Skifahren
0 wird der erste deutsche Skiclub in München gegründet.
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0 % der bayerischen Alpenfläche werden saisonal als Pistenfläche genutzt. Davon werden 25 % beschneit.
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Weniger als 0 % der Skifahrer*innen sind in einem Verein organisiert.
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0 km Pistenkilometer gibt es in Deutschland und 1380 Lifte/Bahnen.
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0 Jahre Jahre und länger existiert bereits die Nutzung von Ski.
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Die folgenden Inhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem DSV erstellt.
Skifahren ist eine beliebte Wintersportart, die durch Gleiten mit zwei Ski auf einer Skipiste oder im freien Gelände charakterisiert ist. Aufstiegshilfen, wie Förderbänder, Lifte und Gondeln, befördern die Skifahrer*innen auf den Berg. Die Pisten sind in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade unterteilt und durch Schilder farblich gekennzeichnet. Diese Markierungen finden sich sowohl auf der Piste als auch auf Infotafeln im Skigebiet. Sie funktionieren wie ein Wegesystem und leiten die Sportler*innen durch das gesamte Terrain. In den Alpen sind die Pisten nach Schwierigkeit mit den Farben blau (leichte Neigung; geeignet für Kinder und Anfänger*innen), rot (mittlere Schwierigkeit) und schwarz (meist steile Hänge oder Buckelpisten, für Geübte und Fortgeschrittene) gekennzeichnet. In Deutschland gibt es 1400 Pistenkilometer mit 1380 Liften/Bahnen zum Transport der Wintersportler*innen (1).
(1) Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS) (o.J.). Zugriff am 17.04.2020 unter: www.stiftung.ski
Die Erschließung der Gebirge für den Skisport und die große Anzahl der Wintersportler*innen hat große Auswirkungen auf die Lebensräume der dort beheimateten Pflanzen und Tiere. Um die Umwelt zu schützen hat der internationale Skiverband die folgenden FIS-Umweltregeln für Wintersportler*innen festgesetzt, deren Einhaltung er von allen Skisportler*innen und Snowboarder*innen erbittet (2):
- Informieren Sie sich über Ihr ausgewähltes Gebiet. Unterstützen Sie die Orte, die sich um die Umwelt sorgen.
- Wählen Sie umweltfreundliche Verkehrsmittel - Bus und Bahn – zur Anreise.
- Bilden Sie Fahrgemeinschaften bei Anreise mit dem privaten Auto.
- Lassen Sie Ihr Auto am Skiort stehen, nehmen Sie den Skibus.
- Fahren Sie nur bei ausreichender Schneedecke Ski und Snowboard.
- Halten Sie sich an die markierten Pisten und Loipen.
- Beachten Sie Pistenmarkierungen und -sperrungen.
- Verzichten Sie auf das Fahren abseits der Pisten besonders in Waldgebieten.
- Fahren Sie nicht in geschützte Gebiete. Schonen Sie die Tiere und Pflanzen.
- Nehmen Sie Ihren Abfall mit.
Ebenfalls gibt der DSV Richtlinien für den Einsatz von Pistenfahrzeugen vor, da richtig gepflegte Abfahrten Skiläufer*innen räumlich und zeitlich binden und ökologische Beeinträchtigungen der Konzentration in ökologisch vertretbaren Bereichen dienen (3).
Mit dem Projekt „Klimafreundlicher Bergsport“ hat der Deutsche Alpenverein (DAV) zum Ziel, Mitglieder sowie die breite Öffentlichkeit für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Eine große Rolle spielt dabei das individuelle Verkehrsverhalten. Der DAV zeigt Möglichkeiten auf, wie die Reise zum Ort sowie die Mobilität vor Ort klimafreundlich gehalten werden können (4).
Die Kampagne „Respektiere deine Grenzen“ wurde 2004 von der Vorarlberger Landesregierung ins Leben gerufen, um für den schützenswerten Naturraum zu sensibilisieren und dazu aufzurufen, Verantwortung im Umgang mit der Natur zu übernehmen. Inzwischen beteiligen sich weitere österreichische Länder, sowie die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein und Bayern an dieser Initiative (5).
(2) DSV-Umweltbeirat (o.J.). DSV-Umweltregeln.
(3) DSV e.V. (2018). Technischer Schnee und Pisten. Zugriff am 09.04.2024 unter: https://www.deutscherskiverband.de/fragen-zu-wintersport-umwelt
(4) DAV e. V. (2014). Start des DAV-Projekts „Klimafreundlicher Bergsport“. Zugriff am 22.10.2019 unter: https://www.alpenverein.de/natur/klimaschutz/dav-projekt-klimafreundlicher-bergsport_aid_13831.html
(5) Amt der Vorarlberger Landesregierung (2018). Zugriff am 22.10.2019 unter: www.vorarlberg.at/respektiere
Skifahren gehört in Deutschland zu den beliebtesten Sportarten (6). Laut der Grundlagenstudie zum Wintersport in Deutschland betreiben 27,7 Mio. Deutsche Wintersport. 8,1 Mio. der Wintersportler*innen üben Ski Alpin als Hauptsportart aus, davon waren im Jahr 2017 7 Mio. aktiv unterwegs (7a). Laut einer Analyse des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 2024 üben 1,09 Mio. über 14-Jährige in Deutschland Ski-Abfahrtslauf häufig und 7,39 Mio. ab und zu aus (7b). In einem Verein organisiert sind lediglich 7 % der Skifahrer*innen (8). Die deutschen Skifahrer*innen organisieren sich im Deutschen Skiverband (DSV), der am 5. November 1905 in München von Wilhelm Paulcke gegründet wurde. Sowohl der Leistungs- wie auch der Breitensportbereich sind in diesem Dachverband mit 20 Landesskiverbänden (LSV) als ordentliche Mitglieder organisiert. Die Landesskiverbände sind die Dachorganisationen des Sports auf Ebene der Länder und zählen insgesamt 975.000 Mitglieder in 4.000 regionalen Skivereinen, Skiclubs und Skiabteilungen (9, 10a).
Der DSV zeigt sich für die nachhaltige Entwicklung des Skisports mitverantwortlich. Aus der Diskussion über die Umweltverträglichkeit des Skisports wurde 1985 das Beratungsgremium DSV-Beirat für Umwelt und Skisportentwicklung gegründet. Seine Aufgabe ist es mit der Stiftung Sicherheit im Skisport, die nachhaltige Entwicklung des Wintersports durch konkrete, zukunftsfähige Entwicklungsprojekte für einen umweltverträglichen Skisport zu fördern (11).
