Logo Natursport
Skip to main content

Waldnutzungsformen

In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Waldnutzungsformen kurz beschrieben. Damit sind aktuelle forstliche, aber auch alte und traditionelle, nur noch selten betriebene Bewirtschaftungsformen gemeint.

Der Hochwald als häufigste Waldnutzungsform unserer Zeit ist ein hochstämmiger Wald mit mehr oder weniger geschlossenem Kronendach. Er ist durch Naturverjüngung oder Anpflanzung entstanden. Die Nutzung erfolgt nach langen Umtriebszeiten, im Plenter- oder im Kahlschlagbetrieb.

Ein „gleichaltriger“ Hochwald setzt sich aus Bäumen zusammen, die alle etwa das gleiche Alter haben und damit auch ungefähr gleich hoch sind. Der „zweialtrige Hochwald“ unterscheidet sich von diesem dadurch, dass ältere, große Bäume nachträglich mit jüngeren Bäumen, oft von einer anderen Baumart, unterpflanzt werden. Da die nachträglich gepflanzten Bäume zum Wachstum eine gewisse Lichteinstrahlung benötigen, kann eine solche Unterpflanzung vor allem in lichtdurchlässigen Kiefern- oder Eichenwäldern erfolgen.

Unter natürlichen Bedingungen neigen nur Buchen dazu, auf größeren Flächen Hochwälder zu bilden. Die Hochwälder, die wir bei uns vorfinden, sind jedoch ausschließlich durch forstliche Bewirtschaftung entstanden. Wenn beim Anpflanzen einer späteren Hochwaldfläche gleichaltrige Jungpflanzen oder Stecklinge verwendet werden, haben die Bäume dann tatsächlich alle das gleiche Alter. Ein gleichaltriger Hochwald kann aber auch durch die sogenannte Naturverjüngung angelegt werden. In diesem Fall werden beim Kahlschlag einige Altbäume stehen gelassen, aus deren Samen im Laufe der nächsten Jahre die neuen Bäumchen keimen. Bei Buchen und Eichen beträgt der Altersunterschied dann etwa 5 – 10 Jahre, bei Fichten und Tannen etwa 20 – 40 Jahre.

Ist eine Waldkultur forstwirtschaftlich neu angelegt, entwickeln sich nacheinander die Stadien von Jungwuchs, Dickung und Stangenholz, Baumholz und Altbestand. Die beiden letzten Entwicklungsstadien bilden den Hochwald.

Lebensraum Hochwald

Die Abgrenzung von im Hochwald lebenden spezifischen Pflanzen und Tierarten kann nur schlecht separat vorgenommen werden, da die Ausbildung spezieller Lebensräume und Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen des Hochwaldes nicht ausschließlich von der Betriebsart abhängt, sondern auch stark vom Ausgangsgestein, dem Bodentyp und dem Klima abhängig ist. Somit sind die Übergänge, was den Lebensraum für Pflanzen und Tiere angeht, zu anderen Betriebsarten oft fließend und nur mit Einschränkungen lassen sie sich streng abgrenzen.
Die Abgrenzung ökologischer Strukturen und unterschiedlicher Lebensräume des Waldes lassen sich besser über die Einteilung in Stockwerke erläutern als anhand von Betriebsarten (vgl. Wald).

Frühblüher
Da das Kronendach der hohen Bäume im Hochwald sehr dicht schließt, kann nur sehr wenig Licht bis zum Boden dringen. Hier können daher kaum Kräuter oder Gräser wachsen. Eine Ausnahme bildet der Laubwald im Frühjahr. In dieser Zeit ist das Lichtmaximum des Jahres am Boden meßbar, da die Bäume noch kahl sind und das Licht ungehindert durchlassen. Dies machen sich die typischen Frühlingsblüher des Waldes zu Nutze. Sie wachsen, blühen, fruchten und vergehen oft schon, bevor im Mai die Buchen und Eichen grün austreiben. BuschwindröschenScharbockskrautMaiglöckchen, Waldsternmiere, Veilchen und Lerchensporn sind solche frühen Blütenpflanzen der Laubwälder.

