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Vögel

Vögel lassen sich nach ihrer hauptsächlichen Lebensweise in Gruppen unterteilen, von denen im Folgenden vier vorgestellt werden:

  • Bodenbrüter
  • Horstbewohner
  • Koloniebrüter
  • Schilfbewohner

Lebensraum von Bodenbrütern

Bodenbrüter gibt es im Wald (z.B. Auerhuhn, Haselhuhn, Waldlaubsänger, Waldschnepfe), auf Wiesen und Feldern (z.B. Feldlerche, Rebhuhn, Wachtelkönig, Braunkehlchen), an Flußufern (z.B. Flußseeschwalbe, Lachmöwe, Enten), in Dünen (Möwen, Enten, Gänse), in Röhrichten (z.B. Korn-, Rohr- und Wiesenweihe), in Gehölzstrukturen wie Hecken oder Windwurfflächen (z.B. Goldammer, Baumpieper) und in menschlichen Siedlungen, z.B. in Gärten.

Gefieder

Bei Bodenbrütern ist eine perfekte Gefiedertarnung sowohl bei den Jungtieren als auch bei den Erwachsenen weit verbreitet.
Die gelb-ocker-farbig gestreifte Wachtel, die zwischen den Stoppeln von Getreide, zwischen gepflügten Erdschollen oder in schütteren Wiesen mit offenen Bodenstellen lebt, hat sich beispielsweise den Erdfarben angeglichen. Die Farbe bedeckt nicht den gesamten Körper des Tieres, verschiedene Farbabstufungen gleichen den Körper optisch der Umgebung an.

Die Waldschnepfe, die im Wald lebt, zeigt eine Reihe von hellen und dunklen Brauntönen, die sie perfekt zwischen altem Laub und der dunklen, humusreichen Erde des Unterholzes tarnt.

Das Steinhuhn, das zwischen den Steinhaufen der Alpen und des Appenin lebt, hat einen steingrauen Rücken und eine schwarze, weiß-rötliche Bänderung, die ihre Gestalt mit der Umgebung eins werden läßt.

Auch die Rohrdommel, eine versteckt im Röhricht lebende Reiherart, besitzt ein gelbliches Federkleid, das den Halmen des Sumpfes gleicht. Sie vertraut ihrer Tarnung so stark, daß sie, anstatt wegzufliegen, wenn sie von Menschen entdeckt wird, ihren Hals nach oben streckt und so unbeweglich wie ein Schilfrohr stehen bleibt.

Brutplätze

Während manche Vogelarten nur ausnahmsweise auf dem Boden brüten, ist es bei vielen Arten die Regel. Der Graureiher brütet normalerweise in Bäumen. In baumarmen Feuchtgebieten, beispielsweise im Röhricht, legt er seine Horste jedoch auf dem Boden an. Der Uhu brütet manchmal in stillen Wäldern oder auf leicht zugänglichen Felsbereichen in Steinbrüchen auf dem Boden.

Die Goldammer brütet mehrmals im Jahr, das erste Mal schon bevor die Blätter der Heckengehölze austreiben. Deswegen wählt sie für ihre Erstbrut ein Bodennest in höherer Vegetation, das zu diesem Zeitpunkt einen besseren Sichtschutz als die kahle Hecke bieten kann. Das zweite Mal brütet sie dann im Schutz des dichten Laubes der Gehölze.

Weit verbreitete Vogelarten brüten in der baumfreien Tundra auf dem Boden, in den gemäßigten Breiten dagegen auf Bäumen, z.B. der Uhu. Auch die Vögel in sehr trockenen Gebieten wie den Trockensteppen Asiens sind Boden- oder Felsbrüter und damit ihrer Umgebung gut angepaßt.

Eier und Jungvögel von Arten wie der Fluß-Seeschwalbe, die auf Kiesbänken brüten, müssen vor der dort vorkommenden Hitze besonders geschützt werden: Die Elternvögel spenden entweder mit ihrem Körper Schatten oder sie machen ihr Gefieder nass und kühlen ihre Brut durch die Verdunstungskälte des Wassers.

