kurzski verwendet, wobei das Brett auf dem Rucksack getragen werden muss. Mit den Schneeschuhen kann entweder in der Skispur aufgestiegen werden oder es wird eine neue, meistens steilere Spur angelegt. Spezielle Tourensnowboards, sog. Splitboards, lassen sich für den Aufstieg in zwei Ski mit Laufbindung teilen und vor der Abfahrt wieder zu einem Brett zusammensetzen. Bei Neuschnee erfordert das Spuren (Neuanlegen einer Spur) viel Kraft. Bei harten Schneeverhältnissen werden für steile Hänge Steigeisen notwendig. Touren mit Snowboards erfordern aufgrund des zusätzlichen Gewichts der Schneeschuhe, Kurzski und Stöcke eine sehr gute Kondition. Die Geländebedingungen müssen sorgfältig ausgewählt werden, um sich den Spaß nicht von flachen Abfahrtspassagen verderben zu lassen (14).

Wettkämpfe

Skitourenrennen sind im Zusammenhang mit militärischen Übungen entstanden und waren bis zu den Olympischen Winterspielen 1948 in St. Moritz olympische Disziplin. Später sind die legendären Patrouillenrennen, wie z.B. die Patrouille des Glaciers (Zermatt-Verbier), entstanden. In den letzten Jahren wurden in verschiedenen Alpenländern teilweise alte, klassische Rennen wiederbelebt und neue Wettkämpfe ins Leben gerufen. Der größte Teil der Rennen sind Team-Wettkämpfe (Zweierteams), einige werden aber auch als Einzelrennen durchgeführt. Die Disziplinen im Skitourenrennen sind Sprint, Vertical Race, Individual Race und Team Race.

Bei den Skitourenrennen legen die Organisator*innen eine Spur, in der die Wettkämpfer*innen aufsteigen können. Die Abfahrten sind markiert. Die Wettkämpfer*innen müssen somit weder Orientierungsarbeit noch Lawinenbeurteilung ausführen. Das Mitführen von Notfallausrüstung ist dennoch Pflicht. Die Reglementierung der Skitourenwettkämpfe (auch hinsichtlich des Natur- und Umweltschutzes) sowie die Betreuung der Nationalkader wird in Deutschland vom Deutschen Alpenverein vorgenommen.

(14) Geyer, P., Mersch, J., Salger, R., Semmel, C. (2016). Spielformen des Skibergsteigens und Freeridens. In DAV, VDBS, AVS (Hrsg.), Skibergsteigen – Freeriding. Alpin-Lehrplan 4 (S. 9–16). München: BLV Buchverlag.

Die drei Hauptmotive von Wintersportler*innen im Allgemeinen sind das intensive Landschaftserlebnis, die Suche nach Ruhe und Erholung und der Wunsch, etwas für die Gesundheit zu tun (15) sowie der Spaß am Skifahren.

Der Aufstieg durch eine frischverschneite Winterlandschaft gehört zum Eindrücklichsten, was die Natur zu bieten hat. Für viele gehört dabei das Legen einer neuen Spur in den Pulverschnee zu den intensivsten Erlebnissen bei einer Skitour. Für andere ist es eher die Abfahrt durch den frischen Schnee, welche Glücksgefühle auslöst. Wie beim Bergsteigen im Sommer ist auch beim Skitourengehen das Gipfelerlebnis ein zentrales Element des Naturerlebens.

(15) Roth, R., Krämer, A., Görtz, M. (2012).Grundlagenstudie Wintersport Deutschland. Schriftenreihe „Natursport und Ökologie“, Bd. 26.

Die konditionellen und technischen Ansprüche an die Skitourengeher*innen sind stark abhängig von der Route und von den Schneeverhältnissen. Eine einfache, kurze Tour kann problemlos von Skitouren-Einsteiger*innen unter Leitung erfahrener Tourenführer*innen bewältigt werden. Mit wachsender Erfahrung und sorgfältiger Planung können Skitouren selbstständig durchgeführt werden.