Der DSV ist Teil des Deutschen Verbands für das Skilehrwesen INTERSKI DEUTSCHLAND (DVS), welcher als Dachverband derjenigen Verbände existiert, die sich mit Unterricht und Ausbildung im Schneesport befassen. Hierzu gehört auch der Deutsche Skilehrerverband (DSLV). Der DVS wiederum ist Mitglied des INTERSKI INTERNATIONAL, der Organisation zur weltweiten Koordination des Skilehrwesens (10a).
Auf internationaler Ebene ist der Skisport durch die Fédération Internationale de Ski (abgekürzt FIS) organisiert. Die FIS wurde 1924 in Chamonix (Frankreich) gegründet, vereint 140 nationale Skiverbände und hat ihren Sitz in Oberhofen am Thunersee (Schweiz). Sie ist für die olympischen Disziplinen Alpin Ski, Skilanglauf, Skispringen, Nordische Kombination, Freestyle und Snowboarden verantwortlich, u.a. für die Festlegung der internationalen Wettkampfregeln. Des Weiteren hat die FIS weltweit gültige Regeln für das Verhalten auf Pisten und Loipen im Freizeit- und Breitensport entwickelt, von der Stiftung Sicherheit im Skisport etabliert (10b).
Ein weiterer nationaler Verband, der sich u.a. dem Skisport annimmt, ist der Deutsche Alpenverein. Der Bergsport- und Naturschutzverband wurde 1869 gegründet und ist die weltweit größte Vereinigung von Alpinist*innen, mit rund 1,5 Mio. Mitgliedern in mehr als 350 rechtlich selbstständigen Sektionen. Der DAV vertritt den Bergsport, das Bergsteigen und den Alpinismus im Breiten-, Leistungs- und Wettkampfsport und bietet Aus- und Fortbildungen an. Zudem fördert er als anerkannter Naturschutzverband den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und setzt sich für den Erhalt der einzigartigen Natur- und Kulturräume der Alpen und Mittelgebirge ein (12).
(6) an der Heiden, I., Meyrahn, F., Preuß, H. & Ahlert, G. (2013). Wirtschaftsfaktor Wintersport. Aktuelle Daten zur Sportwirtschaft. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) (Hrsg.), Berlin/Bonn.
(7a) Roth, R., Krämer, A. & Severiens, J. (2018). Zweite Nationale Grundlagenstudie Wintersport Deutschland 2018. Schriftenreihe SIS.
(7b) Institut für Demoskopie Allensbach (2024). AWA-Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse. Zugriff am 26.03.2024 unter: https://www.ifd-allensbach.de/fileadmin/AWA/AWA2024/Codebuchausschnitte/AWA2024_Sport_Freizeit.pdf
(8) Roth, R., Krämer, A. & Görtz, M. (2012). Grundlagenstudie Wintersport Deutschland. Schriftenreihe „Natursport und Ökologie“, Bd, 26.
(9)DSV e.V. (o.J.). Deutscher Skiverband: Historie. Zugriff am 09.04.2024 unter: www.deutscherskiverband.de/historie
(10a) DSV e.V. (2013). Organisation des Schneesports. In DSV e.V. (Hrsg.), DSV-Theorielehrbuch (S. 43 – 94). Planegg: DSV e.V.
(10b)FIS-SKI (o.J.). Organisation: About FIS. Zugriff am 09.04.2024 unter: https://www.fis-ski.com/inside-fis/organisation/about-fis/facts-figures#Facts%20&%20Figures
(11) DSV e.V. (2018). Deutscher Skiverband: SIS/DSV-Beirat für Umwelt und Skisportentwicklung. Zugriff am 22.10.2019 unter: https://www.deutscherskiverband.de/beirat-fuer-umwelt-und-nachhaltige-skisportentwicklung
(12) DAV e.V. (2022). Deutscher Alpenverein: Leitbild des DAV. Zugriff am 09.04.2024 unter: https://www.alpenverein.de/der-dav/leitbild-des-dav_aid_12051.html
Das Grundrecht zum Betreten der freien Landschaft nach § 59 Abs. 1 BNatSchG und § 14 Abs. 1 BWaldG ist allgemein auch für Schneesportler*innen gültig. Einzelheiten sind länderspezifisch in ihren jeweiligen Landschaftsgesetzen geregelt.
Für den organisierten Skiraum gelten bestimmte Regeln und Pflichten. Zum organisierten Skiraum gehören sowohl Pisten als auch Skirouten. Eine Piste ist eine aus der Natur ausgegrenzte Sportstätte und nach DIN-Norm 32912 sind Skipisten:
- Ausschließlich für die Abfahrt bestimmt;
- Markiert;
- Kontrolliert;
- Vor atypischen Gefahren gesichert (insb. Lawinengefahren);
- Präpariert.
Skirouten hingegen sind:
- Ausschließlich für die Abfahrt bestimmt;
- Nur vor Lawinengefahr gesichert;
- Nicht kontrolliert;
- Nicht präpariert.
Pistenbetreiber*innen sind im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht rechtlich dazu verpflichtet, die Sicherheit der Skifahrer*innen nicht nur für den Bergtransport, sondern auch für die Skiabfahrt zu gewährleisten. Ihre Pflichten beziehen sich auf den Schutz vor unvorhersehbaren oder trotz regelrechtem Verhalten unvermeidbaren Gefahren (= atypische Gefahren) durch Beseitigung derselben oder ausreichende Sicherungsvorkehrungen. Der Rechtsraum für die Verkehrssicherungspflicht umfasst die Piste inkl. der ca. 2 m darüber hinaus. Bei Skirouten beschränkt sich die Pflicht lediglich auf die Sicherung vor Lawinengefahr.
Um den Sicherungspflichten nachzukommen, kann es vorkommen, dass Teile des sog. organisierten Skiraums geschlossen oder gesperrt werden. Eine geschlossene Strecke, z.B. nach der letzten Kontrollfahrt des Pistendienstes, kann zwar befahren werden, jedoch auf eigene Gefahr. Sperrungen hingegen werden durch die Verwaltungsbehörde ausgesprochen. Diesem Verbot ist unbedingt Folge zu leisten, da man sonst andere gefährdet. Im Falle der Nichtbeachtung ist mit gesetzlichen Strafen zu rechnen.