Einige Bodenbrüter wie z.B. Entenvögel tätigen ein sogenanntes „Probegelege“. Das Weibchen legt zunächst an einem ausgewählten Brutplatz nur ein Ei, was sie ein paar Tage lang beobachtet. Geht es verloren, scheint der Brutplatz unsicher zu sein und es wird ein anderer Ort für die Brut ausgewählt. Bleibt das Ei erhalten, vervollständigt das Weibchen das Gelege und beginnt zu brüten.

Die Nester der in nordischen Breiten brütenden Arten sind gut isolierte Dunennester, z.B. bei Enten und Gänsen. Deswegen werden ihre Dunenfedern dort kommerziell gesammelt, um damit Daunendecken und -jacken herzustellen. In warmen Lebensräumen hingegen verzichten entsprechende Arten wie der Ziegenmelker sogar darauf, eine gepolsterte Nestmulde anzulegen.

Tarnung und Nestschutz

Jungtiere von Bodenbrütern, sowohl von Nestflüchtern (z.B. Hühnervögel) als auch von Nesthockern (z.B. Singvögel wie Feldlerche und Wiesenpieper), sind auch während der Zeit, die sie im Nest verbringen und sehr verletzlich sind, sehr gut getarnt. Sie sind so unauffällig gefärbt, dass sie mit der Vegetation des Bodens farblich verschwimmen. Auch die jeweilige Farbe und Musterung der Eier mit Flecken, Strichen und Punkten sind sehr gut an die Umgebung angeglichen. Diese Schutzfärbung gibt es auch bei Seeschwalben, Möwen- und Schnepfenvögeln, die ihr Gelege auf steinigem Grund anlegen.

Das Nest von Rauhfußhühnern ist zusätzlich getarnt, da es durch überhängende Vegetation geschützt wird. Erreicht wird es über einen tunnelartigen Gang, der durch dichte Vegetation führt. Wenn eine Auerhenne zu ihrem Nest zurückkehrt, landet sie zunächst in dessen Nähe, sichert lange und geht erst dann sehr vorsichtig auf ihr Nest zu. Sie vermeidet alle Verhaltensweisen, die auf das Nest hinweisen könnten.

Haben Bodenbrüter genügend Zeit, ihr Nest zu verlassen, decken sie es in der Regel mit Vegetation ab und tarnen es damit vor allem gegen Vögel, die ihre Beute optisch orten, wie z.B. Rabenvögel. Verlassen Bodenbrüter dagegen fluchtartig ihr Nest, bleibt keine Zeit, das Gelege zu tarnen. Die Flucht alleine ist für einen aufmerksamen Beobachter wie die Rabenkrähe schon ein Hinweis darauf, daß sich ein Nest in der Nähe befindet. Ist der Brutvogel mitunter längere Zeit abwesend, hat der Eierräuber genügend Zeit, um weiter ungestört danach zu suchen.

Bodenbrüter zeigen häufig ein Verhalten, das auch als Verleiten bezeichnet wird. Hier verläßt der brütende Vogel das Nest, wenn er eine unausweichliche Gefahr erkennt und zeigt sich dem herannahenden Feind als vermeintlich krankes Tier. Der Feind, der sich dem Nest oft unwissentlich nähert, wird durch das Verhalten des schauspielenden Brutvogels sofort aufmerksam und dadurch vom Nest abgelenkt. In den meisten Fällen versucht er tatsächlich, den vermeintlich flügellahmen Vogel zu jagen, der es natürlich sehr geschickt versteht, dem Angreifer zu entweichen.

Die Bodennester von Koloniebrütern werden gemeinsam durch aggressives Verhalten verteidigt. Deshalb sind die Nester in der Kolonie meist wenig getarnt und liegen oft nah beieinander. Einzeln lebende Wiesenbrüter streuen ihre Nester gemäß der Revierverteilung der benachbarten Paare ganz bewusst weit auseinander. Deswegen können einem Gelegeräuber nur durch Zufall mehrere Nester der gleichen Art zum Opfer fallen, was ihm ein Suchschema erschwert und den Erhalt der Bodenbrüter sichert.

Gefährdung von Bodenbrütern

Gefährdungsursachen von Bodenbrütern können biotischer und abiotischer Natur sein.

Abiotische Gefährdungsursachen

Beispiele hierfür sind der Nährstoffhaushalt der Landschaft, die Klimaverhältnisse, die Höhe des Grundwasserstandes und die Art der Landnutzung. Letzteres bestimmt das Nahrungsgefüge.

