Heiden
Als Heide bezeichnet man weitgehend baumfreie, von Zwergsträuchern (Heidelbeere, Preiselbeere und Heidekraut) beherrschte Lebensräume auf überwiegend nährstoffarmen und bodensauren (basenarmen) Standorten. Charakteristisch ist das weitgehende Fehlen von Bäumen. Heiden kommen im Flachland und im Mittelgebirge vor. Sie stellen überwiegend anthropogene Ersatzgesellschaften zumeist bodensaurer Wälder dar und sind durch Waldbeweidung, z.B. der Allmende, Plaggenhieb (Gewinnung von Stalleinstreu) oder gelegentlich durch Abbrennen entstanden. Der Fortbestand dieser Heiden ist somit auf traditionelle Bewirtschaftung angewiesen.
Die wichtigste Voraussetzung für das natürliche Entstehen von Heiden ist, dass sich Bäume an diesen Orten nur langsam oder gar nicht ansiedeln können.
Vier Lebensräume bieten die Grundvoraussetzung für die Entwicklung natürlicher Heiden:
- Flugsanddünen, wo der Wind den Boden ständig in Bewegung hält und sich keine höheren Pflanzen (Gebüsche, Bäume) ansiedeln können.
- Auf entwässerten (degenerierten) Moorstandorten finden sich trockene bis frische Heiden, wo Torfböden zumindest im Sommer oberflächlich phasenweise austrocknen.
- In den höheren Mittelgebirgslagen prägen feuchte Heidekrautheiden Silikatstandorte und Felsbänder.
- Die alpinen Heiden beschränken sich auf die höheren regenreichen Lagen der bayerischen Alpen mit Kalk- und Dolomitgestein.
Je nach Standortbedingungen, Höhenlage, Boden- und Wasserverfügbarkeit werden Heiden in Sandheiden, Moorheiden, Hochheiden, Heidekraut-Heiden, Besenginsterheiden und weitere Heidetypen unterteilt, die unten einzeln beschrieben werden.
Flora
Die charakteristische Pflanze der Heide ist das Heidekraut. Es siedelt sich als erstes an und bildet regelrechte Pflanzendecken aus. Im Norden Deutschlands gesellt sich auf feuchten/moorigen Standorten die Glockenheide, im Süden in höheren (Gebirgs)Lagen eher Frühlingsheide dazu. Wacholder ist einer der wenigen Bäume, die in Heiden wachsen können. Er kann durch seinen robusten Aufbau auch Viehfraß entgehen. In nicht zu trockenen Lagen findet sich zusätzlich die Rentierflechte, gelegentlich auch das Isländische Moos. In lokalen Beständen wachsen auch niedrige Horstgräser wie der Schaf-Schwingel. Heiden, die aus Mooren entstanden sind, zeichnen sich durch das Vorkommen von Moorbirken und Faulbäumen aus.
Typische Pflanzen: Heidekraut, Krähenbeere, Blaubeere; Besenginster, Echter Ginster, Gagelstrauch
Fauna
Auf den Heiden kommen zahlreiche Spinnenarten, viele Lauf-, Schnell-, Kurzflügel- und Dungkäfer sowie verschiedene Heuschreckenarten, wie die Heideschrecke sowie Wildbienen vor. Ebenso leben dort Falterarten, die auf Heidekraut als Raupenfutterpflanze angewiesen sind, wie z.B. der Heidespinner, Heidebürstenbinder oder das kleine Nachtpfauenauge.
Typische Tiere: Heidelerche, Ziegenmelker und Wiedehopf; Wegwespe, Gemeine Sandwespe, Kreiselwespe, Bienenwolf
Zwergstrauchheiden
Als Zwergstrauchheiden wird ein Vegetationstyp bezeichnet in dem Zwergsträucher aus der Familie der Heidekrautgewächse vorherrschen. Wenn zusätzlich auch noch Wacholderbestände in dem Gebiet wachsen spricht man manchmal von Wacholderheide. Bei Zwergstrauchheiden unterscheidet man Heidetypen wie Calluna (Heidekraut) -Heide, Feuchtheide und weitere Heidetypen wie Krähenbeerheide (vom skandinavischen Kernraum nach Mitteleuropa ausstrahlend) und Hochheiden oder Bergheiden als Zwergstrauchbestände in den höchsten Lagen der Mittelgebirge (Jedicke 1992).
Heidekraut-Heiden, Feuchtheiden oder Magerrasen können kleinflächig nebeneinander auftreten.