Eigenverantwortlichkeit spielt eine große Rolle im Schneesport. Dies gilt sowohl auf der Piste aus auch im freien Skiraum. In Letzterem bewegen sich die Skisportler*innen ausschließlich auf eigene Gefahr, da diese Gebiete weder kontrolliert noch gesichert sind. Grundsätzlich darf der Schneesport überall in der freien Natur betrieben werden, es sind jedoch lokale Einschränkungen durch behördliche Anordnung zulässig. Das Einholen von Informationen vor Ort wird empfohlen, Regelungen zum Schutz der Natur sind zu respektieren.
Hier sei auf die FIS-Verhaltensregeln verwiesen. Die 10 Regeln sind international anerkannte Richtlinien zum Verhalten im organisierten sowie freien Skiraum und sind für jede*n gültig (s. Verhaltensregeln).
(13) DSV e.V. (2013). Schneesport und Recht. In DSV e.V. (Hrsg.), DSV-Theorielehrbuch (S. 98-137). Planegg: DSV e.V.
Von den Landschaften der Bundesrepublik Deutschland eignen sich aufgrund der Schneesicherheit und des Reliefs die Alpen und die Mittelgebirge für den Skisport. Die Alpen bieten eine eindrucksvolle Naturlandschaft und stellen das beliebteste Ziel für Wintersportler*innen weltweit dar (14, 15).
Das Klima ist der zentrale Faktor, welcher auf der Angebots- und Nachfrageseite wirkt. Das Erlebnisgut „Schnee“ befindet sich in den Wintersportgebieten nahe des Taupunktes und reagiert somit empfindlich auf die Veränderungen der Witterung bzw. langfristig des Klimas – verbunden mit Planungsunsicherheiten im Hinblick auf die Schneedeckenvariabilität. So ist das Klimasystem selbst hochkomplex und in vielerlei Hinsicht nur eingeschränkt durch Wahrscheinlichkeiten oder Prognosen zu beschreiben. Zudem ist die langfristige Entwicklung der Treibhausgasemissionen als vermeintlicher Hauptantrieb für den Klimawandel derzeit schwerlich prognostizierbar.
Der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel gehören zu den großen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Dabei ist der Klimawandel für den Wintersport in seiner touristischen und spitzensportlichen Ausprägung unauflöslich verbunden mit veränderten Rahmenbedingungen und Unsicherheiten. Schnee hat meist eine Temperatur in der Nähe des Taupunkts und reagiert somit empfindlich auf die Veränderungen der Witterung bzw. langfristig des Klimas – verbunden mit Planungsunsicherheiten im Hinblick auf die Schneedeckenvariabilität.
Fachwissenschaftler*innen und Forschungseinrichtungen in Deutschland, Schweiz und Österreich (16) sind darin einig, dass zu erwarten ist, dass sich die Jahresmitteltemperatur im Alpenraum und den Mittelgebirgen bis zum Ende des Jahrhunderts um mindestens weitere 2°C erhöhen wird. Die Zunahme der Temperatur betrifft alle Jahreszeiten. Nur durch Umsetzung von tiefgreifenden Maßnahmen zur Emissionsreduktion, wie im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 vorgesehen, könnte dieser Wert unterschritten werden.
Als Folge wird die für den Schneesport geeignete natürliche Schneedecke langfristig bis in die mittleren Lagen im Alpenraum und in den Mittelgebirgen weiter zurückgehen. Dabei verkürzt sich die Dauer der Schneebedeckung um Wochen im Spätwinter, etwas weniger stark auch im Frühwinter.
In diesem Zusammenhang ändern sich ebenfalls die klimatologischen Rahmenbedingungen für die technische Schneeerzeugung. Anzahl und Dauer der potentiellen Schneizeiten werden sich verringern.
In naher Zukunft (bis 2050) ist weiterhin sowohl bei den Temperaturen als auch bei den Niederschlägen mit einer hohen und regionalen Jahr-zu-Jahr-Variabilität zu rechnen. Dabei überlagert diese Variabilität den langfristigen Trend, so dass sich die starken jährlichen und mehrjährigen Schwankungen weit deutlicher bemerkbar machen als der allmähliche Anstieg der mittleren Temperatur.
Die Kombination aus Variabilität und kontinuierlicher Erwärmung führt dazu, dass es immer wieder neue Temperaturmaxima und Temperaturrekorde geben wird.
Beschneiungsanlagen dienen der Wahrung der Schneesicherheit. Bereits die Hälfte aller deutschen Skigebiete ist auf technische Beschneiung angewiesen (17).
(14) Statista (2022). Verteilung der Skier-Days auf die Regionen weltweit in der Saison 2020/21. Zugriff am 09.04.2024 unter: de.statista.com/statistik/daten/studie/247672/umfrage/ski-regionen-weltweit-nach-anteil-der-skier-days/
(15) Roth, R., Schiefer, D., Siller, H. J., Beyer, J., Fehringer, A., Bosio, B., Pechlaner, H., Volgger, M. & Erschbamer, G. (2016). the future of winter travelling in the alps. executive summary. Innsbruck, Austria: Future Mountain International.
(16) Roth, R., Schmidt, H.P., Ziegahn;K.-F. (2019) Int. Expertenforum Klima.Schnee.Sport. Zugriff am 12.11.2018 unter: https://www.researchgate.net/publication/340385214_Expertenforum_KlimaSchneeSport
(17) Steiger, R. (2013). Auswirkungen des Klimawandels auf Skigebiete im bayrischen Alpenraum. Innsbruck: DAV.
Erschließung und Erhaltung eines Wintersportgebietes verursachen schon vor der eigentlichen Sportausübung deutliche und, je nach Höhenlage, lokal auch schwerwiegende Belastungen für die Pflanzen- und Tierwelt. Die für das Skifahren notwendige Infrastruktur resultiert in einem hohen Landschaftsverbrauch und führt vor allem im Sommer zu einer optischen und ästhetischen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Pistenplanierung und -präparation, technische Beschneiung, Infrastruktur und der Pistenbetrieb können folgende Auswirkungen herbeiführen (18):
- Pistenplanierungen führen zur kompletten Zerstörung der Pflanzendecke und der ursprünglichen Bodenschichten. Planierungen führen zu einer Verdichtung des Bodens und damit zu einer deutlichen Erhöhung des Wasserabflusses. Damit steigen die Erosionsgefahr und folglich auch die Möglichkeit von Schlamm- und Gerölllawinen bei Starkregen und Schneeschmelze signifikant an (19).
