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Alpine Bäche und Flüsse

Alpine Bäche und Flüsse unterscheiden sich von den Fließgewässern des Flachlandes und der Mittelgebirge durch spezielle Eigenschaften. Alpine Bäche, d.h. Bäche oberhalb der Baumgrenze, haben niedrige Wassertemperaturen, hohe Strömungsgeschwindigkeiten, sehr geringe Nährstoffeinträge und eine Schneebedeckung, die je nach Höhe und Klima sechs bis neun Monate andauert. Die Artenvielfalt ist sowohl im Wasser selbst, als auch im Uferbereich geringer als bei Bächen der Mittelgebirge und des Flachlandes. Mit der Schneeschmelze im Frühjahr wird das Bachbett alpiner Gewässer komplett umgewälzt. Große Mengen an Steinblöcken, Steinen, Kies und Sand werden dann mit dem Wasser bergab transportiert. In den flacheren Talabschnitten finden ebenfalls starke Umwälzungen und Ablagerungen statt.

Gletschertor

Alle alpinen Gewässer sind von sehr gut angepassten Vertretern der im Gewässerboden ansässigen Organismen bewohnt. Bereits direkt am sogenannten Gletschertor, wo das trübe Wasser mit einer gleichbleibenden Temperatur von 0°C unter dem Gletscher hervorschießt, finden sich Insektenlarven, hauptsächlich Zuckmückenarten der Gattung Diamesa. Weiter unten, wo das Wasser etwas „wärmer“ wird (bis 4 °C) gesellen sich weitere Arten hinzu, z.B. Eintagsfliegen- und Steinfliegenlarven.

Bäche ohne Gletschereinfluss

In alpinen Bächen ohne Gletschereinfluss ist die Artenvielfalt größer. Zu den bereits genannten Gruppen gesellen sich Köcherfliegenlarven, Strudelwürmer, Wassermilben, Muschelkrebse und andere kleine Krebse, Ringelwürmer und Springschwänze.
In fast allen Bächen oberhalb der Baumgrenze halten sich aufgrund vieler Wasserfälle und extrem starker Strömung keine Fische auf, da sie nicht in der Lage sind, diese Gewässerstrecken hinauf zu wandern.
Entlang kleiner Hochgebirgsbäche wächst der Fetthennen-Steinbrech, der als Futterpflanze für die Raupen des bedrohten Schmetterlings Hochalpen-Apollo dient.

Gletscherbäche

Eine Besonderheit unter den Bächen der Hochgebirge stellen die Gletscherbäche dar. Sie werden im Sommer hauptsächlich von abschmelzendem Gletscherwasser gespeist. Das Wasser ist sehr kalt und durch das sehr feine Gesteinsmehl milchig trüb (daher auch der Name „Gletschermilch“). Tagsüber ist der Wasserabfluss deutlich höher als in der Nacht, da mit steigender Sonneneinstrahlung immer mehr Schmelzwasser in den Bach gelangt. Zum Herbst hin nimmt der Anteil des Schmelzwassers ab. Der Bach reduziert sich auf den Grundwasseranteil und ähnelt nun weitgehend einem Quellbach.

Alpenflüsse

Sofern sie nicht durch das Schmelzwasser von Gletschern beeinflusst werden, gleichen die subalpinen Bäche unterhalb der Baumgrenze den Berglandbächen. Je nach Gletscheranteil im Einzugsgebiet sind auch die subalpinen Flüsse mehr oder weniger trüb. Im Allgemeinen haben Alpenflüsse eine rasche Strömung, werden saisonal stark von der Schneeschmelze beeinflusst und können bei starken Regenfällen im Sommer sehr schnell anschwellen.

Typische Pflanzenart: Fetthennen-Steinbrech

Typische Tierarten: Zuckmückenarten, Eintagsfliege, Steinfliege, Köcherfliege, Strudelwurm, Wassermilbe, Muschelkrebs, Ringelwurm, Springschwanz

Alpine Bäche und Flüsse sind wegen ihrer Wildwasserstrecken als Orte für Rafting, Canyoning und Wildwasserkanusport beliebt.

Betroffene Tierarten

Wassersport

Aufgrund ihrer enormen natürlichen Dynamik ist die zusätzliche Beeinflussung der Fließgewässer durch Sportler als gering einzustufen. Fische können eventuell beim Canyoning beeinträchtigt werden. Darüber hinaus ist eine Beschädigung von Uferstrukturen an Ein- und Ausstiegsstellen möglich.

Wintersport

Der Wintersport hat indirekt starken Einfluss auf die Fließgewässer der Hochgebirge. Im Bereich von Pistenanlagen werden Bäche künstlich begradigt und verrohrt. Zusätzlich werden hochalpine Bäche aufgestaut, um als Wasserspeicher für die Hotelversorgung und vor allem für Beschneiungsanlagen für den Wintersport zu dienen. Diese Eingriffe durch den Menschen führen zu gravierenden Zerstörungen jener Biotope.

Verbauung, Wasserkraftwerke

Generell sind die Fließgewässer der Alpen bereits stark verbaut. Nur wenige Abschnitte besitzen noch ihre natürliche Dynamik. Im hochalpinen Bereich sind es häufig Wildbachverbauungen, die vor den Schneeschmelzhochwassern mit starkem Geschiebetransport (d.h. alle vom Wasser mitgerissenen Gesteins- und andere Materialien) schützen sollen. Viele Bäche werden auch aufgestaut, um der Energiegewinnung in Wasserkraftwerken zu dienen. Die verbleibenden Restwassermengen reichen nicht aus, um eine natürliche Artenvielfalt in den Bächen und Flüssen zu ermöglichen. Zudem werden viele Wasserkraftwerke im Schwallbetrieb gefahren. Dabei wechseln sich Zeiten, in denen das Gewässer aufgestaut wird, mit Zeiten, in denen das Wasser durch die Turbinenanlage abgelassen wird, ab. So entstehen regelmäßige Schwallwellen durch Flüsse (z.B. im Tag-Nacht-Rhythmus). Neben den wechselnden Pegelständen wird auch die Wassertemperatur durch den wechselnden Zufluss beeinflusst. Da die Aktivität vieler Tiere von der Wassertemperatur abhängt, stellen diese ständigen Schwankungen möglicherweise einen bedeutenden Stressfaktor dar.