Sandheiden
Sandheiden finden sich vor allem im nordwestdeutschen Flachland, großflächig nur noch in der Lüneburger Heide. Sie kommen dort nur auf von Natur aus sehr sauren, zu Rohhumus neigenden und durch Streunutzung verarmten Böden vor. Entstanden sind sie durch historische Landnutzung (Holzschlag, Brand, Waldweide, Plaggenhieb, Einstreu). Die trockenen Sandheiden sind vor allem durch Heidekraut-Bestände geprägt, die zur Versauerung durch Bildung von Rohhumus beitragen. Daneben finden sich Vorkommen von Zwergsträuchern wie Heidel- und Preiselbeere, behaarter und englischer Ginster sowie lokal Wachholder. Durch extensive Weidenutzung durch Heidschnucken oder Mahd sowie historischer Plaggenwirtschaft kann die typische Heidevegetation erhalten bleiben. Überlässt man diese Flächen sich selbst, siedeln sich zunächst Kiefern und später wieder die ursprünglichen Eichen-Birkenwälder an.
Typische Pflanzen: Besenheide, Heidelbeere, Preiselbeere, Ginster
Moorheiden
Moorheiden wachsen auf feuchten bis nassen Standorten. Sie sind räumlich oft mit Hoch- und Übergangsmooren sowie Sümpfen verknüpft und stellen Folgegesellschaften in gestörten Hochmoor-Komplexen vor allem im Norddeutschen Flachland und im Alpenvorland dar. In noch feuchten Bereichen gelangt die Glockenheide zur Vorherrschaft, in trockenen die Besenheide.
Moorheiden entstehen durch künstliche Entwässerung von Hoch- und Übergangsmooren. Je nachdem, wie viel Wasser entzogen wird und wie stark der Moor-Torfkörper daraufhin schrumpft, entstehen verschiedene Moorheidetypen. Bei zunehmender Entwässerung bilden sich die Stadien Moorheide, Pfeifengras-Heide und reine Heidebestände aus (Jedicke 1992).
Typische Pflanzen: Glockenheide, Besenheide, Pfeifengras, Moorlilie, Sparrige Binse
Hochheiden
Hochheiden der niederschlagsreichen Mittelgebirgslagen werden durch Zwergstrauchbestände charakterisiert, die als Folge jahrhundertelanger Beweidung in höchsten Mittelgebirgslagen entstanden sind. Voraussetzung für ihre Entstehung sind magere Buntsandstein- und Schieferböden, wie sie beispielsweise in der Eifel und im Harzvorland zu finden sind. Eine weitere Form der Hochheide kommt auf Kalkgebietsflächen vor, die mit saurem Lehm überdeckt sind. Beispiel hierfür ist die Hochfläche des Schwäbischen Juras. Auf häufiger beweideten Flächen geht die Heidefläche in einen Borstgrasrasen über.
Typische Pflanzen: Flügelginster, Besenheide, Heidelbeere, Rausch- und Krähenbeere; in feuchteren Bereichen Glockenheide, Torfmoos, Moosbeere
Heidekrautheiden
Heidekaut-Heiden sind auf trockeneren bis mäßig feuchten Sand- oder Gesteinsböden verbreitet. Sie tragen zur Versauerung des Bodens durch Bildung von Rohhumus bei. Als Bodentyp hat sich durch Nährstoffauswaschung und Bodenversauerung ein Podsol (graue bis weiße Bleicherde) entwickelt. (Jedicke 1992, Ellenberg 1996, Biotopmanagement auf Golfanlagen 2005)
Typische Pflanzen: Heidekraut, Heidelbeere, Behaarter Ginster, Englischer Ginster sowie lokal Wacholder; einige niedrige Horstgräser wie Schafschwingel, Drahtschmiele, Dreizahn
Besenginsterheiden
Besenginsterheiden kommen oft als Wegbereiter des Waldes (Pionierstadien) auf Kahlschlägen und Extensivweiden oder an Wegen und Böschungen vor. Sie sind meist aus Hainsimsen-Buchenwäldern hervorgegangene Strauchweiden mit verschiedenen Waldpionierarten. Im Gegensatz zu den Borstgras- und Heidekrautgesellschaften bildet der Besenginster-Busch keinen Rohhumus, sondern lockert und verbessert als Stickstoffsammler den Boden. Natürliche Besenginster-Felsheiden kommen auf Tonschiefer-und Grauwackeschichten vor, z.B. am Mittelrheintal, Ahrtal und Siegtal.