Für den Aufstieg benötigen Tourengeher*innen Ausdauer und – je nach Schwierigkeit der Tour – Kenntnisse und Erfahrung im Umgang mit Ski, Fellen, Harscheisen und ggf. Anseilgurt und Pickel. Das alpine Skifahren ist die elementarste Voraussetzung. Die Abfahrt in unpräpariertem und ungesichertem Gelände setzt Erfahrung und die sichere Beherrschung des Sportgerätes voraus. Die Tourengeher*innen müssen sich auf eventuell wechselnde Schneeverhältnisse einstellen können (Firn, Harsch, Bruchharsch, Pulverschnee).

Außerdem sollte der Umgang mit der Lawinen-Sicherheits-Notfall-Ausrüstung (LVS, Sonde, Schaufel) vertraut sein. Eigenverantwortliche Tourengeher*innen sowie Tourenführer*innen müssen Kenntnisse und Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr und anderen alpinen Gefahren (z.B. Wetterverhältnisse) sowie im Umgang mit den Orientierungs-Hilfsmitteln (Karte, Kompass, Höhenmesser, GPS) haben.

Bei Betrachtung des Gesamtmarktes zeichnet sich ab, dass Österreich mit 22 % den größten Anteil am Weltmarkt einnimmt. Dahinter folgen die USA und Kanada mit 18 % und auf dem drittem Platz Deutschland, Schweiz, Frankreich und Italien mit jeweils 12 % Anteil. In der Saison 2014/15 wurden weltweit ca. 200.000 Paar Tourenski, Felle und Tourenbindungen verkauft. Allein in Österreich lag die Zahl um die 50.000.

(16) Skimo Austria. (2015). Aktuelle Zahlen, Daten und Fakten des Tourenskisports. Pressekonferenz 16.12.2015 in Linz. Zugriff am 19.10.2020 unter: http://www.skimo.at/skibergsteigen/files/2015/12/SKIMO-PK-16.12.2015-Handout.pdf

Der DAV hat im Jahr 2014 die Kampagne „Natürlich auf Tour“ ins Leben gerufen und leistet damit einen wichtigen Beitrag für umweltverträgliches Ski- und Schneeschuhwandern in den Alpen. Die Kampagne entstand auf Basis des 1995 gestarteten Projekts „Skibergsteigen umweltfreundlich“. Ziel ist es, den besonderen Naturraum unter Rücksicht auf die schützenswerten Lebensräume der sensiblen und wildlebenden Tierarten für den Menschen erlebbar zu machen. Infotafeln an den Parkplätzen und an den Ausgangspunkten für Touren informieren die Besucher*innen über Routenempfehlungen und das richtige Verhalten bei der Ausübung ihrer Aktivitäten. Im Fokus steht die Motivierung zu naturverträglichem Verhalten. Entlang der Routen weisen zusätzliche Tourenhinweisschilder den richtigen Weg und erinnern an das Leitthema. Besonders sensible Bereiche, die sog. Wald-Wild-Schongebiete, sind durch auffällige Stoppschilder gekennzeichnet (17). Grundsätzlich basieren jedoch alle Ergebnisse und Empfehlungen des Konzeptes „Skibergsteigen umweltfreundlich“ und der Kampagne „Natürlich auf Tour“ auf Freiwilligkeit. Dies gilt sowohl für die Routenempfehlungen als auch für die Wald-Wild-Schongebiete. Auch für die Wald-Wild-Schongebiete gibt es kein Betretungsverbot, sondern ausschließlich den dringenden Appell, diese Gebiete zu meiden.

Die regionalen Konzepte werden fortwährend aktualisiert und damit neuen Trends und Entwicklungen angepasst. Das Skigebiet Spitzingsee hat wichtige Veränderungen zur naturverträglichen Weiterentwicklung der Region vorgenommen. Lifte wurden abmontiert, Erweiterungsplanungen wurde der Rücken gekehrt und die Ostseite des Skigebiets steht nun ganz den Tourengeher*innen zur Verfügung. Dadurch wird eine räumliche Trennung von Pistenskifahrer*innen und Tourengeher*innen angestrebt. Am zentralen Ausgangspunkt wurde ein Info-Point für Skitouren- und Schneeschuhgeher*innen mit Hinweisen zu Sicherheit und Natur errichtet. Seit dem Winter 2018/19 stehen naturverträgliche Schneeschuhrouten für das gesamte Spitzingsee-Rotwandgebiet zur Verfügung (18, 19).