Tiere
Nur wenige Tierarten, z.B. Eichhörnchen, Rötelmaus, Waldmaus, Baummarder und einzelne Fledermaus- (Bechsteinfledermaus) und Vogelarten (Schwarz- und Grauspecht) bewohnen bevorzugt Hochwälder. Für die meisten größeren Tiere sind sie zu einförmig und unsicher, da sie von potentiellen Feinden gut einzusehen sind. Die Fluchtwege zur nächsten Versteckmöglichkeit sind zu lang und auch das Nahrungsangebot ist aufgrund der nur dürftig wachsenden Gräser und Kräuter nicht sehr verlockend. Je nachdem wie naturnah ein Hochwald ist, kann die Attraktivität für Waldtiere durch ein ausreichendes Lebensraumangebot wie Totholz, Höhlen in älteren Bäumen und Nahrung (Bucheckern, Eicheln) steigen.
 
In einem natürlichen Wald wechseln sich kleinräumig Flächen mit ausgedehnter Kraut- und Grasschicht, dichter Jungwuchs, versteckreiche Totholzstrukturen und große, alte Bäume ab. Für die meisten Tierarten liegen dadurch Nahrungsflächen, Versteckmöglichkeiten und Kinderstuben direkt nebeneinander.

Durch die forstliche Bewirtschaftung fehlt diese Vielfalt. Im Stangen- und Hochwald gibt es keine Verstecke. Die Flächen sind weit einsehbar und vermitteln den Tieren, die sich darin aufhalten, keine Sicherheit. Nahrung finden sie eher auf Kahlflächen, Verstecke suchen sie in der Dickung.

Natursport

Der Erholungswert von Wald ist unabhängig von der Betriebsart zweifellos hoch und hängt nicht wesentlich von der Bewirtschaftungsform ab. Gute Waldluft, ein ausgeglichenes Klima, abwechslungsreiche Strukturen und ein hohes Erlebnispotential locken viele Menschen in den Wald. Spazierengehen, Wandern, Naturbeobachten, Sammeln sowie Joggen, Mountainbiken, Reiten und Orientierungsläufe werden unabhängig von der Bewirtschaftungsform im Wald bevorzugt ausgeübt (vgl. Wald).
In Waldgebieten, die stark von Erholungssuchenden und Sportler*innen besucht werden, kann man davon ausgehen, dass die Flächen beidseitig der genutzten Wege bis zu einer Entfernung von mindestens 50 m von den meisten störungsempfindlichen Tieren nicht mehr genutzt werden. Je ausgeräumter und „durchsichtiger“ ein Wald ist, desto größer werden diese Flächen. Besonders an Wegen die entlang von Hochwäldern verlaufen, können Störungen sehr weit reichen. Dies kann dazu führen, dass Hochwälder von vielen Tieren völlig gemieden werden.

Einzelbaumentnahme

Beim Plenter- und mit leichten Einschränkungen auch beim Femelbetrieb kommen ständig alle Altersstufen vom einjährigen bis zum hiebreifen Altholz gemischt auf einer Fläche vor (altersheterogener und vielschichtiger Bestandsaufbau). Die forstliche Nutzung erfolgt hierbei durch Einzelbaumentnahme („Plenterung“) oder den sogenannten Femelschlag, bei dem kleine Gruppen von Bäumen abgeholzt werden und sich natürliche Verjüngungsstellen ausbilden können (Schaefer 1983).
Der sich dort einstellende Jungwuchs wird entsprechend gepflegt und vereinzelt. Vereinzelte und starkwüchsige Exemplare werden gefördert. Anstelle der Naturverjüngung können auch Gastbaumarten durch Pflanzung eingebracht werden.
Der Femelbetrieb und besonders Plenterbetrieb sind somit Formen der naturnahen Waldbewirtschaftung. Hier halten sich die Anteile der heimischen Baumarten, ihre Verteilung im Bestand, die Pflege und die Verjüngung des Waldes sowie eine ökologisch vertretbare Beimischung von Gastbaumarten, soweit sie den natürlichen Bedingungen entsprechen. Die Zielsetzung ist nicht allein wirtschaftlich bestimmt, sondern schließt die Erfüllung von Wohlfahrtsfunktionen und Schutzwirkungen des naturnahen Waldes für die Pflanzen- und Tierwelt ein.