- Nach Planierungsmaßnahmen geht der Deckungsgrad der Vegetation gegenüber nicht planierten Flächen mit zunehmender Höhe deutlich zurück. Es kann zu einem Artenschwund kommen (vor allem bei Zwergsträuchern und Seggen), was den Rückgang von pflanzenfressenden Insekten (z. B. Schmetterlingen und Blattkäfern) bedeuten kann (19).
- Generell führen Bergbahnen, die infrastrukturelle Erschließung und Ausstattung von Skigebieten sowie die zunehmende touristische Nutzung von Skigebieten für Sommersportaktivitäten zu einem spürbaren Landschaftsverbrauch, der sich durch versiegelte Flächen und der optischen und teilweise akustischen Beeinträchtigung der Landschaft widerspiegelt (19).
- Unterhalb von 1.500 – 1.700 m (Waldgrenze) ist eine Renaturierung möglich (Dauer: bis zu 20 Jahre). Oberhalb der Waldgrenze ist eine standortgerechte Wiederbegrünung nur sehr aufwendig möglich (20).
- Durch die Erschließung von Gletschern für den Skibetrieb entstehen zusätzliche umweltrelevante Probleme. Sie beginnen mit der Verkehrsbelastung der ab- und hochgelegenen Täler und enden mit der unnatürlichen Verschmutzung der Gletscher, die derzeit noch als Trinkwasserreservoir für Mitteleuropa von besonderer Bedeutung sind. (20)
- Besonders sensibel auf Störungen im Alpenraum reagieren die Raufußhühner (Auerhuhn, Birkhuhn, Schneehuhn). Diese Tiere können im Winter nur in den Stunden unmittelbar vor und nach der Dämmerung ihre Nahrung aufnehmen. Da sie keine Fettreserven anlegen, führt der erhörte Energieverbrauch bei Beunruhigung zu einem raschen Ansteigen des Mortalitätsrisikos, bei Störungen während der Balzzeit zur Schwächung der Population (21).
- Auch das Schalenwild (Hirsch, Reh, Gams, Steinbock) ist betroffen. Wird es von den Futterplätzen vertrieben, flüchtet es und richtet im Bergwald Verbissschäden, besonders an Jungbäumen, an. Dies kann langfristig zur Beeinträchtigung der Schutzfunktionen des Bergwaldes führen (21).
- Wildtiere können durch Skifahren abseits der Piste (Variantenfahren/Freeriden) zur Flucht veranlasst werden. Dies führt einerseits zu einem erhöhten Energieverbrauch, andererseits zum Verlassen geeigneter Überwinterungsgebiete bis hin zur Aufgabe von Futterplätzen und Nahrungsquellen und somit zur Reduzierung der Energiezufuhr. Weil Nahrung im Winter nur spärlich vorhanden ist und die Fett- und Energiereserven der Tiere knapp sind, kann dies fatale Folgen haben. Störungen können zu einem erhöhten Mortalitätsrisiko führen (21).
Eine Skipistenuntersuchung in Bayern liefert Ergebnisse über den Naturhaushalt und die Vegetation in bayrischen Skigebieten. Schäden entstehen zum einen durch die Pistenbaumaßnahmen, zum anderen durch den Skibetrieb selbst. Zwar sind nur etwas mehr als ein Viertel der Flächen im Untersuchungsgebiet der bayrischen Alpen baulich verändert durch Planierungen, Rodung, Skiwegausbau, Aufschüttungen oder Felssprengungen. Solche Flächen sind jedoch öfter von Erosionsschäden betroffen als unverbaute Flächen und es kommt zur lokalen Beeinträchtigung des Naturhaushalts oder der Zerstörung von Strukturen und Biotopen. Durch Skikanten und Pistenraupen weisen die benutzten Flächen zum Teil erhebliche Schäden an Gehölzen, schützenswerten Zwergsträuchern, Grasnarbe und Humusdecke auf. Der Pistenbetrieb und die Pistenpräparierung, besonders während der Dämmerungs- und Nachtzeiten, sind ein großer Störfaktor für die Tierwelt (22).
Technische Beschneiung
Die Verwendung von technisch hergestelltem Schnee auf Skipisten gehört seit Mitte der 80er Jahre zu den wissenschaftlich kontrovers diskutierten Themen (23).
Auswirkungen einer verlängerten Schneebedeckung auf die Vegetation wurden bislang im Hinblick auf die Artenzusammensetzung der Pflanzengemeinschaften vermutet. Im Hinblick auf die Artenzusammensetzung der Pflanzengemeinschaften ist in Lagen bis rd. 1500 m in der Regel nicht von einer generellen Artenverschiebung auszugehen, da die einzelnen Arten sehr unterschiedlich reagieren und die meisten Arten in der Lage sind, einen möglichen Entwicklungsrückstand kurzfristig wieder aufzuholen. Pauschale Einschätzungen, wie z.B. eine besondere Betroffenheit aller frühblühenden Arten sind nicht sachgerecht und durch Forschungsergebnisse auch nicht schlüssig zu belegen.
Kritisch kann eine Beschneiung dann sein, wenn die Vegetationszeit tatsächlich so verkürzt würde, dass sich einzelne Arten nicht mehr wie bisher vermehren könnten. Dies ist bei Beschneiung in Hochlagen für einzelne Arten zu erwarten. So zeigten sich in einer Untersuchung von Pisten in Hochlagen über 1800 m in 12 Schweizer Skigebieten und in Hochlagen in Bayern übereinstimmend Verschiebungen von Pflanzengemeinschaften.
Von einer Veränderung der Pflanzengemeinschaften auf trockenen, mageren Standorten durch die zusätzliche Wassermenge muss in der Regel nicht ausgegangen werden, da sich meist an den ungünstigen Verhältnissen im Sommer mit Trockenstress nichts ändert. Eine Artenverschiebung kann dann, wenn basenarme Moore (z.B. Hangflachmoore) mit beschneit werden, aufgrund möglicher Veränderung des pH-Wertes im Boden jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Neben der längeren Schneebedeckungszeit und der zusätzlichen Wassermenge wurden auch Veränderungen durch Stoffe im Beschneiungswasser befürchtet. Dies ist häufig dann der Fall, wenn talnahe Oberflächengewässer für die Gewinnung von Beschneiungswasser herangezogen werden. Daraus können aufgrund der düngenden Wirkung negative Veränderungen der Pflanzengemeinschaften entstehen. Bei der Entnahme ist darauf zu achten, dass diese auch in dem Zeitraum entnommen werden, in dem später die Beschneiung erfolgt, da die Stofffracht, insbesondere bei Gewässern mit angrenzender landwirtschaftlicher Nutzung, sehr unterschiedlich sein kann. Durch die zunehmende Praxis Speicheranlagen in Hochlagen zu errichten und dort nährstoffarmes Wasser zu sammeln, ist dieses Risiko gesunken.