(17) DAV e.V. (2014). Naturverträglich Skitouren- und Schneeschuhgehen. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.alpenverein.de/natur/naturvertraeglicher-bergsport/natuerlich-auf-tour/natuerlich-auf-tour-was-du-auf-tour-beachten-solltest_aid_14586.html

(18) DAV e.V. (2018). Skigebiete im Wandel. DAV Panorama 6/2018 (101 – 105). 

(19) DAV e.V. (2016). Naturverträglich Skitouren- und Schneeschuhgehen – im Spitzingsee-Rotwand-Gebiet. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.alpenverein.de/chameleon/public/551361b0-58e7-1708-33f4-e9ba9e4e2f2b/Natuerlich-auf-Tour-Spitzingsee-Rotwand-Flyer_18081.pdf

Die Kampagne „Dein Freiraum. Mein Lebensraum.“ wurde im Naturpark Nagelfluhkette im Allgäu initiiert. Mit Hilfe von Informationen über die Einzigartigkeit der Landschaft und die Bedürfnisse der schützenswerten Pflanzen und Lebewesen appelliert sie an ein verantwortungsvolles Verhalten in der Natur. Konkrete Verhaltenstipps und Empfehlungen für naturverträgliches Ski- und Schneeschuhwandern sollen Nutzungskonflikte zwischen Mensch und Natur minimieren. In die Kampagne einbezogen wurden von Beginn an sämtliche Interessengruppen. 50 Skitouren im Naturpark entsprechen den Kriterien der Kampagne. Die Kampagne „Natürlich auf Tour“ ist außerdem fest in die Dachkampagne „Dein Freiraum. Mein Lebensraum.“ integriert.

(20) Naturpark Nagelfluhkette e.V. (o.J.). Dein Freiraum. Mein Lebensraum. Zugriff am 06.04.2021 unter: https://nagelfluhkette.info/naturpark-erleben/dein-freiraum-mein-lebensraum 

Die Kampagne „Respektiere deine Grenzen“ wurde 2004 von der Vorarlberger Landesregierung ins Leben gerufen, um für den schützenswerten Naturraum zu sensibilisieren und dazu aufzurufen, Verantwortung im Umgang mit der Natur zu übernehmen. Inzwischen beteiligen sich weitere österreichische Bundesländer sowie die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein an dieser Initiative. Weiterhin ist „Respektiere Deine Grenzen“ im grenzüberschreitenden Naturpark Nagelfluhkette ähnlich wie „Natürlich auf Tour“ in die Dachkampagne „Dein Freiraum. Mein Lebensraum.“ integriert (33).

Die zentralen Säulen der Kampagne sind Aufklärung über die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Menschen und Natur, Medienarbeit zur Verbreitung der Botschaften und Markierung der Schutzzonen und Wege.

(21) Amt der Vorarlberger Landesregierung. (2018). Zugriff am 19.10.2020 unter: www.vorarlberg.at/respektiere

Mit der Initiative „Bergsteigerdörfer“ werden Dörfer ausgewiesen, die eine ursprüngliche Landschaft pflegen, ihre Traditionen wahren und regionale Produkte in hoher Qualität anbieten. Zudem gibt es rund um die Bergsteigerdörfer vielfältige und attraktive Möglichkeiten für die naturverträgliche Ausübung diverser Bergsportarten. Die Bergsteigerdörfer gelten als Vorbilder in der Entwicklung eines nachhaltigen Alpintourismus. Werte zur Erhaltung und Pflege der Natur und Landschaft nehmen dabei einen großen Stellenwert ein.

Ramsau ist das erste ausgewiesene Bergsteigerdorf in den Bayerischen Alpen. In Österreich wurde diese Initiative bereits 2008 vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV) gestartet und umfasst inzwischen 20 Dörfer. Der DAV adaptierte die Initiative in Abstimmung mit dem ÖAV und übertrug sie auf die Bayerischen Alpen.

(22) DAV e.V. (2014). Bergsteigerdörfer. Ramsau b. Berchtesgaden. Zugriff am 19.10.2020 unter: http://www.alpenverein.de/chameleon/public/e414c197-6c78-d13b-7c7c-2921e0d53dc5/Einzelbroschuere-Bergsteigerdorf-Ramsau_26234.pdf