Biotische Gefährdungsursachen (Feinde)

Das Nahrungsgefüge hat entscheidenden Einfluss auf die Vogelpopulation, vor allem die Häufigkeit von Kleinsäugern wie z.B. Mäusen. In guten Mäusejahren fressen Füchse mehr Mäuse und sind nicht darauf angewiesen, viel Aufwand und Energie in die Suche von Vogelnestern zu stecken.

Neuere Untersuchungen haben belegt, daß über 80 Prozent der Nester nachts verloren gehen. Tagaktive Rabenvögel wie die Rabenkrähe kommen damit für die Mehrzahl der Nestverluste nicht in Frage. Mitunter kommt es natürlich auch vor, dass Rabenvögel Gelege und Jungvögel tagsüber plündern. Im Einzelfall können Rabenvögel auch größere Verluste, insbesondere durch Nichtbrüterschwärme oder einzelne Tiere, die sich darauf spezialisiert haben, verursachen.

Nachtaktive Säuger wie Fuchs und Wildschwein, deren Bestände stark und flächendeckend zugenommen haben, haben offensichtlich einen größeren Einfluß auf die Gelegeverluste der Bodenbrüter. Werden Füchse und andere Säugerarten durch Inseln und Zäunung aus dem Brutgebiet entfernt, können sich die Bodenbrüter deutlich erfolgreicher fortpflanzen und ihre Population erhalten. In beeinträchtigten Lebensräumen können Beutegreifer den Bodenbrütern empfindlich zusetzen, was beispielsweise bei Wiesenvögeln mehrfach nachgewiesen wurde.

In gesunden Populationen können Feinde die Bodenbrüter-Populationen nicht gefährden. Im Rahmen der über Jahrhunderte andauernden Anpassung an ihre Feinde (Koevolution) haben Bodenbrüter erfolgreiche Strategien entwickelt, um die Brutverluste, die ihnen ihre Feinde zufügen, auszugleichen. Sind Populationen dagegen durch andere Faktoren bereits stark negativ beeinflusst, machen sich Verluste durch Feinde zusätzlich und auch viel stärker bemerkbar. So wurde das bodenbrütende Birkwild in den letzten Jahrzehnten mehrfach in ungeeigneten Lebensräumen wie isolierten Mooren ausgesetzt. Hohe Verluste, auch durch Prädatoren, sind die konsequente Folge. Es ist nicht möglich, Populationen, die in nicht geeigneten Habitaten leben, zu retten indem versucht wird, ihre Feinde aus dem Gebiet auszuschließen.

Schutz von Bodenbrütern

In suboptimalen Lebensräumen vorkommende Populationen können nur durch eine Verbesserung der Lebensräume erhalten werden. Im Vorfeld der Durchführung von Artenschutzmaßnahmen ist es sinnvoll,  die konkreten Ursachen für das Verschwinden zu analysieren. Diese können wie die Maßnahmen lokal unterschiedlich sein.

So hat eine mehrjährig durchgeführte intensive Bejagung von Füchsen in verschiedenen Gebieten, in denen vorrangig bedrohte Bodenbrüterarten erhalten werden sollen, bisher keinen spürbaren Rückgang der Fuchsdichte erbracht und deswegen auch den Fortpflanzungserfolg der Wiesenbrüter nicht verbessert. Erfolgversprechender ist ein sogenanntes „passives Prädationsmanagement“, das die Ursachen für das verstärkte Auftreten der Feinde beseitigt.

Folgende Ziele sollten für den Schutz von Vogelarten, die in Wiesen brüten, umgesetzt werden:

