Hochgebirge
Die Alpen bilden einen 1.200 km langen Gebirgsbogen im Zentrum Europas. Sie sind geologisch, klimatisch und ökologisch ein prägender Teil unseres Kontinents und stellen eine große Trennlinie zwischen Zentraleuropa und dem mediterranen Raum dar.
Für viele seltene Tiere und Pflanzen sind die Alpen ein Rückzugsgebiet, in denen es noch großflächig gering besiedelte, weitgehend natürliche Flächen gibt. Dennoch leiden die Alpen unter Zersiedelung, touristischer Übernutzung und dem Transitverkehr.
Vielfältigkeit
Charakteristisch für alpine Landschaften ist ihre Vielfältigkeit: Mosaikartig liegen unterschiedlichste Standortbedingungen nebeneinander und erzeugen Lebensräume, die in ihrer Struktur kaum abwechslungsreicher zu finden sind. Auf kleinstem Raum und innerhalb kürzester Zeit finden sich große Gegensätze. Innerhalb weniger Stunden können hohe Sommertemperaturen von heftigem Regenschauer oder Schneesturm abgelöst werden. Die räumliche Variabilität eines einzigen Talabschnittes kann nackte Felsen, Seen, trockene Schotterfluren, Quellen, alte Schneefelder, Bachläufe, Sümpfe, Zwergstrauchheiden, Hochgebirgsrasen und Latschengestrüpp umfassen. Alle diese Lebensraumstrukturen beherbergen Tierarten, die an die extremen Bedingungen der Hochgebirge angepasst sind.
Relief
Die Alpen weisen ein stark ausgeprägtes Relief auf. Diese Tatsache macht die Hochgebirge landschaftsökologisch zu etwas ganz Besonderem. Die typischen Pflanzengesellschaften und Landschaftselemente der Alpen sind eine Folge davon, dass sich die Landschaft vertikal „in die Höhe“ erstreckt.
Stark vereinfacht dargestellt nimmt die Durchschnittstemperatur je 100 m Höhenzunahme um 1 °C ab. (Heinz, Veit; 2002)
Auch die Windgeschwindigkeit nimmt zu. Herrscht in Garmisch ein kaum wahrnehmbares Lüftchen, muss man die Wanderkarte auf der Zugspitze gut festhalten, damit sie nicht davonfliegt.
Mit zunehmender Höhe nimmt auch die Dauer der Schneebedeckung zu, während die Dauer der Vegetationszeit, d.h. die Zeit, in der die Pflanzen wachsen können, abnimmt. In größeren Höhen gibt es meist mehr Niederschlag als in den Tälern. Auch die Sonneneinstrahlung ist hier vor allem im kurzwelligen Bereich intensiver (Zunahme der Hautkrebsgefahr!).
Alpine Sportarten
Für viele Natursportarten scheinen die Alpen ein ideal geeignetes Freizeitgebiet zu sein. Nicht umsonst preisen sich viele Fremdenverkehrsorte mit der Bezeichnung „Arena“ und einem immensen Angebot an alpinen Sportarten an.
Neben auch anderswo üblichen Natursportarten wie Jogging, Radfahren, Reitsport, Geländelauf, Ballonfahrt, Lenkdrachen, Modellflug, Segelflug, Ultraleichtflug, Motorflug, Motorboot, Rudern, Segeln, Sporttauchen, Windsurfen, Angeln, Naturbeobachtung und Zelten, gibt es Sportarten, die ausschließlich oder in besonders großem Ausmaß in den Alpen durchgeführt werden.
Alpine Sportarten sind z.B. Wandern, Klettern, Mountainbiking, Ski Alpin, Skilanglauf, Snowboarding, Tourenskigehen, Drachen- & Gleitschirmflug, Canyoning, Rafting und Wildwasserfahren. Sie bringen zwangsläufig große Belastungen für die ohnehin schon beeinträchtigte Tier- und Pflanzenwelt der Gebirge mit sich.
