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Steinbrüche

Der Abbau von Festgesteinen, beispielsweise Kalk- und Sandstein, führt zu völlig veränderten Biotopstrukturen. Steinbrüche verändern Natur und Landschaft von Grund auf und stellen von Menschen gemachte Lebensräume dar. Das Mosaik an Teil- und Kleinstlebensräumen aus sonnenexponierten Geröllhalden, schroffen Felsabbrüchen, Nischen und Simsen, alten Fahrspuren und Tümpeln stellt aber oft ökologisch wertvolle Sekundärstandorte für viele Tier- und Pflanzenarten dar.

Charakteristische Merkmale sind insbesondere Wasser- und Nährstoffarmut, extremes Mikroklima und eine meist hoch ausgeprägte strukturelle Vielfalt, die eine hohe Artenvielfalt fördert und Raum für Pflanzen und Tiere mit unterschiedlichsten Überlebensstrategien bietet.

Steinbrüche lassen sich in folgende Lebensraumbereiche einteilen:

  • Steinbruchrand mit Übergangsbereichen, Offenland-Nutzflächen, Zufahrtswegen,
  • Steinbruchwand mit Felswänden, Zwischensohlen/Bermen, Schuttkegeln und Schutthängen,
  • Steinbruchsohle mit Halden, Trocken- und Feuchtstandorten.

Je nach Ausgangsgestein, Größe, Struktur, Flachgründigkeit und Alter des Steinbruchs und dem zeitlichen und räumlichen Neben- und Nacheinander von Abbau- und Stilllegungsflächen können sich Biotoptypen wie Magerrasen, Felstrockenrasen, Gebüsche, Gehölzgruppen sowie Tümpel, Flachwasserbereiche und Teiche entwickeln. Ausschlaggebend für den Artenreichtum ist, dass schon während des Abbaubetriebes geeignete Begleitmaßnahmen durchgeführt werden, bei denen ein besonderes Augenmerk auf die räumliche und zeitliche Abfolge von Abbau und Stilllegung bzw. Renaturierung gelegt wird.

Steinbrüche sind durch eine hohe Lebensraumvielfalt, das Vorhandensein extremer Lebensräume und eine hohe Lebensraumdynamik gekennzeichnet und erfüllen die Standortansprüche vieler seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Ein besonderes Merkmal von Steinbrüchen sind flächig ausgebildete Rohbodensubstrate, die neu besiedelt werden können. Zudem kommen keine Düngemittel und Pestizide zum Einsatz.

Flora

Steinbrüche weisen je nach Exposition, Beschattung und Insolation eine hohe Vielfalt an Pflanzengemeinschaften auf. Auffällig sind vor allem die zumeist ausgedehnten Ruderalfluren mit Arten wie Weißer und Hoher SteinkleeNatternkopf und Schwarze Königskerze. Schildampfer und Schmalblättriger Hohlzahn zählen zu den Erstbesiedlern der beweglichen Schutthalden. Botanisch wertvoll sind vor allem die nährstoffarmen Halbtrockenrasen-Bereiche mit Arten wie dem blau blühenden Fransen-Enzian, dem durch ihre goldgelben Blüten auffallenden Sonnenröschen und der violette Blüten tragenden Tauben-Skabiose. Auch Orchideen wie Geflecktes Knabenkraut, Mücken-Händelwurz oder Fliegen-Ragwurz haben häufig in Steinbrüchen einen Ersatzlebensraum gefunden.

Fauna

Steinbrüche sind mit ihrem hohen Strukturreichtum für eine Vielzahl von Tierarten als Lebensraum interessant. Die Steinbruchsohle bietet mit ihrem kleinräumigen Wechsel von Feucht- bis Trockenbereichen, Ruderalfluren, Verbuschungszonen und sonnenexponierten Hängen sowohl Amphibien wie Erdkröte, Feuersalamander, Grasfrosch, Erd-, Wechsel- und Kreuzkröte sowie der Geburtshelferkröte, als auch Reptilien wie Zauneidechse, Schlingnatter und Blindschleiche ideale Lebensbedingungen. 