Verjüngung

Der Niederwald ist eine alte Bewirtschaftungsform, die der Gewinnung von Brennholz, Nutzholz oder Gerbrinde diente. Da nur junge Bäume vitale Stockausschläge bilden können, erfolgte die Nutzung und Verjüngung in kürzeren Umtriebszeiträumen von meist 15 – 30 Jahren.
Zu den für diese Bewirtschaftungsform geeigneten, durch Stockausschlag oder Wurzelbrut mehr oder weniger verjüngungsfähigen Laubbaumarten zählen Eiche, Erle, Hainbuche, Weidenarten, Linde, Esche, Ulme, Birke, Ahorn, ZitterpappelEsskastanie, Pappel und Robinie.
Niederwälder wurden letztmalig in größerem Rahmen nach dem 2. Weltkrieg zur Brennholzversorgung genutzt. Bei Schutzgebietsausweisungen werden Niederwälder verstärkt berücksichtigt. Der Buschwaldcharakter kommt vielen Tieren zugute, die sonst in natürlichen, lichten Eichen-Trockenwäldern flachgründiger und sonnenexponierter Standorte vorkommen, darunter Falter wie Birkenspinner, Braunes Ordensband, Gelbringfalter, Maivogel und Brombeerzipfelfalter. Eine charakteristische Vogelart der Niederwälder ist das Haselhuhn (Pretscher & Schretzmann 1996).

Niederwald- und hochwaldartige Nutzung

Der Mittelwald stellt eine Mischform aus niederwald- und hochwaldartiger Nutzung dar. Bei jedem Abtrieb des Niederwaldbestandes wurde eine Anzahl gut gewachsener Bäumchen erhalten. Der Mittelwald baut sich aus einer gleichaltrigen, niederwaldartigen Unterschicht und einer meist ungleichaltrigen Oberschicht auf. Später wurde die Oberschicht auch durch Pflanzung eingebracht. Vor allem nutzholzliefernde Baumarten wie Eiche, Esche und Pappel läßt man zu Stammholz durchwachsen (Arbeitskreis Forstliche Landespflege 1987). Mittelwälder sind meist Lichtwälder mit reicher Kraut- und Strauchschicht und beherbergen über 50 Vogelarten sowie zahlreiche Käfer- und Falterarten (siehe auch Niederwald).

Ausdünnung

Durch die bis ins 19. Jahrhundert verbreitete Waldbeweidung und nachfolgend weitgehende Ausdünnung des Baumbestandes entstanden sogenannte Hutewälder, auch Weidewälder oder Schachten genannt. Sie sind durch einen lichten, weiträumigen Baumbestand aus Eichen und Buchen sowie Ahorne gekennzeichnet, im Gebirge auch Lärchen und Fichten. Die Bäume sind sehr breitkronig und tief beastet. Insbesondere die der Eichel- und Bucheckernmast für Vieh und Schalenwild dienenden Weidewälder sind mit ihren 500 – 600 Jahre alten Eichen und 300 Jahre alten Buchen sehr imposant und stellen kultur- und forstgeschichtlich wertvolle Dokumente dar. Hutewälder besitzen ein vom normalen Wald stark abweichendes Kleinklima und beherbergen eine spezifische Flora und Fauna. Zur Erhaltung der letzten Vorkommen müssen die Flächen von unerwünschtem Aufwuchs freigehalten werden.
Als Pflegemaßnahme kommt die Mahd oder auch eine begrenzte Wiederaufnahme des Weidebetriebes in Betracht. Zur Sicherung der landschaftsprägenden Einzelbäume und Baumgruppen muß rechtzeitig für Jungwuchs gesorgt werden. (Arbeitskreis Forstliche Landespflege 1987; Pretscher & Schretzmann 1996, Biotopmanagement auf Golfanlagen 2005).