  • Auf extensiv genutzten Wiesen muss Heu spät im Jahr geerntet werden, damit genügend Bodenbruten erfolgreich durchgeführt werden und die Jungtiere ausfliegen können.
  • Auf als Weiden genutzten Flächen gibt es für Bodenbrüter nur dann eine reelle Besiedlungschance, wenn sie von weniger Vieh genutzt und nicht oder nur eingeschränkt zur Brutzeit beweidet werden. Wiesen sollten, wenn möglich, nicht in extensive Weiden umgewandelt werden, da die Anzahl der Bodenbrüter sonst abnimmt.
  • Flächen, die für den Schutz von Wiesenbrütern ausgewiesen werden, sollten sich nicht nur auf landwirtschaftlichen Grenzertragsflächen oder auf Mittelgebirgslagen beschränken.
  • Grenzertragsflächen sind oft besonders wertvoll für die Artenvielfalt; sie sind weiterhin extensiv zu bewirtschaften, um eine Verbuschung bzw. Verwaldung zu verhindern.
  • In Mittelgebirgslagen ist die Zeit, in der Vegetation vorhanden ist, kürzer und das Klima rauher, was die Zahl der Bruten im Vergleich zu derjenigen im Tiefland bereits deutlich einschränkt. Viele solcher Flächen sind heute letzte Rückzugsgebiete für Wiesenbrüter, lassen ihnen aber keinen Spielraum, ihr Vermehrungspotential auszuschöpfen.
  • Die Anzahl vieler Arten nimmt bereits heute weniger zu als das für den Erhalt der Population notwendig wäre. Auch die Fortpflanzungsrate vieler Bodenbrüter des Offenlandes ist nach dem gegenwärtigen Stand des Wissens zu gering, um die Populationen zu erhalten. Artenhilfsprogramme sollen die Ziel- und Leitarten schützen, die für die entsprechende Region charakteristisch und ökologisch wichtig sind, damit das Kulturland artenreich erhalten werden kann.
  • Störungen durch Feinde, insbesondere durch den Fuchs, lassen sich durch einen hohen Grundwasserstand erheblich reduzieren, da solche Flächen dann stärker gemieden werden. Diese Flächen müssen ausreichend groß sein, um Randeffekte z. B. durch einwandernde Prädatoren zu vermeiden.
  • Letzte Rückzugsgebiete von wiesenbrütenden Vogelarten sind großflächige, wenig durch Wege und Straßen zergliederte und entsprechend extensiv bewirtschaftete Wiesengebiete. Hier müssen Störungen, die von menschlichen Freizeitaktivitäten ausgehen, minimiert werden.

In Deutschland wurden in der Vergangenheit zum Schutz der Boden- bzw. Wiesenbrüter mehrere Millionen Euro ausgegeben. Auch wenn dadurch einige wenige Vogelarten davor bewahrt wurden, hierzulande völlig zu verschwinden, ist ein durchschlagender Erfolg dieser Anstrengungen bisher weitestgehend ausgeblieben.

Vogelarten

Die horstbewohnenden Vogelarten werden in 2 Gruppen unterschieden: Horsterbauer, d.h. Vögel, die ihre Horste selber bauen und Horstbenutzer, d.h. Vögel, die bereits vorhandene Horste nutzen.

Zu den Horsterbauern gehören alle Greifvögel außer den Falken, Rabenvögeln, Kormoranen, Störchen und Reihern. Horstbenutzer sind vor allem Falken und Eulen.

Horstarten

Horst ist eine Bezeichnung für ein großes Nest. Sie werden in Boden-, Fels- und Baumhorste unterschieden, wobei Bodenhorste z.B. von Weihen wie der Rohrweihe in Schilf, Gras oder Getreide angelegt werden. Außer den Bodenhorsten werden alle Horstarten aus Reisig gebaut. Felshorste, z.B. von Steinadlern, befinden sich meist auf Felsbändern oder Vorsprüngen. Sie sind zum Teil gut durch einen Überhang und zusätzlich durch seitliche Vorsprünge gegen Wetterunbilden wie Schneestürme geschützt. Oft finden sie sich in den markantesten Hängen eines Tals, gern an talausgangs gelegenen Hangschultern von kleinen Tälern und manchmal in sehr kleinen, nur vom Gegenhang einsehbaren Felsvorsprüngen im Wald.

Bäume

Entscheidend für die meisten Horsterbauer ist das Vorhandensein alter Bäume mit entsprechender Kronenausbildung, die für die Anlage eines Horstes geeignet ist und eine hohe Absturzsicherheit über Jahre der Benutzung gewährleistet. In Deutschland sind vor allem Kiefern, Buchen und Eichen sowie andere Baumarten mit breit ausladenden Kronen attraktiv.