Die Auswirkungen der Beschneiung auf das Schutzgut Wasser hängen eng mit denjenigen für die Tierwelt zusammen. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang die Wirkungen, die durch die Wasserentnahme und der damit verbundenen Störung von Gewässerlebensräumen entstehen können. Wasserentnahme für die Beschneiung kann bestehende kritische Zeiträume für den Lebensraum Gewässer, wie Niedrigwasserzeiten im Winter, verschärfen oder die Konzentration von Nährstoffen aus Abwässern erhöhen.
Wird durch die Beschneiung die Wassermenge deutlich reduziert, dann verschlechtern sich die Jagdbedingungen bspw. für die Wasseramsel, die auch im Winter im Berggebiet ausharrt und sich von Kleintieren im Wasser ernährt. Diese unerwünschten Wirkungen wurden durch den Bau von Speicheranlagen und deren Befüllung im Sommer reduziert.
Forschungsergebnisse aus Südtirol und dem Bayerischen Alpenraum legen ungünstige Folgeeffekte bei einer deutlichen Verlängerung der Schneebedeckung für Boden- und Aufwuchsarthropoden (z. B. Spinnen, Weberknechte) nahe. Ihr Aktivitätszeitraum wird vor allem in Hochlagen deutlich reduziert.
Bereits aus der Analyse von Lebensraumveränderungen durch den Bau von Skipisten sind Auswirkungen auf die Lebensräume von Wildtieren bekannt. Diese gilt besonders für störempfindliche Arten und solche mit großen Lebensraumansprüchen. Diese Effekte können durch die technische Beschneiung verstärkt werden. Entscheidend hierfür sind u. a. Lärm, Blendwirkungen bei flächiger Ausleuchtung der Piste, Unterbrechung nächtlicher Ruhephasen oder der Nahrungsaufnahme oder Störungen bei der nächtlichen Beutejagd, die durch die Beschneiung verstärkt werden.
Betrachtet man die aktuellen Entwicklungen, dann stellt sich sowohl aus ökonomischen als auch aus ökologischen Gründen heute vermehrt die Frage nach einem effizienten Skigebiets- und Pistenmanagement. Die effiziente Nutzung des Wassers, die Koordination der Pistenpflege, der Schutz von Boden und Vegetation, das Zusammenspiel zwischen sommer- und winterlicher Nutzung sind dabei wichtige Themen. Ein attraktives Angebot an schneesicheren Pisten wird ganz wesentlich auch vom Pistenmanagement, einer schonenden Präparation sowie dem Einsatz moderner Geräte zur Minimierung von Umweltbelastungen bestimmt.
Als eine neue Möglichkeit wird in diesem Zusammenhang ein spezielles Öko-Audit für Skigebiete angesehen. Ein Leitfaden herausgegeben von der Stiftung pronatura-proski (Vaduz), der gemeinsam mit Bergbahnen aus Österreich, der Schweiz und Liechtenstein speziell für die Belange der Landschaft entwickelt wurde, zeigt mit Hilfe konkreter Checklisten wie die Unternehmen - eigenverantwortlich und auf Dauer - zu einem verträglicheren Umgang mit Natur und Landschaft und zu Verbesserungen beitragen können.
Generell sollten die allgemeinen Verhaltensregeln für Wintersportler*innen beachtet werden. Skifahrer*innen haben die Möglichkeit, durch verantwortungsbewusstes Handeln die mit dem Sport verbundenen Umweltprobleme nicht unnötig zu erhöhen. Dazu gehören z. B. die umweltverträgliche Anreise, die Auswahl umweltfreundlicher Unterkünfte oder die Beachtung spezifischer Hinweise zum Schutz von Wald und Wild in den Randbereichen der Wintersportgebiete und deren Pisten (24).
(18) Hahn, F. (2004). Künstliche Beschneiung im Alpenraum. Ein Hintergrundbericht. Schaan: alpMedia.
(19) Bund Naturschutz in Bayern e V (2007). Der künstliche Winter. Mit Schneekanonen gegen den Klimawandel. München: Bund Naturschutz in Bayern.
(20) Bayerisches Landesamt für Umwelt (2010). Perspektiven naturverträglicher Sport- und Erholungsnutzung im bayerischen Alpenraum. Projektbericht. Augsburg: Bayerisches Landesamt für Umwelt.
(21) Ingold, P. (2005). Freizeitaktivitäten im Lebensraum der Alpentiere. Basel: Haupt Verlag.
(22) Dietmann, T., Kohler, U., Lutz, G. (2005). Die Skigebiete in den bayrischen Alpen. Ökologischer Zustand, Konfliktbereiche, Lösungsmöglichkeiten – eine Schlussauswertung der Skipistenuntersuchung Bayern. Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt, 70. Jg., 45 – 60, München.
(23) Pröbstl, U. (2006). Kunstschnee und Umwelt - Entwicklung und Auswirkungen der technischen Beschneiung. Haupt Verlag.
(24) DSV- Umweltbeirat (o. J.). DSV- Umweltregeln. Planegg: Deutscher Skiverband e. V.
- Alpen
- Mittelgebirge
- Bergmischwälder
- subalpine Fichtenwälder
- Gebirgswälder
- Wiesen und Weiden
- Hochgebirge
- Bergwälder
- Wälder
- Schneelandschaften
Klimawandel und Schneedeckenvariabilität
Seilbahnbetreiber, Unternehmen, Wintersportverbände und Destinationen bietet sich die Chance, sich aktiv an der gesamtgesellschaftlichen Herausforderung „Klimawandel“ mit entsprechenden Maßnahmen zur Anpassung an die Folgewirkungen und zur Minderung der Treibhausgasemissionen zu beteiligen.