Um eine naturverträgliche Sportausübung zu ermöglichen, wurden für viele Sportarten und alpine Regionen bereits Regelungen oder Konzepte erarbeitet. Da jedoch immer mehr Menschen die anscheinend unberührte Natur der Alpen zur Erholung nutzen, wird es immer schwieriger, eine Balance zwischen beiden Bereichen zu finden.
Vom niedrigen Hügelland bis zu den höchsten Gipfeln kann man eine typische Abfolge verschiedener Vegetationsstufen unterscheiden. Diese Vegetationsstufen beinhalten die dort anzutreffende natürliche Pflanzendecke, die jedoch mittlerweile in vielen Regionen vom Menschen stark verändert wurde. Weitgehend naturbelassene Vegetationsstufen kann man vor allem in den höheren Regionen der Alpen noch gut erkennen. Interessant ist es, auf die Abfolge der Pflanzen zu achten, wenn man eine Wanderung aus dem Tal bis hinauf zum Gipfel macht.
Die folgenden Angaben zur Höhe beziehen sich auf die Höhe über dem Meeresspiegel, bis zu der die betreffende Vegetationsstufe vorzufinden ist. Die Grenzen der Höhenstufen schwanken jedoch mit der Hangausrichtung und der geografischen Lage, vor allem zwischen Nord-, Zentral- und Südalpen. Die Höhenstufengrenzen der südexponierten Hänge sind höher, die der nordexponierten Hänge niedriger.
- Die Stufe des Hügellandes (colline Stufe, bis etwa 300 – 500 m) ist im natürlichen Zustand mit Laubwald bewachsen (vgl. Wälder). Die mittlere Jahrestemperatur beträgt etwa 12 °C.
- Die untere Bergwald- oder Bergwaldübergangsstufe (submontane Stufe, bis etwa 500 – 1000 m) wird von Buchenwäldern geprägt. Auch Eichen- und Hainbuchenwälder sind an entsprechenden Standorten zu finden. Gebietsweise tauchen Tannen-, Laubmisch- und Föhrenwälder auf. Die Vegetationsdauer ist länger als 250 Tage.
- Die Bergwaldstufe (montane Stufe, bis etwa 1400 – 1.800 m) ist der Standort von Buchen- oder Buchen-Tannen-Fichten-Bergmischwäldern. Im oberen, hochmontanen Bereich kommen reine Nadelwälder vor. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt etwa 8 °C; es gibt zwischen 200 und 250 Vegetationstage im Jahr.
- Die Kampfwald- und Krummholzstufe (subalpine Stufe , bis etwa 1.900 – 2.400 m) besteht aus Legföhren- und Grünerlengebüschen, die in größeren Höhen in Zwergstrauchgesellschaften übergehen. Weiter unten sind auch aufgelockerte Lärchen-Zirbenbereiche zu finden. Das Jahresmittel beträgt etwa 5 °C; die Anzahl der Vegetationstage liegt bei 100 – 200. Der Name dieser Vegetationsstufe bezieht sich darauf, dass Bäume hier Bedingungen vorfinden, die sie an ihre Überlebensgrenze kommen lassen. Scharfer Frost, Schneelast und heftige Stürme beeinflussen ihren Wuchs, so dass sie häufig sehr bizarre Formen annehmen.
- Die Zwergstrauch- und Grasheidenstufe reicht bis zur Grenze der geschlossenen Pflanzendecke (alpine Stufe, bis etwa 2.500 – 3.000 m). Im unteren Bereich wachsen Zwergstrauchheiden, im oberen Bereich Gebirgsrasen. Es gibt weniger als 100 Vegetationstage im Jahr.
- In der Stufe der polster- und teppichbildenden Pflanzen (subnivale Stufe, bis etwa 3.000 – 3.300 m) findet sich nur noch eine sehr stark aufgelockerte Vegetation, unterbrochen von Schutt und Fels.
- Die Schneestufe (nivale Stufe) liegt oberhalb der klimatischen Schneegrenze. Nur an Graten und Felswänden wachsen letzte Blütenpflanzen. Darüber hinaus finden sich Moose und Flechten, die hier auch als Kryptogamengürtel bezeichnet werden. In dieser Höhe macht sich der geringere Luftdruck und der geringere Sauerstoffgehalt der Luft bemerkbar.