Wechselhorste

Horstbrüter legen oft mehrere Horste im gleichen Revier an, die jahrweise wechselnd als Brutplatz genutzt werden. Beim Steinadler können diese unter Umständen mehrere Kilometer voneinander entfernt sein, in verschiedenen Tälern liegen und große Höhenunterschiede aufweisen.

Diese Wechselhorste haben eine wichtige Bedeutung als Ausweichgebiet bei häufigen Störungen. So dienen sie beispielsweise als Ersatzbrutplatz, wenn Horste aus dem letzten Nestlingsjahr kurzfristig aufgrund eines hochgradigen Parasitenbefalls ungeeignet geworden sind.

Horstkolonien

Horste werden oft über viele Jahre von der gleichen Art, ja selbst vom gleichen Paar genutzt, ständig erweitert oder erneuert. Dadurch entstehen mitunter riesige Reisighorste, bei Koloniebrütern wie dem Graureiher auch mehrere Horste verschiedener Paare auf einem Baum. Dadurch sind horsttragende Bäume, z.B. alte Weiden, stark astbruch- oder windwurfgefährdet. Ein Gewittersturm etwa kann verheerende Auswirkungen haben.

Horstkolonien werden häufig von mehreren Arten, z.B. von Graureiher, Kormoran und Schwarzmilan, gleichzeitig bewohnt. Eine hohe Horstdichte bietet den Vorteil, dass sich die Kolonie gemeinsam mit größtmöglicher Wirkung verteidigen kann, führt aber auch zu verstärktem Stress und zu Unruhe zwischen den einzelnen Bewohnern (Klau von Nistmaterial, Futterneid, soziale Enge). Aus diesen Gründen wachsen Brutkolonien nicht uneingeschränkt weiter an, sondern werden durch die räumliche Kapazität und die damit verbundenen, zunehmenden Stressfaktoren begrenzt.

Lage der Horste

An oder im Wasser jagende Arten bauen ihre Horstkolonien meist unmittelbar am Nahrungsgewässer oder nicht weit davon entfernt in geeigneten Alleen, Wäldern oder auf Bäumen in Flussinseln, wie z.B. dem Urmitzer Wehr bei Neuwied am Rhein. Greifvögel horsten gerne inmitten ihres Jagdreviers, was nicht immer gegeben ist. Baumhorste werden meist in unmittelbarer Nähe des Stamms, selten auf dem Wipfel oder weiter von diesem entfernt, angelegt.

Im direkten Umgriff des Horstes wird von den Altvögeln während der Jungenaufzucht nicht gejagt, so daß die Jungvögel, sobald sie als sogenannte Ästlinge den eigentlichen Horst verlassen haben, ihren ersten Beuteerfolg in unmittelbarer Horstnähe haben können. Dadurch gibt es in der direkten Horstumgebung nicht scheue und eine ausreichende Anzahl an Beutetieren.

Großvögel achten bei der Horstanlage vor allem auf eine gute An- und Abflugmöglichkeit, die insbesondere an Thermikhängen in südlichen Expositionen gegeben ist. Horste liegen nur dann tief in Wäldern, wenn die notwendigen aerodynamischen Bedingungen auch hier erfüllt sind (auf Höhenzügen, am Talausgang, einzelne Kuppen).

Nur beim Sperber oder Habicht, Überraschungs- und Ansitzjägern, spielt die Thermik keine Rolle. Sperberhorste finden sich meist sehr versteckt am Rande dichter Waldbestände, häufig entlang von Wegen oder Rückeschneisen, die den freien Anflug gewährleisten. Habicht, Mäuse- und Wespenbussard, die in Althölzern brüten, begrünen während der Brutzeit ihre Horste mit laubtragenden Zweigen zur Tarnung. Aufgrund seiner versteckten Horstanlage verzichtet der Sperber auf diese Begrünung.

Während der Weißstorch auf Dächern, Schornsteinen und Türmen in unmittelbarer Nachbarschaft des Menschen horstet, benötigt der Schwarzstorch eher unzugängliche, stille Waldbereiche ohne forstwirtschaftliche und touristische Nutzung, da er sehr empfindlich auf Störungen im Horstbereich während der Brut- und Aufzuchtszeit reagiert. Veränderungen des Horstumfeldes durch Baumfällungen können bereits bei sensiblen Arten wie dem Schwarzstorch zur Aufgabe des Brutstandortes führen. Für ihn ist nicht nur der eigentliche Horstbaum von Bedeutung, sondern auch die unmittelbar benachbarten Bäume, die als Fress-, Schlaf- oder Mauserbäume oder als Anflugplatz dienen.