Hierzu gehören:
- Angepasste technologische, organisatorische Innovationen und Diversifikation der Angebote zur Sicherung und Weiterentwicklung des Wintersports;
- Verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz in allen Sektoren des Wintersports;
- Etablierung interdisziplinärer Partnerschaften, Netzwerke und Systeme zum Informationsaustausch auf allen Ebenen für eine nachhaltige Entwicklung des Sektors;
- Durchführung von standortsbezogenen Vulnerabilitätsanalysen zur Erfassung und Bewertung klimatologisch relevanter Parameter (Exposition), der Empfindlichkeit (Sensitivität) und Anpassungskapazität des jeweiligen Wintersportgebietes;
- Etablierung von Resilienz-Strategien zur Verbesserung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit und der Stärkung der Innovationsfähigkeit des Wintersports (25).
Skifahrer*innen, Pistenbetreiber*innen und Skitourengeher*innen
Der Zuwachs an Skitourengeher*innen in den letzten Jahren führte teilweise zu Konflikten hinsichtlich der Pistennutzung. Als Fitness-Trend in Mode gekommen, bewegen sich vielerorts Tourengeher*innen entlang des Pistenrands nach oben. In Einzelform duldbar, in größeren Gruppen sind sie jedoch eine Herausforderung sowohl für Skifahrer*innen als auch für die Pistenbetreiber*innen. Letztere sind für die Gewährleistung der Sicherheit der abfahrenden Schneesportler*innen verantwortlich (26). Pistenskitourengeher*innen sollten sich an den spezifischen Regeln für das Skitourengehen auf Pisten orientieren (siehe Skitourengehen).
(25) Roth, R., Schmidt, H.P., Ziegahn;K.-F. (2019). Int. Expertenforum Klima.Schnee.Sport. Zugriff am 19.10.2020 unter: https://www.researchgate.net/publication/340385214_Expertenforum_KlimaSchneeSport
(26) DSV e.V. (2013). Schneesport und Recht. In DSV e.V. (Hrsg.), DSV-Theorielehrbuch (S. 98 – 137). Planegg: DSV e.V.
Vermutlich hatte der Skilauf seine Ursprünge bereits vor über 8000 Jahren in Innerasien. Von der damaligen Nutzung der Ski zeugen Felszeichnungen und Moorfunde in Skandinavien und Russland. Darüber hinaus existieren schriftliche Quellen aus dem Mittelalter (6. – 10. Jahrhundert). In der frühen Neuzeit (ab dem 15. Jahrhundert) gelangt die Kunde vom Skilauf nach Mitteleuropa. Ausschlaggebend waren Reisebeschreibungen, vereinzelte Ski und das damalige Standardwerk für den Skilauf in Skandinavien vom schwedischen Bischof O. Magnus aus dem Jahre 1555. Die ersten Skiwettkämpfe wurden durchgeführt und auch im Militär erhielt die Fortbewegungsart auf Ski in ganz Skandinavien, dem Baltikum und Russland Einzug. In Deutschland wurde der Skilauf 1795 von J. C. F. GutsMuths als Körperübung empfohlen.
Um ca. 1800 nimmt der „moderne“ skandinavische Skilauf seinen Anfang in der Region Telemark. Tief in der Kultur der dortigen Bevölkerung verankert, breitete er sich bald in ganz Norwegen aus. Neben der Körperertüchtigung stand auch damals das Vergnügen im Vordergrund. Schon bald darauf wurden die ersten Wettkämpfe in Norwegen ausgetragen und die ersten Skivereine gegründet. In Deutschland begeben sich die deutschen Pioniere Ulrichs, Offermann und Paulcke 1883 bzw. 1885 auf den Weg und 1890 wird der erste deutsche Skiverein Skiklub München gegründet. Das Buch Auf Schneeschuhen durch Grönland von F. Nansen, 1891, ist in Deutschland Auslöser für die breitere Skisportentwicklung. Von dem Buch inspiriert entwickelt M. Zdarsky 1891 – 1896 einen speziellen Alpenski mit Alpenstock, eine Skibindung und eine eigene Technik, die Alpine Lilienfelder Skifahr-Technik. Zdarsky gilt als ein wichtiger Begründer des alpinen Skilaufs.
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt sich der Skisport rasant: Die ersten Deutschen Skimeisterschaften finden statt (1900), außerdem die ersten Nordischen Skispiele in Stockholm (1901), der erste Torlauf am Muckenkogel bei Lilienfeld (1905), der erste Skifilm weltweit wird gedreht (1907) und der erste Skilift der Welt wird errichtet (1908). 1910 wird die Internationale Skikommission (CIS), als Vorläufer der FIS, gegründet. Mit dem Skifilm Wunder des Schneeschuhs (1920) wurde der Skitourismus ausgelöst. Die 1920er Jahre sind außerdem geprägt gewesen von der Internationalisierung des Wettkampf-Skisports - anhand der olympischen Wintersportspiele, der Weltmeisterschaft und der Gründung der FIS -, der weltbekannten „Arlbergtechnik“ von Hannes Schneider, der Ausdifferenzierung von Skidisziplinen und der damit einhergehenden Spezialisierung der Schneesportler*innen sowie einer rasanten und innovativen Entwicklung im Materialsektor. Dies alles begünstigte die Verbreitung des Skisports auf Wettkampf- und Tourismusebene.
Während des 2. Weltkriegs konnte sich auch der deutsche Skisport der Gleichschaltung, Zentralisierung, Arisierung und Faschisierung nicht entziehen. Nach dem Ende des Krieges (1945) verbot der Kontrollrat der Alliierten zur Beschränkung und Entmilitarisierung des Sportwesens in Deutschland alle vor der Kapitualtion bestehenden Sportvereine und -verbände und veranlasste deren Auflösung (27).
Seit den 1950er Jahren entwickelte sich der Skisport zum Massensportphänomen. Die Wintersportdestinationen passten sich der Nachfrage an, welche durch die ausgebaute Infrastruktur der Liftanlagen, Straßen und Hotellerie, immer weiter anstieg. Je mehr Touristen kamen, desto mehr Raum wurde für den Wintersporttourismus in Anspruch genommen. Es entstanden große Wintersportzentren, die einen erheblichen wirtschaftlichen Faktor für die entsprechenden Orte bedeuteten. Auf der anderen Seite führten sie dazu, dass ökologisch nachhaltige Ziele im Konflikt mit wirtschaftlichen Zielen stehen (28). Die Ersterschließung der meisten Skigebiete in Deutschland fand von 1950 bis in die 1970er Jahre statt. Die Anzahl der Liftanlagen nimmt heute eher ab und die Erschließungsfläche der Skigebiete hat sich seit Mitte der 1970er Jahre in Deutschland nicht weiter ausgebreitet (29).
