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Lichtungen

Waldlichtungen können auf natürliche Weise entstehen, wenn große Bäume altersbedingt oder durch starke Stürme umstürzen. Die meisten großen Lichtungen entstehen jedoch durch forstliche Bewirtschaftung. „Schlagreife“ Baumbestände werden komplett abgeholzt und geerntet. Dieser Vorgang wird als Kahlhieb, die verbleibende Fläche als Kahlschlag bezeichnet. Manchmal werden große Einzelbäume, so genannte Überhälter stehengelassen. Sie dienen dazu, die Naturverjüngung einzuleiten, was bedeutet, dass aus ihren Samen die neuen Bäumchen heranwachsen.

Waldlichtungen bieten durch ihre starke Krautschicht und sonnige Lücken Nahrung und Lebensraum für Haselhuhn und Sperber sowie für große, pflanzenfressende Säugetiere. Rehe und Hirsche sind hier vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung anzutreffen. Wachsen die ersten Sträucher und jungen Bäume heran, werden die sonnendurchfluteten Bereiche auch als Wochen- und Kinderstube genutzt. In den jungen Bäumchen brüten Heckenbraunellen, Goldammern, Grasmücken und Neuntöter.
Ameisen sind wärmeliebende Tiere. Sie finden daher auf Kahlschlägen und Lichtungen gute Lebensbedingungen vor, bis der nachfolgende Vorwald die durch Sonneneinstrahlung geprägten Standortverhältnisse dauerhaft verschlechtert. Außerdem finden sie hier zusätzlich ein reiches Angebot an Totholz und Wurzelstrünken.

Lichtungen bereichern sowohl die ökologische als auch die optische Vielfalt des Waldes. Tiere fühlen sich aufgrund schlechterer Fluchtmöglichkeiten auf einem leergeräumten, großen Kahlschlag eher gefährdet als auf einer kleinen, reich strukturierten Lichtung. Dies kommt besonders in Waldgegenden, die von vielen Menschen besucht werden, zum Tragen. Da sich viele Wildtiere vor allem in der Dämmerung zur Nahrungs- und Beutesuche auf Kahlschlägen und Lichtungen einfinden, sollten Natursportler*innen und Erholungssuchende diese Gebiete abends und früh morgens meiden (besonders im Winter) bzw. hier nicht unnötig lange verweilen.

Betroffene Tierarten

Zwischen natürlichen Waldlichtungen und forstwirtschaftlichen Kahlschlägen bestehen ökologisch bedeutende Unterschiede.
Natürliche Waldlichtungen entstehen weitaus seltener als forstliche Kahlschläge. Auf natürlichen Lichtungen bleiben nach einem starken Sturm Stämme, Strünke, Bruchholz, sowie Jungpflanzen übrig. Diese Strukturen beschatten den Boden, verhindern, dass er ausgewaschen wird und steigern die Vielfalt der Lebensräume.

Kahlschläge

Forstliche Kahlschläge orientieren sich an den Umtriebszeiten. Von Kahlschlägen wird das Totholz weitgehend abgeräumt und wirtschaftlich genutzt. Meist werden die Flächen dann noch weiter bearbeitet und „gesäubert“, wodurch zahlreiche, für Tier- und Pflanzenarten interessante Strukturen beseitigt werden: Verbliebene, dünnere Bäume werden abgesägt, abgestorbene Bäume entfernt, aufgeklappte Wurzelteller zurückgeklappt und durch Befahren der Bodenvegetation mit schweren Schleppern wird der Boden verdichtet und kleine Strukturen zerstört. Der Waldboden wird durch den Kahlhieb entblößt. Die Sonne kann den Boden dann mit einer im Vergleich zum geschlossenen Wald bis zu zehnfach intensiveren Sonneneinstrahlung aufheizen. Die Luftfeuchtigkeit schwankt dort merklich zwischen Tag und Nacht. Starke Regenfälle führen zu Bodenerosion, vor allem auf geneigtem Gelände. Nährstoffe, die sich im geschlossenen Waldbestand über Jahrzehnte angesammelt haben, werden rasch freigesetzt und sorgen für eine im Licht üppig wachsende Gras- und Krautflur.

Sukzession

Wird ein Kahlschlag sich selbst überlassen, setzt die natürliche Sukzession ein. Diese führt in zeitlicher Abfolge von der Krautvegetation zu Hochstaudenfluren und Sträuchern, schließlich über Pionierbäume und Vorwald zu den dauerhaften Waldstadien. Im Verlauf der Sukzession wechselt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenarten ab (vgl. Wald). Genauso dynamisch und vielfältig sind auch die Tierarten, die die Kahlschlagflächen und Lichtungen besiedeln.
Meist wird ein Kahlschlag jedoch schnell wieder mit den forstwirtschaftlich gewünschten Baumarten aufgeforstet. Der natürliche Sukzessionsablauf wird dadurch gestört und verkürzt.