Obwohl unter bestimmten Bedingungen die Bildung einer Kolonie einen Selektionsvorteil bietet, brüten nur etwa 13 Prozent aller Vogelarten in Kolonien. Die daraus entstehenden Vorteile überwiegen insbesondere für wehrhafte und nicht zu kleine Arten; alle anderen ziehen eher Nachteile daraus. So erhöhen sich bei ihnen innerartliche Konkurrenz um Ressourcen, Aggression, Kannibalismus und Infektionsraten. Die Kolonie ist durch die großen Tieransammlungen auffälliger, was dazu führt, das sie häufiger von Feinden angriffen wird.

Vogelarten

In der Vogelwelt tritt bei sehr unterschiedlichen Arten Koloniebildung auf, vor allem bei Möwen, Reihern, Störchen, Seeschwalben, Alken, z.T. Enten, Lummen, Regenpfeifern, Brachvögeln, Kormoranen, Greifvögeln (Weihen, Schwarzmilan), Rabenvögeln (Dohlen, Saatkrähen) und seltener bei anderen Singvögeln.

Die bekanntesten Brutkolonien sind die der Saatkrähen, die in Städten oder in hohen Eichengruppen der norddeutschen Tiefebene vorkommen. Hier machen sie sich durch ihr lautes Krächzen oft unbeliebt.

Weißstorchkolonien auf Hausdächern und Türmen sind in Deutschland selten geworden. Graureiherkolonien auf Gehölzinseln großer Ströme oder an Seen im Binnenland breiten sich dagegen derzeit wieder aus.
Fischadler können kolonieartig nah beieinander auf benachbarten Strommasten brüten. An Küsten oder an großen Binnengewässern kommen Möwenkolonien von Silber-, Sturm- und Lachmöwen vor. Auf der „Langen Anna“ auf Helgoland, einem hohen Sandsteinfelsen, brüten Tordalken, Trottellummen und Dreizehenmöwen gemeinschaftlich auf den Felssimsen. An Gebäuden können Mauersegler, Schwalben, Sperlinge und Stare kolonieartig dicht auftreten.

Gründe für das Koloniebrüten

Das Brüten in der Kolonie bringt viele Vorteile gegenüber Feinden. Gemeinsam beobachten viele Tiere gleichzeitig vom Boden und von der Luft aus sehr wachsam die Umgebung und warnen rechtzeitig bei drohender Gefahr. Diese Aufmerksamkeit geht auch auf Tiere über, die sich sonst eher unbedarft in ihrer Umgebung bewegen. Dadurch fällt es einem potentiellen Angreifer schwerer, sich auf ein Opfer zu fixieren während er sich der Kolonie nähert (Konfusionseffekt). Da die Koloniemitglieder ihre Feinde gemeinschaftlich abwehren, sinkt für jedes Tier die Wahrscheinlichkeit, einem Räuber zum Opfer zu fallen. Wenn ein Feind die Kolonie angreift, wird er von allen Kolonievögeln gemeinsam in die Flucht geschlagen. Die Abwehrattacken, die mit Schnabelhieben und sogar mit Bekoten begleitet werden, sind oft heftig und erfolgen in sehr kurzen Abständen.

Auch andere Arten, die nicht zu der Art gehören, welche die Kolonie bildet, siedeln dort gerne und profitieren – oft ohne sich selbst an der Verteidigung zu beteiligen – von den Vorteilen des höheren Schutzes. Haussperlinge nisten sich als „Untermieter“ in die Horste des Weißstorchs ein, Schwarzmilane ernähren sich von den Futterresten der Kormoran- und Graureiherkolonien.

Neben der Feindabwehr ist ein weiterer Vorteil der Koloniebildung, dass Information über gute Nahrungsgebiete sehr schnell über Artgenossen weitergegeben werden können. Deswegen brüten vor allem solche Vogelarten in Kolonien, die Nahrungsquellen nutzen, die räumlich und zeitlich nicht vorhersehbar auftreten. Beispiele für solche Vogelarten sind Seevögel, die Fischschwärme befischen sowie Mauersegler und Schwalben, die sogenanntes „Luftplankton“ und schwärmende Insekten fressen.