(27) DSV e.V. (2013). Meilensteine der internationalen und deutschen Skigeschichte. In DSV e.V. (Hrsg.), DSV-Theorielehrbuch (S. 22 - 41). Planegg: DSV e.V.
(28) Kernatsch, T, & Herrmann, F. (2016). Nachhaltigkeit im Wintersport - Die Alpenkonvention als Chance.In: Konferenzband. Studentische Fachkonferenz 2016. Nachhaltigkeit im industriellen Umfeld. S.38.
(29) Roth, R., Krämer, A. & Severiens, J. (2018).Zweite Nationale Grundlagenstudie Wintersport Deutschland 2018. Schriftenreihe SIS.
Alpinski
Seit jeher hat der Skisport sich entwickelt und diversifiziert. Zunächst in Wettkämpfen von „traditionellem“ Alpinski tauchten in den 80er Jahren die Disziplinen Buckelpiste und Akrobatik auf. Buckelpiste wurde 1992 an den Olympischen Spielen von Albertsville und Akrobatik 1994 in Lillehammer in den alpinen Skisport integriert.
Freestyle
So entstand Freestyle-Ski. Freestyle-Ski besteht darin, bei Sprüngen oder mit Hilfe von Accessoires wie einer Box oder einer Slide Rail Figuren auszuführen (Big Air, Halfpipe, Quarterpipe…).
Das Material spielt eine wichtige Rolle bei dieser Disziplin. Die Skier sind kürzer, mit gleichermaßen aufgebogenem Tail und Tip, um damit vorwärts und switch fahren zu können. Die Skier sind biegsamer, um die starken Beanspruchungen zu absorbieren, und die Stöcke kürzer, damit sie die Freestyler*innen bei ihren Figuren nicht behindern.
Diese Disziplin unterteilt sich heute in mehrere Kategorien, wie den Slopestyle, die Kombination von Big Air und Rails über einen mehr oder weniger kurzen Parcours, den Big Air – ein großer, sehr luftiger Sprung, oder auch Halfpipe – eine Art halbe Röhre aus Schnee, in der man akrobatische Figuren ausführt.
Freeride
Parallel zum Freestyle hat sich eine andere Tendenz entwickelt, eine Disziplin, welche auf weite Flächen und unberührte Hänge ausgerichtet ist: Freeride. Hier werden abseits der Pistenunberührte Steilhänge auf Skiern befahren. Auch hierbei haben das Material und die Verbreitung der Disziplin dazu geführt, dass sich dieser Sport sehr schnell entwickelt hat. Die Skier sind länger und deutlich breiter als normal und sorgen für Auftrieb im Tiefschnee.
Variantenfahren
Das Variantenfahren ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden, was zu vermehrten Konflikten mit Wildtieren geführt hat. Behörden, Bergbahnen und Sportverbände arbeiten gemeinsam an Maßnahmen, um Wildeinstandsgebiete besser vor Variantenfahrer*innen zu schützen. Absperrungen und markierte Sperrgebiete sind unbedingt zu beachten, Zuwiderhandlungen bei Willdschutzgebieten werden bestraft.
Entschleunigung, Sicherheit, Familie und soziale Beziehungen, naturnaher Sport und die regionale Küche sind Hauptmotive für deutsche Urlaubsreisende (30). Die drei Hauptmotive der Wintersportler*innen sind das intensive Landschaftserlebnis, die Suche nach Ruhe und Erholung und der Wunsch, etwas für die Gesundheit zu tun. Weitere Motive sind u. a. das Gleiterleben und soziale Beziehungen (31). Für Jugendliche stehen Spaß, Sport und Vergnügen im Vordergrund, während für Eltern eher Naturerlebnis und Erholung von primärer Bedeutung sind (32).
(30) Kantar TNS (Hrsg.) (2018). Trendstudie Wintersport in Deutschland 2017/18. Zugriff am 22.10.2019 unter: www.nordicarena.de/app/download/5818295091/trendstudie-wintersport-2017-2018.pdf
(31) Roth, R., Krämer, A. & Görtz, M. (2012).Grundlagenstudie Wintersport Deutschland. Schriftenreihe „Natursport und Ökologie“, Bd, 26.
(32) Manova (Hrsg.). Zusammenfassung der Kernergebnisse. In Zukunftssicherung Wintersport: Skifahrer, Aufhörer & Nicht-Skifahrer (2003).
Eine gewisse Grundkondition und Gesundheit der Sportler*innen ist wichtig, da man sich in alpinen Regionen mit weniger Sauerstoff in der Höhenluft aufhält.
Einige physische Fähigkeiten sind besonders relevant, denn Skifahren ist sehr kraftaufwändig. Dies variiert je nach Steilheit und Beschaffenheit der Hänge, sowie der Art und Weise der Bewegungsausführung. Um den auftretenden Kräften im Kurvenverlauf entgegenwirken zu können, ist eine ausgeprägte Maximalkraft in Rumpf und Beinen von vorrangiger Bedeutung, sowie Schnellkraft, um auf Unebenheiten und unvorhersehbare Ereignisse schnell reagieren zu können. Des Weiteren ist eine gute (Kraft-)Ausdauer notwendig, um Ermüdung vorzubeugen und die Konzentrationsfähigkeit über einen langen Skitag aufrecht zu erhalten. Ein grundlegendes Kraft- und Koordinationstraining beugt also Verletzungen vor; Kraft, Schnelligkeit und koordinative Fähigkeiten werden gesteigert. Auch eine gute Beweglichkeit trägt zur Verletzungsprophylaxe bei (33).
Daneben sind die psychischen Voraussetzungen nicht zu vernachlässigen. Im Skisport geht es viel um Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit. Mit einem gesunden Ausmaß an Selbstvertrauen, ist es den Skifahrenden möglich, sich auf Neues einzulassen, es auszuprobieren und angemessene Risiken beim Erlenen neuer Bewegungsmuster einzugehen. Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten durch persönlich erlebte Erfahrungen, Beobachtung und Abgleich mit anderen Skifahrer*innen bestärkt die Selbstwirksamkeitserwartung positiv (34).
Grundsätzlich ist die Sportart für jede*n ausübbar. Die physischen und psychischen Voraussetzungen sind jedoch je nach Altersstufe und Kondition sehr unterschiedlich, was bei der Ausübung der Sportart zu berücksichtigen ist.
(33) DSV e. V. (2013). Training konditioneller Fähigkeiten. In DSV e.V. (Hrsg.), DSV-Theorielehrbuch (S. 352 - 367). Planegg: DSV e.V.