Die oft unzugänglichen Steilwände und Felsterassen werden gerne, je nach Ausprägung mit Vorsprüngen, Felsnasen, Spalten und Vertiefungen vom Uhu sowie von Turm- und Wanderfalken als Brutplatz genutzt. Haus- und Gartenrotschwanz sowie Steinschmätzer fühlen sich in den vielfältigen Lebensräumen des Steinbruchs ebenso wohl wie die Fledermäuse in Klüften und Höhlungen. Zusätzlich bietet die Vielzahl an Pflanzenarten mit ihrem hohen Blütenreichtum zahlreichen Insekten, wie z.B. Schmetterlingen und Wildbienen, eine wichtige Nahrungsquelle. Die vegetationsfreien oder vegetationsarmen Bereiche des Steinbruchs wie Schuttkegel und Halden können sich stark erwärmen und stellen geeignete Lebensräume für spezialisierte Tierarten wie Rotflügelige Ödlandschrecke, Italienische Schönschrecke und Felsenspringer (zu den Urinsekten zählendes Silberfischchen) sowie Mauereidechse und Schlingnatter dar.

Viele Steinbrüche sind für Wander*innen und Spaziergänger*innen, aber auch für Kletter*innen, Radfahrer*innen, Mountainbiker*innen und Taucher*innen eine Attraktion mit hohem Erholungswert. Mitunter wird auf Lehrpfaden mit Schautafeln für Spaziergänger und Wanderer über Geologie und Natur informiert und die Besucher werden durch das Gelände des Steinbruchs geführt.

Klettern

Zu einem ganz besonderen Erlebnis zählt immer öfter das Sportklettern in Steinbrüchen. Die steilen Wände und die oft große Routenvielfalt sowie die günstige Lage machen Steinbrüche zu einem mittlerweile wichtigen Klettergebiet vieler Regionen. In Wänden, Verschneidungen, an Rissen, Leisten und Auflegern finden Kletter*innen aller Leistungsstufen vertikale Herausforderungen in eindrucksvoller Kulisse. Aus diesem Grund gibt es in vielen Gebieten mittlerweile naturverträgliche Kletterregelungen mit der die Basis für eine verantwortungsvolle Betreuung und eine nachhaltige Entwicklung der Gebiete gesichert werden soll. Der Schriesheimer Steinbruch in Baden-Württemberg ist beispielsweise ein Modellgebiet für eine naturverträgliche Kletterregelung. 
Hier finden Sie Broschüren und Faltblätter zu den Themen Felsen, Klettern und Naturschutz.

Radfahren und Mountainbiking

Auch das Radfahren und Mountainbiken gehört zu einem beliebten Erholungs- und Freizeitsport in Steinbrüchen. In vielen Steinbrüchen sind auf unterschiedlich langen Strecken schmale Wege auf Kies oder auf federndem Waldboden angelegt, mit Abschnitten über Wurzeln und kleine Treppen, auf denen der Mountainbiker Sprünge üben kann.
Aber nicht nur das fahrtechnische Können ist entscheidend sondern auch das rücksichtsvolle Verhalten in Natur und Landschaft. Um Konflikten entgegenzuwirken hat der Deutsche Alpenverein für Mountainbike-Sportler*innen Hinweise zusammengestellt die hier abgerufen werden können. Zu einem naturverträglichen Mountainbiken in Steinbrüchen gehört es, das lokale Streckennetz zu nutzen und Hinweisschilder und Informationstafeln zu beachten, um diese sensiblen Lebensräume zu sichern.

Tauchen

Auch für Taucher*innen bieten Steinbrüche oft einen herausfordernden und interessanten Tauchgang. Zerklüftete Unterwasserfelsen und Felswände mit Spalten und Nischen sind aber nicht nur für Taucher spannend, hier leben auch seltene Tiere und Pflanzen die nicht gestört werden sollten. Eine Sensibilisierung der Taucher*innen, Kenntnisse von biologischen Zusammenhängen und die Beachtung des Gewässerschutzes sollten die Grundvoraussetzung für ein naturverträgliches Tauchen sein. Steinbrüche stellen außerdem für die Taucher*innen auch eine nicht unbeträchtliche und zu unterschätzende Gefahr dar, da sie durch Erosion der Steilwände geprägt sind und es zu folgenschweren Steinabbrüchen kommen kann.

Betroffene Tierarten