Kolonien können aber auch einfach nur deshalb gebildet werden, weil anderweitig sichere Brutplätze nur in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen und deswegen bereits oft besetzt sind. Da jedes Individuum bestrebt ist, einen sichereren Brutplatz auszuwählen, bietet das Koloniebrüten eine lohnende Alternative. In Kolonien wird der Beginn des Legens bzw. der Bebrütung synchronisiert, so dass alle Jungen etwa zur gleichen Zeit schlüpfen. Da so die gefährlichste Phase, nämlich die der Kükenaufzucht, in der gesamten Kolonie gleichzeitig stattfindet, gleich lang dauert und dadurch möglichst kurz gehalten wird, sinkt die Gefahr, dass viele Küken von Räubern erbeutet werden. Auch der Raub von Eiern und Küken durch Artgenossen wird durch diese Synchronisation verringert.

Funktionsweise von Kolonien

Eine großflächige Verteilung von Individuen einer Art auf möglichst viele verschiedene Kolonien spielt eine wichtige Rolle für den Gesamtbestand einer Tierart und die Dynamik in jeder einzelnen Kolonie. Altvögel, die aus großen Kolonien abwandern, verhindern, dass sich andere Kolonien auflösen und erhöhen dadurch gleichzeitig deren Bruterfolg.

Für die Sicherung des Bestandes einer Art ist es wichtig, einzelne Tiere über verschiedene Kolonien austauschen zu können. Da ein Brutplatz zusätzlich auch natürlichen Veränderungen unterliegt, kann nur eine Population mit mehreren Brutplätzen einen einzelnen Koloniestandort dauerhaft sichern. Verluste in einer Kolonie können so durch die Bruterfolge in einer anderen wieder ausgeglichen werden.

Probleme in Kolonien

Kolonien können durch innerartlichen Stress auch Nachteile für die daran beteiligten Tiere bringen. Stehen die Nester zu dicht beisammen und ist nicht ausreichend Nahrung für alle vorhanden, können Küken, die sich zu weit aus dem Nestbereich entfernt haben, von fremden Altvögeln ergriffen und an die eigenen Jungen verfüttert werden. Gibt es solche Nahrungsengpässe, verlassen die Jungtiere eher den engen, sicheren Nestbereich, was solche kannibalischen Übergriffe zunehmen lässt.

Auch die Aggression der benachbart brütenden Altvögel nimmt untereinander zu. Sie stehlen sich gegenseitig Futter, stören sich häufig, was auch ihre Aufmerksamkeit gegenüber Feinden vermindert. Bis über 50 % der Küken einer Kolonie können durch Artgenossen getötet werden. Sind die Kolonien zu klein, um sich wirksam gegen Feinde verteidigen zu können, wird der Bruterfolg zu gering, um auf Dauer die Kolonie zu halten oder anwachsen zu lassen oder sie wird sogar aufgelöst.

In Kolonien können sich Parasiten schnell von einem auf das andere Individuum übertragen. Werden viele stark von Parasiten befallen, brüten sie ebenfalls weniger erfolgreich.

Das Schilf (Röhricht) wird von den dort lebenden Vögeln in vielerlei Hinsicht genutzt: Es dient als Nist- und Mauserplatz, als Territorium für die Nahrungssuche und als Versteck für die Nacht.

Vogelarten

Einige „Schilfvögel“, z.B. die Rohrsängerarten und die Zwergdommel, verbringen ihr ganzes Leben im Schilf. Andere sind dort nur zeitweise zu Hause, wie beispielsweise Haubentaucher und Blässhuhn zum Brüten.

Röhrichte werden besonders als überlebenswichtige Rastplätze für zahlreiche Zugvögel auf ihrem Flug in ihre Winter- oder Sommerlebensräume genutzt, z.B. von Rotkehlchen, Blaumeise, Fitis, Zilpzalp, Mönchs- und Gartengrasmücke. Auch Stare, Mehl- und Uferschwalben nutzen Röhrichte als sichere Schlafplätze auf ihrem Zug. Sie stellen sich hier oft zu Tausenden ein, werden aber nicht zu den „Schilfvögeln“ gezählt.