(34) DSV e. V. (2013). Aufbau von Selbstvertrauen und Umgang mit Angst. In DSV e.V. (Hrsg.), DSV-Theorielehrbuch (S. 262 - 268). Planegg: DSV e.V.
Obwohl Skifahren eine kostenintensive Sportart ist, zählt sie zu den beliebtesten Sportarten bei der deutschen Bevölkerung, was sich auch in ihrem wirtschaftlichen Erfolg zeigt. 13 % der Gesamtkonsumausgaben des Sports entfallen auf den Skisport, dies entspricht 10,8 Mrd. Euro. Somit ist Skifahren nach Fußball die wirtschaftlich bedeutsamste Sportart in Deutschland (35). Die Grundlagenstudie Wintersport Deutschland untersuchte die Ausgabebereitschaft der Wintersportler*innen. Dabei zeigte sich, dass der Wintersporttourismus ein wirtschaftlich reizvolles Marktsegment darstellt, da die Wintersportler*innen bereit sind durchschnittlich mehr Geld für ihren Sport auszugeben als Sportler*innen anderer Sportarten. Mit knapp über 70 Euro pro Person und Tag geben die alpinen Skifahrer*innen das meiste Geld für die Unterkunft aus. Die Gastronomiebesuche werden mit etwas mehr als 30 Euro angegeben, während Skipässe ca. 35 Euro ausmachen (36). Trotz vergleichsweise teurer Ausrüstung ist dieser Anteil im Gesamtkonsummuster aber weniger groß (Sportgeräte 7 %, Kleidung 12 %). Fahrten und Sporturlaube prägen das Konsummuster des Skisports (18 % bzw. 47 % des Gesamtkonsums). Bei Skiurlauben wird mehr ausgegeben als bei anderen Sportarten, nämlich fast doppelt so viel. Im Jahr 2010 wurden für Wintersportreisen 3,5 Mrd. Euro ausgegeben, die Sportart steht hier an erster Stelle. Die Jahresausgaben für aktive Skisportler*innen liegen insgesamt pro Kopf bei ca. 915 Euro. Im Vergleich dazu geben Radsportler*innen 320 Euro aus (35).
Je Pistenkilometer ergeben sich Durchschnittskosten pro Jahr von ca. 260.000 Euro. Die Kosten für die Wintersportinfrastruktur machen aber nur 1,8 % der gesamten Sportinfrastrukturausgaben in Deutschland aus. Gemessen an den hohen Konsumausgaben der Bevölkerung von 20 % der Gesamtkonsumausgaben im Sport ist der Wintersport ein volkswirtschaftlich wertvoller Bestandteil (35).
In den Alpen macht der Wintersporttourismus 43,3 % der kommerziellen Übernachtungen des gesamten Jahres aus, in einigen österreichischen Gebieten sogar 60 % (37). Die Schaffung von Arbeitsplätzen im Tourismus erhöht das Steuereinkommen der Regionen und stoppt die Abwanderung der Bewohner*innen von den landschaftlich nur wenig genutzten Regionen. Die Kehrseite liegt jedoch in einem damit einhergehenden Wohlstandsverlust durch die Erhöhung der Lebenshaltungskosten und Bodenpreise (Nachfrage nach Zweitwohnsitzen) (38). Der Wintertourismus hat demnach nicht nur positive, sondern durchaus auch negative Folgen für die Destinationen, deren Auswirkungen sehr kontrovers diskutiert werden.
(35) an der Heiden, I., Meyrahn, F., Preuß, H. & Ahlert, G. (2013). Wirtschaftsfaktor Wintersport. Aktuelle Daten zur Sportwirtschaft. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) (Hrsg.), Berlin/Bonn.
(36) Roth, R., Krämer, A. & Görtz, M. (2012). Grundlagenstudie Wintersport Deutschland. Schriftenreihe „Natursport und Ökologie“, Bd, 26.
(37) Roth, R., Schiefer, D., Siller, H. J., Beyer, J., Fehringer, A., Bosio, B., Pechlaner, H., Volgger, M. & Erschbamer, G. (2016). the future of winter travelling in the alps. executive summary. Innsbruck, Austria: Future Mountain International.
(38) Bachleitner, R. (2002).Alpentourismus: Bewertung und Wandel. In: Politik und Zeitgeschichte. B 47/2001.
Eine neue Untersuchungsreihe zum ökologischen Pistenmanagement im Auftrag der Schmittenhöhebahn AG zeigt, dass Ökologie und Ökonomie keineswegs im Gegensatz stehen müssen.
Um die Fragestellung nach Artenvielfalt und naturschutzfachlichem Wert von Schipisten wissenschaftlich fundiert abklären zu können, wurde im Jahr 2017 ein Untersuchungsprogramm begonnen, das die Wertigkeit von Skipisten exakt analysieren soll. Als ein wesentliches Ziel der Studie wurde erkannt, dass mit entsprechender extensiver Bewirtschaftung bzw. Pflege von Pistenflächen, bei denen die landwirtschaftliche Produktion im Regelfall nicht im Vordergrund steht, ein wertvoller Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt und zum Teil auch zum Artenschutz geleistet werden kann. Im Rahmen des Projektes wurden entsprechende Vorschläge zur naturschutzoptimierten Pistenpflege ausgearbeitet (39).
(39) Schmittenhöhen-Bahn, Zell-Am-See (2019). Zugriff am 17.04.2020 unter: https://www.newsroom.pr/at/schmitten-praesentierte-neue-studie-oekologisches-pistenmanagement-als-basis-fuer-artenreiche-tier-und-pflanzenwelt-14630&view=print
Die Kampagne „Respektiere deine Grenzen“ wurde 2004 von der Vorarlberger Landesregierung ins Leben gerufen, um für den schützenswerten Naturraum zu sensibilisieren und dazu aufzurufen, Verantwortung im Umgang mit der Natur zu übernehmen. Inzwischen beteiligen sich weitere österreichische Länder, sowie die Schweiz, das Fürstentum Liechtenstein und Bayern an dieser Initiative. Die zentralen Säulen der Kampagne sind Aufklärung über die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Menschen und Natur, Medienarbeit zur Verbreitung der Botschaften und Markierung der Schutzzonen und Wege (40).
(40) Amt der Vorarlberger Landesregierung (2018). Zugriff am 19.10.2020 unter: www.vorarlberg.at/respektiere