Besenginsterheiden stellen geschützte Biotope nach § 30 BNatschG dar. (Oberdorfer 1978, Ellenberg 2010, Biotopmanagement auf Golfanlagen 2005)
Typische Pflanzen: Besenginster, Brombeere, Adlerfarn, Salbeigamander, Waldgeißblatt, Hain-Flockenblume, Ginster-Sommerwurz
Die Heide ist ein attraktives Erholungs- und Urlaubsgebiet, mit einer oft hohen Dichte verschiedener Nutzer*innen und Erholungssuchender. Trotz der vielen verschiedenen Nutzungsarten kommt es nicht zwangsläufig zu Problemen zwischen Freizeitnutzung und Naturschutz. Zu den beliebtesten Natursportaktivitäten in Heiden gehören Wandern, Joggen, Mountainbiken und Reiten sowie einige Luftsportarten. Hier ist insbesondere mit negativen Auswirkungen auf Vögel und Säugetiere zu rechnen. Schwierig wird es dort, wo der Freizeitdruck hoch ist (meist in der Nähe von Ballungsräumen), oder wo sehr störungsempfindliche oder seltene Tierarten vorkommen.
Wandern, Mountainbiken, Laufen
Kritisch wird es vor allem dann, wenn Heidebesucher*innen (Wander*innen, Mountainbiker*innen, Jogger*innen) die gekennzeichneten Wege verlassen oder ihre Hunde frei laufen lassen. Dadurch kommt es zu Trittschäden der sensiblen Vegetation und es werden Flächen beunruhigt, auf denen sich die Tiere normalerweise sicher fühlen
Reiten
Heiden zählen zu den bekanntesten und beliebtesten Reitgebieten in Deutschland. Die sandigen Wege bilden einen idealen Untergrund für Reiter*innen und dünn besiedelte Gebiete erlauben weite Ausritte in die Landschaft. Bei Ausritten auf nicht zugelassenen Wegen kann es zu starken Trittschäden durch die Hufen der Pferde kommen und bodenbrütende Vogelarten können aufgescheucht werden. In der Lüneburger Heide wurde aus diesem Grund ein Projekt zur Entwicklung eines Routen- und Richtungsnetzes für Reiter durchgeführt
Luftsport
Da die Ausübung von Luftsportarten wie beispielsweise Lenkdrachen und Modellflug auf offene Gelände ohne Hochspannungsleitungen beschränkt ist, stellen Heiden eine mögliche und beliebte Fläche dieser Sportarten dar. Dies kann zumindest zeitweise zu einer Entwertung dieser Flächen für die Avifauna führen. Die Ausführung dieser Sportarten hat Einfluss auf den Nahrungserwerb, die Balz, das Gelege und die Rast verschiedener Vogelarten haben (Mäusebussard, Turmfalke, Graureiher, Weißstörche, Rotschenkel, Wiesenpieper, Kiebitz). Zur Lösung des Problems werden Regelungskonzepte in Schutzgebietsverordnungen vorgeschlagen, die generelle Verbote ebenso wie zeitliche Begrenzungen umfassen können.
Wird die Nutzung einer Heidefläche aufgegeben, siedeln sich mit der Zeit Gebüsche und anschließend Bäume an. Wird eine Moorheide mäßig stark entwässert, können sich auch weide- und ackerfähige Böden entwickeln, die dem Menschen wirtschaftlich nützlich sind, aber den Fortbestand der Heide gefährden. Da diese Art der „Produktionsverbesserung“ in den vergangenen Jahren auf sehr vielen Flächen betrieben wurde, zählen sowohl Moore als auch Heiden mittlerweile zu den stark schützenswerten Lebensräumen unserer Breiten. Wird eine Heide dauerhaft abgeweidet, besteht die Gefahr, dass der Boden unter dem schütteren Bewuchs verstärkt abgetragen wird.
Hier sind Landwirte als Landschaftspfleger gefragt, die gegen Bezahlung Pflege- und Erhaltungsmaßnahmen durchführen können.
Betroffene Tierarten
In früheren Zeiten wurden Sandheiden durch Heidebauern gepflegt und erhalten. Sie trieben ihr Vieh, vor allem Heidschnucken (eine heidetypische Schafart), mit enormem Arbeits- und Zeitaufwand über die weiten Flächen. Die Heidschnucken fraßen in regelmäßigen Abständen junge Pflanzentriebe ab, verhinderten dadurch den Aufwuchs größerer Gehölze und Bäume und ein Verbuschen oder Verwalden der Heide. Zusätzlich entfernte der Heidebauer in regelmäßigen Abständen die oberste, etwa 10 bis 15 cm hohe, aus kleinen Sträuchern und halb verrottetem Rohhumus bestehende Bodenschicht und nutzte sie als Bau- und Brennmaterial sowie als Einstreu für sein Vieh. Anschließend konnte sich die Heide in einem natürlichen Zyklus wieder regenerieren – bis der Heidebauer in oben beschriebener Weise erneut tätig wurde.