Die Größe der Röhrichtflächen beeinflusst maßgeblich, welche Vogelarten darin vorkommen. Nur in großen zusammenhängenden Schilfröhrichten siedeln sich Bartmeise, Drosselrohrsänger, Purpurreiher oder Rohrweihe an. Für Rohrammer und Sumpfrohrsänger reichen hingegen auch kleine Schilfbestände entlang von Bächen und Gräben aus.

Die Vogelarten verteilen sich nicht gleichmäßig im Röhricht. Der Übergangsbereich von der freien Wasserfläche zum Schilfröhricht wird von zahlreichen Entenarten, Haubentaucher, Höckerschwan, Schwarzhalstaucher und Zwergtaucher bevorzugt. Der hohe, im Wasser stehende Schilfgürtel bietet hingegen Lebensraum für den Drosselrohrsänger. Der dem festen Land zugewandte Schilfbereich wird von Bartmeise, Teich- und Schilfrohrsänger besiedelt. Im noch trockeneren Landschilfröhricht finden sich dann auch Bodenbrüter wie Feld- und Rohrschwirl oder Rohrammer ein.

Anpassung an den Lebensraum

Um sich an die langen, senkrecht stehenden Halme im dichten Wasser-Schilfröhricht, ihrem bevorzugten Lebensraum, anzupassen, haben Teichrohrsänger und Drosselrohrsänger kräftigere Klammerfüße entwickelt als ihre Verwandten Schilfrohrsänger und Sumpfrohrsänger. Die beiden letztgenannten bevorzugen Übergangsbereiche zu den Rieden und Röhrichtränder, die zur Landseite gerichtet sind.

Manche der schilfbewohnenden Vogelarten zeigen besondere Verhaltensweisen. Zwergdommel und Rohrdommel nehmen bei Gefahr die sogenannte Pfahlstellung ein, welche die längsgestreiften Tiere optisch mit den Schilfhalmen verschmelzen lässt.

Nahrung

Die hohen Nistdichten, die in Schilfröhrichten erreicht werden, erklären sich durch das dort vorhandene, vielfältige Angebot an Insektennahrung. Fliegende Insekten sind hier so reichlich vorhanden, dass sogar die Vögel der Feldflur und der Siedlungen während der Rast beim Vogelzug ins Schilf gelockt werden. Zusätzlich gibt es zahlreiche Insektenlarven, die im Wasser, im Schlick, in der Streu und in den Schilfhalmen selbst leben und das Nahrungsangebot für Schilfvögel erhöhen.

Untersuchungen auf der Halbinsel Mettnau am Bodensee, einem wichtigen Vogelrastplatz, haben gezeigt, dass die Biomasse der Insekten und Spinnen in den Schilfhalmen ausreicht, um den Nahrungsbedarf aller durchziehenden Kleinvögel zu decken.
Der hohle Halm des Schilfrohres ist bspw. Lebensraum für zahlreiche Insektenarten wie Grabwespen, Gallmücken und Halmfliegen. Halmfliegen gelangen während des Sommers als Eier oder Larven in die Halme und entwickeln sich hier bis zum nächsten Frühjahr. Andere Insekten und auch Spinnen wandern erst im Herbst in Schilfhalme und Stoppeln ein, um hier den Winter zu verbringen. Diese Tiere sind bevorzugte Nahrung von Blaumeise, Rohrammer und Beutelmeise, die auf ihrer Suche nach Insekten kaum einen Schilfhalm unversehrt lassen.

Sehr wichtig für die Stabilität der Schilfbestände ist der Teil des Röhrichts, der unter der Wasseroberfläche liegt. Zwischen den Stengeln können Fische und Amphibien geschützt ablaichen und heranwachsen oder den Schilfvögeln als Beute dienen. Auf den Stengeln bildet sich ein Algen- und Kleintieraufwuchs, den z.B. Wasserschnecken abweiden können. Von der Schilfpflanze selbst ernähren sich nur wenige Schilfbewohner, da ihre Hautzellen mit Kieselsäure verfestigt und somit für die meisten Tiere ungenießbar sind.